Kirche

Landeskomitee der Katholiken würdigt Demokratie

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern würdigt mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen die Bedeutung der Demokratie für Staat, Politik, Gesellschaft und Kirche. „Nationalistisches und egoistisches Denken können zu Ausgrenzung, Machtmissbrauch, Korruption und letztlich zu einer Zersplitterung der Gesellschaft führen“, stellen die katholischen Laien in einer Erklärung fest. Es gelte, sich derartiger Gefährdungen bewusst zu sein, um den „Wert eines demokratisch, freiheitlich, gerecht und solidarisch ausgerichteten Staates schätzen zu können“. Der Einsatz für die Demokratie sei jede Anstrengung wert. Die katholischen Laien verabschiedeten die Erklärung bei ihrer Vollversammlung am Freitag und Samstag, 15. und 16. November, in Bamberg unter dem Titel „Demokratie braucht Menschen und Werte“. Die Tagung nimmt Bezug auf die erste Verfassung des Freistaats Bayern, die vor 100 Jahren, am 15. September 1919, in Kraft trat, nachdem sie in Bamberg vom Bayerischen Landtag verabschiedet worden war.

Die Prinzipien des modernen Sozial- und Rechtsstaates basierten „nicht zuletzt auf dem biblisch-christlichen Bild vom Menschen“, erklärt das Landeskomitee. Obwohl die katholische Kirche „lange Zeit ein recht wechselhaftes Verhältnis zur Demokratie pflegte“, zählten seit ihren Anfängen Personalität, Subsidiarität, Solidarität, Gerechtigkeit, Partizipation und Nachhaltigkeit zu ihrer „Grundausstattung“. Der Blick in die jüngere Vergangenheit zeige, dass eine „regelmäßige Selbstvergewisserung über diese Wurzeln“ wichtig sei. Weil eine Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche bisher fehle, stelle das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit für die Kirche „trotz vorhandener kirchenrechtlicher Strukturen“ eine „bleibende Herausforderung“ dar.

Staat, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft brauchten die „freie Entfaltungs-, Gestaltungs- und Mitwirkungsmöglichkeit der Menschen“ sowie „Respekt, Toleranz und Offenheit“, um wirtschaftliche Stabilität, sozialen Frieden und ein „glückendes Zusammenleben“ zu ermöglichen. Das Landeskomitee verweist in diesem Zusammenhang auf das Engagement von Verbänden, Organisationen, Gemeinschaften sowie Einzelpersonen in der katholischen Kirche, von dem die „Lebensfähigkeit einer freiheitlichen, demokratisch strukturierten Gesellschaft“ wesentlich abhänge. „Religiös gebildete Menschen“ leisteten unverzichtbare Beiträge für eine „lebendige Demokratie“, indem sie „Impulse zu den grundlegenden Fragen nach dem Sinn des Lebens, aber auch bei den alltäglichen Herausforderungen in Familie, Staat und Gesellschaft“ setzten. Das Handeln von „christlich motivierten Menschen“ sei „täglich in deren Nahbereich bis hin zu staatlichen Gremien und Organen“ spürbar. Gerade die Erfahrungen mit der Demokratie in Bayern nach den beiden Weltkriegen zeigten, dass eine Gesellschaft zur Integration unterschiedlicher Menschen und Weltanschauungen fähig sei, wenn sie „aus einer soliden Werteorientierung heraus offen bleibt für neue Ideen und Entwicklungen“.

Die bayerische Verfassung, so das Landeskomitee, zeige zentrale Ziele auf, die die katholischen Laien mit ihrem „gesellschaftspolitischen, christlich motivierten Einsatz einfordern und erreichen“ könnten. So sei die Verfassung „Ausdruck eines gesunden Föderalismus“, biete eine Vielzahl an Mitbestimmungsmöglichkeiten, trete nicht nur für die Vermittlung von Sachwissen, sondern auch für Herzens-, Charakter- und Familienbildung ein, animiere zu einem auf Sozialstaatsprinzipien aufbauenden wirtschaftlichen Handeln und einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung. (ct)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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