Kirche

Aschaus Pfarrer wird nach Rom verabschiedet

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit „Servus, Pfüat Gott und auf Wiedersehn“, gespielt vom Aschauer Kirchenorchester verabschiedete sich Pfarrer Johannes Palus in der übervollen Pfarrkirche nach sieben Jahren von seiner Pfarrgemeinde in Aschau und vom Pfarrverband Oberes Priental. Über 20 Fahnenabordnungen der Vereine von Aschau, Frasdorf, Sachrang und Umrathshausen standen mit ihren Fahnen, Bannern und Standarten im Altarraum und gaben dem beliebten Pfarrherrn die Ehre, die gesamte Geistlichkeit und über 50 Ministranten aus allen vier Pfarrgemeinden zogen mit Pfarrer Palus zu seinem Abschiedsgottesdienst in das Gotteshaus ein. Der Kirchenchor und die Schwarzensteiner Sängerinnen umrahmten den Gottesdienst musikalisch. „Sieben Jahre sind für einen Priester eine verhältnismäßig lange Stehzeit“, so Pfarrer Palus in seinem Rückblick, „aber die Jahre sind wie im Flug vergangen. Aschau ist mir nach meiner Heimatstadt Freising eine zweite Heimat geworden, daher fällt mir der Abschied nicht leicht. Anders als in der Stadt schlägt man hier auf dem Lande nach kurzer Zeit Wurzeln und mit dem Umsetzen ist es nicht mehr so einfach“. Palus bedankte sich bei allen, die ihn in den letzten sieben Jahren bei seinen Aufgaben unterstützten und bekannte, dass er schon mit einem weinenden Auge nach Rom gehe. Abschied sei stets die Zeit Rechenschaft abzulegen, was man in der Zeit geleistet habe, sei der Moment der Wahrheit und der Mut zur Lücke für das, was man nicht geschafft habe und sei der Moment der guten Wünsche. Für all diese guten Wünsche sei er von tiefstem Herzen dankbar.

Der Dekan des Erzbischöflichen Dekanates Chiemsee Daniel Reichel dankte Pfarrer Palus für seine Arbeit und meinte es tue weh, ihn aus dem vertrauten Umfeld gehen zu lassen. Aus dem Urlaubsort Aschau in den noch größeren Urlaubsort Rom gehen zu dürfen, sei aber mit Sicherheit ein großer Aufstieg. Da die Sprache nach seinem Studium und langjährigen Aufenthalt in der Ewigen Stadt keine unüberwindlichen Hürden auftürme, möge er die kommenden Jahre nützen.

Die Gebirgsschützenkompanie Aschau verabschiedete Johannes Palus nach dem Gottesdienst mit exakten Ehrensalven und danach trafen sich die Pfarrgemeinde und der Pfarrverband letztmalig mit ihrem Pfarrer im Pfarrheim. Bürgermeister Peter Solnar erinnerte an das Verhältnis von Don Camillo und Peppone und wies darauf hin, dass beide zum Wohle ihrer Bürger stets am gleichen Strang gezogen hätten, wenn es darauf angekommen sei. Ebenso sei das auch das Verhältnis zwischen Rathaus und Pfarrhaus in Aschau gewesen, allerdings ohne die ständigen Querelen zwischen den Handelnden. Die gemeinsame Arbeit sei stets auf das Wohl der Menschen in der Gemeinde ausgerichtet gewesen. Zur Erinnerung an Aschau übergab Solnar einen Korb voller Andenken an die letzten sieben Jahre, die zum alsbaldigen Verbrauch bestimmt seien. „In einer römischen Zweizimmerwohnung stehen Wandflächen zum Aufhängen von Erinnerungsstücken nur begrenzt zur Verfügung“. Pfarrerin Hannah von Schroeders überreichte dem katholischen Kollegen eine neue Luther-Bibel und empfahl ihm im Lutherjahr Gebrauch davon zu machen. Die Mitarbeiterinnen aus dem Pfarrbüro kamen mit italienischem Flair und brachten in einem Notfallkoffer gegen das Heimweh eingeweckte Kirchenluft in Gläsern aller vier Gotteshäuser, genügend Weihwasser für die nächsten Tage und einen Ventilator mit. Bei vielen Gesprächen mit allen kirchlichen Einrichtungen und den Vereinsmitgliedern, mit den Menschen aus Aschau und Frasdorf nahm der beliebte Seelsorger Abschied von einer Gemeinde, die sich noch lange gerne an ihn erinnern wird.

Johannes Palus wird in den kommenden Jahren im Vatikan für die Erzdiözese München-Freising arbeiten und dort hauptsächlich im Bereich der Kurie im internationalen Bereich tätig sein. Zunächst einmal sei ein Aufenthalt von fünf Jahren vorgesehen, so der ehemalige Aschauer Pfarrherr, er hoffe, dass er neben seiner Tätigkeit in der Verwaltung auch im Bereich der Seelsorge in einer Gemeinde in Rom zum Einsatz kommen werde. Schließlich wolle er den Kontakt zu den Menschen nicht verlieren. Ernsthafte Schwierigkeiten mit der Sprache und dem italienischen Lebensstil befürchtet er nicht, schließlich war er bereits während seines Studiums sechs Jahre in Rom und kennt sich dort mit den Lebensverhältnissen, dem Straßenverkehr und der römischen Lebensart aus. „Die Umstellung von Aschau auf Rom ist durchaus möglich“, meint er mit Augenzwinkern. Eine geeignete Wohnung für zwei in der Ewigen Stadt hat er bereits gefunden, der Umzug ist in den nächsten Tagen geplant. Rauhaardackel Wichtel, der mit seiner Kapellenhundehütte im Vorjahr überregional für Gesprächsstoff sorgte und in Aschau mindestens so bekannt war, wie sein geistliches Herrchen, wird Johannes Palus von der Prien an den Tiber begleiten, obwohl Hunde seit 2400 Jahren in Rom einen ganz schlechten Ruf genießen.

Paul Janssen (53), derzeit Pfarrer und Leiter des Pfarrverbands in Trostberg, tritt zum 1. November die Nachfolge von Johannes Palus als Pfarrer von Aschau und Leiter des Pfarrverbandes Oberes Priental mit etwa 5000 Gläubigen an. Der gebürtige Bad Tölzer ist seit vier Jahren Pfarrer in Trostberg und baute dort den neuen Pfarrverband auf. Zuvor gründete und leitete er 16 Jahre lang den Pfarrverband von Schönberg im Dekanat Mühldorf mit fünf Pfarrgemeinden und 2800 Seelen. Die Pastoralarbeit im kleinstädtischen Bereich hat Janßen auch schon kennen gelernt in seinen Jahren als Kaplan in Garmisch und Miesbach.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Ortsende von Aschau – Beginn von Rom für Pfarrer Johannes Palus

Erinnerungen an Aschau – zum alsbaldigen Verbrauch bestimmt von Peppone Solnar an Don Camillo Palus

Ökumenische Eintracht – Pfarrerin Hannah von Schroeders und Pfarrer Johannes Palus

Viele nützliche Geschenke im Notfallkoffer von den Mitarbeiterinnen im italienischen Flair

Eine übervolle Pfarrkirche beim Abschied von Pfarrer Johannes Palus

20 Fahnen, Banner und Standarten der Vereine und über 50 Ministranten gaben Pfarrer Johannes Palus die Ehre

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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