Leitartikel

Vorstellung: Kirche “Darstellung des Herrn” in Aschau i. Chiemgau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit dieser  heiteren Abend-Aufnahme der Kirche “Darstellung des Herrn” in Aschau i. Chiemgau zusammen mit einem besonderen Gewölk wollen wir diese ortsbildprägende Kirche im Priental näher vorstellen. Entnommen wurde der Text der Seite www.aschau.de.

Foto: Herbert Reiter

Außergewöhnlich große, doppeltürmige Kirche, aus verschiedenen Bauzeiten. – Der Ostteil des Gotteshauses, Chor (Altarraum mit Umgang) samt Vorchor und Sakristei ist neubarock und wurde 1904 von Architekt Max Ostenrieder, München, erbaut, der Chor aber im Inneren 1929 nach Entwurf von Professor Richard Berndl, München, umgestaltet und modernisiert.

Ein Kirchenbau an dieser Stelle, hoch über der Prien, wird bereits im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Es könnte ein romanisches Täuferkirchlein gewesen sein, das dort vorne rechts stand, wo sich heute der südliche Turm erhebt.

Geschichte der Katholischen Pfarrkirche “Zur Darstellung des Herrn”

In der Zeit der Spätgotik, so um 1450 herum, hat man sie auf jeden Fall mit einem zweischiffigen Langhaus und dem damals modernen Netz- und Sternrippengewölbe neu aufgebaut. Es entstand dieses Mittelschiff und das schon seinerzeit durch Säulen abgetrennte, etwas niedrigere, südliche Seitenschiff.

Sechs gotische Altäre und ein prächtiger Flügelaltar mit Sakramentshäuschen zierten den Innenraum. Ende der zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts. begannen überwiegend einheimische Handwerker zu renovieren und die gotische Ausstattung nach und nach im barocken Zeitgeschmack zu ersetzen (Hochaltar 1673, 1702 erste barocke Ausstuckierung). Für den großen Umbau beauftragte Graf Max IV. von Preysing-Hohenaschau den berühmten Münchner Hofbaumeister Johann B. Gunetzrhainer mit der Planung. Bei dieser Gelegenheit bekam das Gotteshaus 1752/ 53 sein heutiges Gesicht, d. h. ein drittes Schiff im Norden und die Erweiterung des Raumes um ein Joch nach hinten (Westen) mit der entsprechenden Empore. Die umgebaute Kirche weihte am 10.8.1758 der Fürstbischof von Chiemsee (Franz Carl Truchseß und Graf zu Friedberg und Trauchburg). In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts verfiel man auf die, nach heutigen Gesichtspunkten betrachtet, absurde Idee, die Pfarrkirche zu romanisieren. Erstes Opfer war der wunderschöne Hochaltar, der durch einen streng wirkenden neuromanischen Nachfolger ersetzt wurde. Die weiteren, bereits geplanten Maßnahmen – sie sollten sich alle an dem neuen Altar ausrichten – scheiterten ganz einfach wegen fehlender Mittel. So sind wenigstens die Stuckatur und der Großteil der Einrichtung erhalten geblieben.

Nur im Chor hielt ab 1904 der Neubarock Einzug. Theodor von Cramer-Klett, Besitzer der Herrschaft Hohenaschau, ließ das Presbyterium vergrößern, den äußeren Anbau rund um die Ostseite erweitern und den nördlichen Turm als Abbild des bereits bestehenden “Bruders”, aufbauen. So erfuhr die Niederaschauer Pfarrkirche auch nach außen sichtbar ihre barocke und basilikenhafte Vollendung. 1982 – 85 wurde das Gotteshaus innen und außen vollständig restauriert Der Hochaltar, den wir jetzt sehen, ist nicht mehr der neuromanische, sondern ein von Freiherrn Theodor von Cramer-Klett zum Umbau des Chores 1929 gestifteter. Das Altargemälde von bemerkenswerter Qualität stammt noch vom alten Barockaltar (1673) und zeigt die Darstellung des Herrn im Tempel. Das eher seltene Patrozinium der Aschauer Pfarrkirche heißt deshalb “Darstellung des Herrn” und wird alljährlich am Lichtmesstag (2. Februar) gefeiert. Mit dieser Bemerkung zum Hochaltar sind wir eigentlich schon mitten in der Betrachtung des Ist-Zustandes unserer Kirche.

Kirche innen

Wenn Sie in der Kirche sitzen richten Sie Ihren Blick doch einmal in den Chorraum. Im Doppelsäulenaufbau des Altars rechts sehen Sie die vergoldete Holzfigur des Hl. Korbinian, Diözesanpatron von München und Freising, links der Hl. Rupertus, Patron des Bistums Salzburg, zu dem die Pfarrei Aschau bis zur Säkularisation gehörte. Auffällig die Wappenkartuschen des Stifterehepaares (Th. von Cramer-Klett und Anni, Freiin von Würtzburg). Über dem Altar die silbergetriebene, teilweise vergoldete Dreifaltigkeitsgruppe mit Weltkugel und Sternenglorie (1752). Im Auszug der Hl. Geist (1929) als Taube.

Die Figuren auf den Konsolen sind rechts vom Hochaltar die Hl. Katharina, links die Hl. Barbara (1853). Wertvolle Handarbeiten die beiden Silberampeln (links 1790, rechts 1770). Die ehemalige, 1985 ergänzte Rückwand des barocken Chorgestühls (1671 Michael Furtner), schmückte zusammen mit den alten Bruderschaftsstäben der erloschenen Rosenkranzbruderschaft (1710), die Arkadenbögen des Chores.
Volksaltar und Ambo von 1985 (Josef Hamberger) bilden den liturgischen Mittelpunkt des Innenraums. Darüber hängt sinnvoller weise das lebensgroße Barockkreuz (erste Hälfte 17. Jahrhundert), zu dem die Statuen der Hl. Maria und des Hl. Johannes unter den beiden neubarocken Oratorien gehören. Die drei Kirchenschiffe sind geprägt von einer reichen farblich abgestimmten Stuckdekoration mit hineinkomponierten Deckengemälden aus der Zeit des Rokoko. Balthasar Mang schuf 1753/54 das sich über drei Joche erstreckende Hauptfresko. Die Mutter Gottes mit dem Jesuskind in Wolkenglorie, die dem Hl. Dominikus den Rosenkranz überreicht, steht im Mittelpunkt neben einer Reihe von Engeln und Heiligen. Das Motiv erinnert an die über Jahrhunderte aktive Rosenkranzbruderschaft. Hinten (Westjoch) über der Orgel die Hl. Cäcilia mit spielenden und singenden Engeln.

Nicht alltäglich der umfangreiche Marienzyklus auf den seitlichen Kartuschen im Mittelschiff, gestaltet nach den Anrufungen der Lauretanischen Litanei. Und schauen Sie auf die Decken der beiden Seitenschiffe: dort setzt sich die Marienverehrung auf den zehn ovalen Deckenfresken fort, die Szenen aus dem Leben der Gottesmutter schildern. Noch kurz ein paar Erläuterungen zur Einrichtung. Besonders fällt hier die Kanzel ins Auge. Sie wurde 1687 vom Hohenaschauer Kistler Michael Furtner geschaffen und ist eines der wenigen Überbleibsel der barocken Kirchenausstattung. Die Figuren der vier Evangelisten und der beiden Apostel Petrus und Paulus stammen vom Rosenheimer Bildhauer Blasius Maß. Zeitgemäßes Gegenstück zur Kanzel ist der aus rotem Adneter Marmor gemeißelte Taufstein von 1674 mit dem Wappen von Johann Friedrich Ignatz Graf Preysing-Hohenaschau. Den Johannes-Nepomuk-Altar im rechten Seitenschiff stiftete die begüterte Niederaschauer Hofwirtin Maria Anna Schropp (1775) von nebenan. Die Heiligen (Anna, Maria, Josef, Benedikt) sind die Namenspatronen der Stifter. Im Rokoko-Altarschrein die Gebeine des Katakombenheiligen St. Saturnius. Links der von Graf Max IV. von Preysing-Hohenaschau etwa zur selben Zeit gestiftete Rosenkranzaltar (Stifterwappen im Auszug), ursprünglich Bruderschaftsaltar.

In der Mitte die gleiche Szene wie auf dem Deckengemälde im Hauptschiff: Maria überreicht dem Hl. Dominikus den Rosenkranz. Die Figuren stellen wieder die Namenspatronen der Stifter dar (Maximilian, Theresia). Das Bild der Hl. Katharina im Auszug erinnert an den Standort des vormaligen Katharinen-Altars. Der besonders wertvolle Rokoko-Schrein auf der Mensa enthält viele geschmückte Reliquien und Wachsmedaillons (1730) und stand vorher in der Preysing’schen Hauskapelle im Münchner Preysing-Palais (1844 mit einer Reihe von anderen Kunstschätzen zur Pfarrei Niederaschau ausgelagert). Eine besonders schöne Schutzmantelmadonna sehen Sie an der Südseite, dort wo ursprünglich (bis 1753) der Antonius-Altar seinen Platz hatte. Sie stammen höchstwahrscheinlich vom Wasserburger Bildhauer Jacob Laub (um 1632). Das Bild der Hl. Mutter Anna mit Maria und Jesusknaben dort an der Nordseite erinnert an den gleichnamigen Seitenaltar (urspr. An dieser Stelle stand bis 1753 der Matthias-Altar).

Weitere Informationen: www.aschau.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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