Kultur

Stadltheater Bruckmühl-Heufeld e.V. – Warten auf den Sommer

Es lief wie am Schnürchen. Die Premiere des „bayerischen Protectulus“ in der Theaterhalle Heufeld war nahezu ausverkauft und zudem ein voller Erfolg. Der Beifall bei den Aufführungen an diesem März-Wochenende war mehr als üppig und die Karten für die kommenden Abende waren schon fast alle verkauft. Alles bestens also beim Stadltheater Bruckmühl-Heufeld e.V.? Nicht ganz. Denn der Startschuss für das neue Stück des Vereins kam zu einer denkbar ungünstigen Zeit: Es war der 6. März 2020 – zwei Wochen später gab’s den ersten Lockdown, die Gemeinde Bruckmühl entschied sich damals schon eine Woche vorher dafür, die Theaterhalle zu sperren und somit mussten die noch anstehenden sechs Abendvorstellungen ausfallen.

Und so waren die Akteure zur Untätigkeit verdammt. Peter Iberle, der seit über zehn Jahren der 1. Vorstand im Verein ist und 1991 auch Gründungsmitglied für das Stadltheater war, erklärt die Gemütslage: „Wir haben damals auf den Herbst gehofft, dann auf das Jahr 2021 und jetzt hoffen wir auf den Sommer.“ Dann, so sein Wunsch, soll der bayerische Dreiakter im August unter freiem Himmel im Hof der Justus-von-Liebig-Schule Heufeld aufgeführt werden. „Das Stück bietet sich da bestens an, da wir kulissentechnisch keine Umbauten haben“, sagt er und hofft darüber hinaus schon weiter auf den Herbst 2022.

So soll wenigstens Theater in kleinerem Rahmen möglich sein, dem Vorstand schwebt ein Krimi-Dinner vor. „Dazu braucht es zwar eine feste Mannschaft, doch das kann relativ kurzfristig organisiert werden.“ An einen neuen Dreiakter denken die Schauspieler jedoch erst einmal noch nicht. Zu wenig kam „Der bayerische Protectulus“ noch auf die Bühne.

Das Stück selbst reflektiert genau das, was das Konzept des Stadltheaters ausmacht. „Wir wollen bayerische Komödien spielen, die das Publikum einfach gut unterhalten“, sagt Iberle und weist zugleich auf einige Unterschiede im Theaterfach hin: „Wir spielen keine Boulevardstücke – mit Ausnahme von Charleys Tante auf bayrisch – und keine Blödelkomödien. Wir sind kein Kasperltheater.“ Das ist ihm wichtig, denn das Image von bayerischen Mundartstücken rutscht nach seiner Einschätzung durch überzogenen Einsatz des bayerischen Dialekts, Gesten und Körpersprache schnell ins Lächerliche ab.

Dass es das Stadltheater mit Ausgewogenheit der bayerischen Art kann, beweisen sie ihrem treuen Publikum schon seit über 30 Jahren. In dieser Zeit haben die Regisseure und Schauspieler schon rund 50 Stücke zur Aufführung gebracht und sich in der gesamten Region einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Die Vorgehensweise bei einem neuen Theaterstück ist dabei fast immer gleich: „Wir sind damit ungefähr ein Vierteljahr beschäftigt. Zwei bis drei Personen, Regisseure und Nichtspieler lesen Stücke, die für uns in Frage kommen, erzählt Peter Iberle. Dazu schauen wir, ob wir für die Inszenierung überhaupt die passenden Spielertypen, Altersgruppen, Geschlechter und die Ressourcen haben.

Wenn sich die Akteure dann auf ein Stück geeinigt haben, beginnen im Dezember die Leseproben, bei denen auch gleich die Rollen festgelegt werden und nach dem 6. Januar gehen die Proben los. Iberle: „Denn wir haben immer am zweiten Wochenende nach dem Aschermittwoch unsere Premiere. Die Herbstaufführungen beginnen immer am letzten Freitag im Oktober.“ Außer, Corona macht einen Strich durch die Rechnung.

Durch die Pandemie ist der Verein jedoch bisher ohne Mitgliederschwund gekommen, die 65 Mitglieder sind dem Stadltheater auch in der Krise treu geblieben. Dass dieser Zusammenhalt in schweren Zeiten trotzdem nicht selbstverständlich ist, weiß Iberle ganz genau. Deshalb bedankt er sich bei allen Mitgliedern und dem Publikum für ihre Treue und für ihr Verständnis. Auch für die Unterstützung der Gemeinde, der Leitung der Justus-von-Liebig-Schule und den diversen Sponsoren ist er dankbar. „Das ist eine sehr gute Zusammenarbeit, genauso wie mit dem Trachtenverein Heufeld, der auch Theater spielt. Da helfen wir uns gegenseitig immer wieder mal mit Schauspielern aus.“ Und nachdenklich fügt er an: „Wenn die ganze Welt so funktionieren würde, wäre der Menschheit viel geholfen…“

Text: af – Fotos: re

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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