Kultur

Priener Gebirgsschütze restauriert sakrale Kulturgüter

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

 In der Hallwanger Straße in Prien gab es einmal ein Lebensmittelgeschäft, deren Betreiber, die Familie Schuster am Wegrand einen Herrgott stehen hatten. Dieser Herrgott, der vor gut 40 Jahren  aufgrund seines Alters und der Witterung, der er ausgesetzt war, war sichtbar erneuerungsbedürftig. Dies fiel auch dem benachbarten Maler und Priener Gebirgsschützen Paul Panzer auf. Die Wiederherstellung des Herrgotts von der Hallwanger Straße war dann auch gleich der Beginn einer bis heute anhaltenden Leidenschaft von Paul Panzer.

Das Malerhandwerk hat Paul Panzer in Prien im Betrieb des gestrengen Lehrmeisters Sepp Schleicher erlernt. 45 Jahre war dann Panzer als Praktiker und Fachmann im Prüfungsausschuss der Maler-Innung Rosenheim. 30 Jahre lang war er zudem und ebenfalls in Rosenheim als Lehrer in Wintermonaten für die überbetriebliche Unterweisung von jungen Lehrlingen in verschiedenen Techniken im Einsatz. Dies und das sich Selbst-Erlernen von weiteren handwerklichen Fähigkeiten mit Farben, Holz und weiteren Materialien haben ihm viel Freude bereitet. „Als Gebirgsschütze hatten und haben wir sowieso die Aufgabe, uns um die Heimat und um den Erhalt von Kulturgütern zu kümmern, da lag es nahe, mich noch intensiver   um die Restaurations-Kultur zu kümmern“ – so Paul Panzer in seinem Rückblick in seiner Wohnung, die zuweilen zu einer Werkstätte umfunktioniert wird. Der ersten Herrgott-Restaurierung folgten schon bald weitere Figuren, unter anderem die Heilige Maria, die oft am Fuße vom Gekreuzigten angebracht ist. Zum Anfang seiner Aktivitäten gehörten unter anderem in guter Abstimmung mit den Gebirgsschützen von Bad Endorf und Prien die Christusfigur einer kleinen Kapelle in Thalkirchen bei Bad Endorf sowie in Prien der Heilige Nepomuk. Der Heilige Nepomuk gilt als Brückenheiliger und Patron des Beichtgeheimnisses und er hat in Prien an der Brücke zum Ortsteil Gries und am Kreisel bei der Pension Lindenhof gleich zweimal eine Heimat gefunden. Feld- und Friedhofskreuze wurden in Wildenwart, St. Salvator, Rimsting und Prien restauriert, aber auch über den Chiemgau hinaus ließ Paul Panzer seine Bereitschaft und seine Leidenschaft nicht los. Im tirolerischen Stubaital, das für ihn nach vielen Urlaubsaufenthalten inzwischen zur zweiten Heimat geworden ist, sprach es sich ebenfalls herum, dass Paul Panzer Haus- und Feldkreuze nicht nur von Staub, sondern auch von groben Zeitschäden befreit. Über Kontakte durch die Gebirgsschützen-Mitglieder und oft durch das Hörensagen der Privatleute und Bauern, bei denen Paul Panzer tätig war, kam es zu immer wieder neuen Anfragen. „Von Anfang an und bis heute mache ich diese Tätigkeiten ehrenamtlich, natürlich bin ich froh, wenn sich ein Auftraggeber, die Kirche oder die Gemeinde bereit erklärt, die Kosten für das Material zu übernehmen, aber ich selbst mache es für Gottes Lohn“, so der Ehren-Oberleutnant der Priener Gebirgsschützen.

Der heute 77jährige Paul Panzer ist als Maler schon einige Jahre in Ruhestand, dies gilt aber nicht für seine Aktivitäten zum Erhalt heimatlicher und sakraler Kulturgüter. Eine umfassende Arbeit war in den letzten Jahren in Abstimmung mit der örtlichen Kirchenverwaltung das Herrichten des großen Herrgotts in der Kapelle am Priener Marktplatz, rund 100 Arbeitsstunden steckte da Paul Panzer hinein.  Weitere Projekte, die es in vielerlei Arbeitsschritten und mit verschiedenen Materialien zu meistern galt, waren in Prien der Auferstehungs-Christus in der Taufkapelle neben der Pfarrkirche, das mächtige Feldkreuz in Gschwendt oberhalb von Bernau oder die Friedenskapelle auf der Kampenwand nahe der Steinlingalm, wiederum ein Projekt das mit der örtlichen Gebirgsschützen-Kompanie von Aschau abgestimmt war. Mehrmals schon wurde in der Priener Bahnhofsstraße von Paul Panzer der „Beton-Oma“ im wahrsten Sinne unter die Arme gegriffen, einmal nachdem sie von Randalierern schwer verletzt war und einmal nach winterlichen Beschädigungen. Der unweit von der „Beton-Oma“ sitzende „Beton-Opa“ soll heuer ins Visier von Paul Panzer genommen werden. Eine weitere Anfrage kam vor einigen Monaten aus den Mitgliederreihen der Sektion Prien vom Deutschen Alpenverein, dazu hieß es: „Ein hölzener Herrgott unterhalb der Priener Hütte am Geigelstein bedarf unbedingt einer Kur“. Paul Panzer sagte auch hier zu, die meiste Arbeit ist inzwischen gemacht, so dass der fertige Corpus Christi im Frühjahr, wenn der meiste Schnee weg ist, wieder an seine alte Stelle kommen wird.

Der Pfarrer von Alxing aus dem Pfarrverband Moosach, der von Panzers Fähigkeiten vor einigen Jahren im Altöttinger Liebfrauenbote gelesen hatte, hat sich für heuer auch wieder mit einem Wunsch angesagt und dessen vor einigen Wochen nach Prien gebrachter Christus ist auch schon bald fertig.  „So wie ich Zeit habe, so will ich eine Aufgabe nach der anderen angehen, natürlich kann ich nicht alle Wünsche erfüllen, aber jedesmal wenn ein Herrgott oder eine Heilige Maria oder sonst etwas Erhaltenswertes wieder in alter Frische erstrahlt, geht mir das Herz auf“ – so Paul Panzer in eigener Dankbarkeit.

Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von den Tätigkeiten von Ehrenoberleutnant Paul Panzer von den Priener Gebirgsschützen zugunsten dem Erhalt sakraler Kulturgüter.

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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