Brauchtum

Lisi Hilger, Vorständin beim Trachtenverein Rottau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Bei der Gründung des ersten bayerischen Trachtenvereins im Jahr 1883 in Bayrischzell durch Lehrer Joseph Vogl und auch lange Zeit danach war es schier unvorstellbar, dass in den Trachtenvereinen Frauen mit dabei sind. Den Männern war der ursprüngliche Erhalt der Tracht, sprich Lederhose, vorbehalten und so war es von großer Dauer, dass die Frauen außen vor blieben. Nach und nach und vor allem durch das gemeinsame Tanzen bei Veranstaltungen kamen auch die Dirndl zu den Buam, was ja bis heute den Reiz eines aktiven Trachtler-Lebens ausmacht. Dass aber Frauen gar das Sagen in den immer mehr gewordenen Vereinen haben, das gehört eher der Neuzeit an. Ein gutes und schönes Beispiel, wie das gelingen kann, hat sich heuer beim Trachtenverein „D´Gederer“ in Rottau im Chiemgau gezeigt. Dort ist seit  2011 Lisi Hilger Erste Vorständin und sie war auch Haupt-Verantwortliche und Chef-Organisatorin beim heu|rigen, bestens geglückten Gautrachtenfest des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte. Mit ihr trafen wir uns zu einem Gespräch, um zurückzuschauen, aber auch um einen Blick nach vorne zu richten.

1.Liebe Lisi,

Du bist Erste Vorständin beim Rottauer Trachtenverein, kannst Du uns Deinen Verein mal kurz vorstellen?  Da Rottauer Trachtnverein „D´Gederer“ zait rund 330 Mitglieda und er hot in seine Reihn a Zwergerl-,  Kinda-, Jug|nd-, Aktivn-, Schnoiza- und Theata-Gruppn, dazua gehörn aa Röckeweiba und Mannerleit,   die Rottauer Tanzlmusi und de Daschnbichemusi sowia vui (a ettla) Vereinsmusikantn.

  1. Bestimmt war das heurige Gaufest Dein persönlicher Höhepunkt im Trachtlerleben, was war das Besondere?

Ja, des war wirkli a Höhepunkt. A Gaufest ois Vorstand z organisieren  is manchmoi anstrengend und aa müahsam, aber meistns schee und mit fui Freid vabunden, aba bsondas,  wenn se d‘ Leit vom Varein und vom Dorf mit vui guade Ideen eibringan. Ganz wos Bsonders wars (is gwen), wia (ois) de Vereine am Kirchplotz einmarschiert saan und bei scheenstem Wedda unsa Festmess sei hot kenna (kinna).

  1. Wieviele Leute vom Verein und Ort waren dabei im Einsatz?

Sehr vui! Es warn eigentlich für alle Arbatn, de gmacht werdn haben müassn oiwei gnua Leit do. In anm kloana Dorf woin gern olle mit dabei sei, do gibts net vui, de gar net haifan – ganz noch dem Motto: „Kloana Ort – groußa Zsammahoit!“

  1. Was war dabei die größte Herausforderung?

De ganzn Sicherheitsvorschriftn eihoitn, vor oim am Sonndog. Oiss zeitlich organisiern, war manchmoi net leicht, letztendlich hots aba oiwei wieda klappt. Wias war, de letztn Wochan oiwei am Handy erreichbar zsei, des brauch i sonst ned. Und de Redn herrichten . . .

  1. Dein Mann Andreas ist ja selbst eine starke Trachtler-Persönlichkeit, war das hilfreich oder spannend daheim?

Oiss zwoa!   Mia saan olle zwoa gern im Verein aktiv, des alloa is scho hilfreich, weil des Verständnis do is, wenn ma vui Termine und Aufgabn hot. Mia könnan uns gegnseitig untastützn, saan aba ned oiwei da gleichn Meinung, so wars fürn Andreas oft spannend, wenn i nach da Sitzung erzait hob, für wos mia uns entschiedn ham. Mia ham aba oiss guad übastandn!

  1. Was hat Dich am meisten gefreut und was hat Dich nachdenklich gemacht?

De vuin guad aufglegtn Leut, de guade Stimmung beim Fest oanaseits und dass de Festwoch so schnai vageht und des normale Vareinslebn glei wieda weita geht andaraseits.

  1. Gab es Situationen, wo man sich als Frau nicht so leicht durchsetzen konnte oder standen die Männer allesamt, überall und jederzeit hinter der Frau?

Ja, ohne Probleme mecht i sogn, de Mannaleut warn Spitze!

  1. Was planst Du mit dem Rottauer Trachtenverein in der Zukunft?

Für die naachstn 4 Johr beteiligt sich Rottau bei dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, do werdn mia Trachtla uns aa einbringa und könnan mit dem Schwung vom Gaufest glei weita macha. Außerdem is naachsts Johr scho unser 50. Mostfest, des mia bsondas feiern mechtn!

  1. Hast Du noch einen Tipp für Trachtlerinnen und Frauen?

A Ratschlag von mia: Liabe Trachtnfraun trauts eich zua, Positionen im Varein zübernehma,  aa es könnts mit ana guadn Mannschaft so a Gaufest organisiern! I hobs ned bereut, schee wars! (is gwen)

Gespräch: Anton Hötzelsperger und Wolfgang Gasser (Gaufest…)

Fotos: Hötzesperger – Lisi Hilger, Vorständin vom Trachtenverein „D´Gederer“ Rottau beim  Gaufest in Rottau  –  lisi@hilger-computer.de

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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