Leitartikel

Gespräch mit Altbürgermeisterin Marianne Steindlmüller Frasdorf

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Heinrich Rehberg unterhielt sich mit der frischgebackenen Ordensträgerin für das Oberbayerische Volksblatt:

OVB: Mit ihrem Verzicht auf das Frasdorfer Bürgermeisteramt hat ihr ehrenamtliches Engagement nach über 50 Jahren ein Ende gefunden. Was machen Sie denn jetzt den ganzen Tag?

Marianne Steindlmüller: Wenn man Haus und Hof hat, dazu eine große Familie, dann gibt es vieles zu tun. Unsere Enkel sind zwar schon groß, aber sie greifen gerne auf uns zurück – vor allem jetzt, da Opa und Oma Zeit haben – angeblich (lacht). Überall findet man etwas, das man schon lange machen wollte, was man aber früher mit dem Hinweis „wenn ich einmal Zeit habe“ zurückstellte. Arbeit gibt es genug und einiges geht mir auch nicht mehr so flink von der Hand, wie vor 20 und 30 Jahren (lacht).

OVB:  Die Zusammenstellung ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten liest sich wie mehrere Fulltimejobs. Daneben hatten Sie noch eine kleine Landwirtschaft und eine Familie mit Kindern zu versorgen. Wie haben Sie das alles unter einen Hut gebracht?

M.S.: Es ging nur, weil mir meine Schwiegereltern und mein Mann den Rücken frei hielten. Ich habe alle meine Ämter nacheinander gemacht und stets darauf gesehen eine Aufgabe zu beenden, bevor ich eine neue übernahm. Mit Herzblut hing ich an der Arbeit im Gauausschuss des Schützengaus; aber als ich mich der Kommunalpolitik zuwandte, beendete ich diese zeitintensive Tätigkeit. Gerichtstermine waren langfristig bekannt, da konnte ich mich darauf einstellen und diese Termine vorbereiten und erfüllen. Wichtig war halt immer die konsequente Führung eines Terminkalenders. Ich habe mich niemals Kopf über Hals in ein unbekanntes Abenteuer gestürzt. Wenn mir eine neue Aufgabe angetragen wurde, besprach ich das stets zuerst mit meinem Mann und mit der Familie. Wenn sie mir grünes Licht gaben – und das war in den meisten Fällen der Fall – übernahm ich das Amt, weil ich wusste, dass ich daheim bei dieser Arbeit unterstützt werde.

OVB: Das Bundesverdienstkreuz ist eine sehr hohe Auszeichnung. Wann und wie haben Sie denn erfahren, dass Sie künftig zu den Ausgezeichneten gehören werden?

M.S.: Wenige Tage vor Weihnachten kam ein Brief von der Staatskanzlei, dass ich Ende Februar ausgezeichnet werden solle. Ich dachte an einen verfrühten April-Scherz und legte den Brief weg. Ein paar Tage später rief die Protokollabteilung an und erklärte, dass es schon seine Richtigkeit damit habe. Ich durfte mir dann das Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Bauministerium in München abholen. Die damalige Ministerin Kerstin Schreyer verlieh mir den Orden als eine ihrer letzten Tätigkeiten. Ich sehe diese Auszeichnung nicht nur als Auszeichnung für mich und mein ehrenamtliches Engagement, sondern auch als kleines „Danke schön“ des Staatsoberhauptes an alle, die es mir ermöglicht haben, solange für die Allgemeinheit da zu sein. In erster Linie sehe ich da meine Familie, die so oft auf mich verzichten musste, weiter haben erheblichen Anteil an der Auszeichnung die Vorstandschaften der Vereine und Gruppierungen, denen ich angehörte sowie die Gemeindeverwaltung und die Gemeinderäte von Frasdorf, mit denen ich zusammenarbeitete. Ohne sie alle wäre es mir nicht möglich gewesen diesen Aufgaben nachzukommen.

OVB: Sie feiern in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Was steht denn in den nächsten Wochen und Monaten an?

M.S.: Nach dem Ende des Winters muss alles rund ums Haus wieder in Schuss gebracht werden, das wird schon ein paar Tage dauern (lacht). Dann wollen wir uns ein paar kleinere Ausflüge gönnen und schließlich haben wir festgestellt, dass die Lamstoahalle schon fast 40 Jahre alt ist und die Geschichte ihres Entstehens und ihres Baus noch immer nicht geschrieben ist. Da wir als Familie Steindlmüller maßgeblich am Bau und der späteren Bewirtschaftung der Halle beteiligt waren, wollen wir gemeinsam alles Wissenswerte zum Hallenbau zusammentragen und niederschreiben. Ja und der Geburtstag kommt auch noch – schau mer mal, was da noch auf mich zukommt.

OVB: Wir bedanken uns für das Gespräch.

Bericht  und  Bilder: Heinrich Rehberg

Bürgermeister Daniel Mair (rechts) würdigte bei einer Feierstunde in der Lamstoahalle die Auszeichnung seiner Vorgängerin Marianne Steindlmüller mit dem höchsten deutschen Orden, dem Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein starker Mann: Josef Steindlmüller (links), mit dem die Altbürgermeisterin seit über 50 Jahren verheiratet ist, erhielt als kleines Danke schön ein Flascherl Geistiges Getränk.

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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