Leitartikel

Feuerwehr Pang: Erfolgsgeschichte seit 150 Jahren

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Auf dieses Jubiläum ist die Feuerwehr Pang besonders stolz: Seit 150 Jahren sorgen die Freiwilligen dafür, dass die Menschen im Rosenheimer Süden, in der ganzen Stadt und darüber hinaus in Sicherheit leben. Hoch her geht es deshalb Ende April mit einer Festwoche auf dem Volksfestplatz. Ein Blick in das Archiv zeigt, wie sich die Wehr seit dem Kauf der ersten Löschmaschine zur modernen Stadtteilwache entwickelt hat.

König Ludwig II. regiert in Bayern, das allgemeine Kirchweihfest im Oktober wird zum ersten Mal eingeführt und in der erst wenige Jahre alten Stadt Rosenheim steigen die Bevölkerungszahlen stark an. Für 680 Gulden kaufen die Panger im Februar 1868 ihre erste Saug- und Druckspritze bei den Gebrüdern Beilhack. Damit ist der Grundstein für eine mehr als 150 Jahre lange Entwicklung gelegt. Die Freiwilligen kommen damit bis nach Aising, Happing, Mitterhart (heute Stadt Kolbermoor) sowie Kirchdorf und Reischenhart (Gemeinde Raubling). Ihre Aufgaben schon damals: Menschen schützen, Leben retten, Feuer löschen. Am 19. März 1873 erfolgt die offizielle Gründung. Die Freiwillige Feuerwehr Pang wird neu organisiert, beim Landesverband eingetragen und Sitz des Löschbezirks. Eine mechanische Schubleiter vervollständigt das technische Gerät im Spritzenhaus am Stadel der Wirtsleute. Kurz vor dem ersten Weltkrieg gibt es die erste Uniformen. Dunkel waren die Kriegsjahre. 92 Kameraden müssen 1914 einrücken, 16 davon fallen, sechs werden verwundet. Um in der Heimat einsatzbereit zu bleiben, halten Jugendliche den Betrieb aufrecht. In den 1920er Jahren bekommt Westerndorf am Wasen ein eigenes Feuerwehrhaus. Zusammen mit dem Standort in der Schwaig gibt es somit drei Stützpunkte.

Schließlich nimmt das Dritte Reich Einfluss. Die Generalversammlung heißt jetzt „Pflicht-Appell“, ein „Wehrführer“ verdrängt den Vorstand. 28 Kameraden fallen im zweiten Weltkrieg. Bergauf geht es nach dem Nationalsozialismus. Am Neujahrstag 1946 wählen die Floriansjünger eine neue Kommandantur und 1956 wird das neue, geräumige Feuerwehrhaus am Schulweg in Betrieb genommen. Die Fahne (1965) sowie neue Fahrzeuge und Geräte prägen die zweite Hälfte vom 20. Jahrhundert. Damit die Außenwachen trotz Eingemeindung weiter eigenständig handeln können, gibt es eine Kooperationsvereinbarung mit der Stadt. Unvergessen bleibt das Jahr 1993: Zum 120-jährigen Bestehen stellen die Panger unter Vorstand Paul Deutschenbaur und Kommandant Willi Scholz eine große Festwoche auf die Beine. Unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker strömen tausende Besucher zu den Veranstaltungen, die der Festausschuss unter Leitung von Oberlöschmeister Georg Kaffl organisiert hat. Höhepunkte: ein gelungener Festsonntag, der Besuch des frisch gewählten Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber und ein Sondergastspiel der „Zillertaler Schürzenjäger“.

1994 kommt es zum Generationenwechsel: Stefan Fischbacher ist neuer Vorstand, Hans Braml Kommandant. Willi Scholz, Peter Gsinn, Paul Deutschenbaur und Georg Schwaiger werden Ehrenmitglieder. Noch heute im Dienst ist der aus dem selben Jahr stammende VW-Bus als Mehrzweckfahrzeug. In Eigenregie wird 1997 das Gerätehaus in Westerndorf zum 70-jährigen Bestehen der Löschgruppe neu erstellt, ein Jahr später folgt das 125. Jubiläum. 2000 wird Michael Paul Kommandant und die Planungen für ein neues Feuerwehrhaus in Pang laufen auf Hochtouren, bis zwei Jahre später die Realisierung anschließt. Bei den Neuwahlen 2009 geht eine Ära zu Ende: Kommandant Paul folgt auf den langjährigen Vorstand Stefan Fischbacher, Christian Wylezol auf Schriftführer Anton Fingernagel. Neben Fischbacher und Fingernagel wird Josef Lochner 2010 zum Ehrenmitglied ernannt, drei Jahre später folgen Josef Dräxl, Benno Stein und Franz Schmid. Seit 2012 stehen Günter Scholz und Ludwig Guttenberger an der Spitze der Mannschaft. Beim Hochwasser 2013 werkeln die Panger bis zur Erschöpfung in den Stadtteilen Oberwöhr, Schwaig und Aisingerwies. Wenige Tage danach folgt das 140. Gründungsfest. Seit 2015 ist Thomas Fischbacher Vorsitzender, unterstützt von Franz Schwaiger (seit 2006). Von 2020 bis 2022 kommen während der Corona-Pandemie alle Veranstaltungen zum Erliegen. Erst nach und nach können langsam Übungen im Wechsel und unter strengen Vorgaben stattfinden.

Einsatztechnisch sind die Panger durchgehend gefordert. Liegen doch mit der A8 und der B15-Westtangente viel befahrene Straßen vor der „Haustür“, die bei Unfällen Hilfe erfordern. Auch beim Zugunglück in Bad Aibling 2016 und beim Bombenfund am Bahnhof Rosenheim 2020 rücken die Freiwilligen aus. Ebenso zählt ein umgestürzter Mülllaster im September 2010 zu besonderen Einsätzen. Umso mehr freuen sich die Floriansjünger, jetzt ihr Festjahr als Abwechslung zum stressigen Einsatzgeschehen zu feiern. Lang ist hierzu die Liste der Gratulanten. „Die Feuerwehr Pang ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Gemeinschaft in unserer Stadt. Möge das Jubiläum Ansporn sein, weiterhin im freiwilligen Dienst den Nächsten zu helfen, die Kameradschaft zu pflegen und Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen“, so Oberbürgermeister Andreas März. Auch Mathias Klein-Heßling wünscht alles Gute. „Als Seelsorger vor Ort bete ich dann auch im Stillen immer wieder gerne für einen guten Einsatz der Feuerwehr, wenn ich wieder einmal ihr Einsatzsignal höre“, verrät der Vikar der Stadtteilkirche-Am Wasen. Verbunden fühlen sich die Panger zudem mit den Patenvereinen Raubling und Happing, den Partnerfeuerwehren aus Dibbersen (Niedersachsen) und Niedersulz (Österreich) sowie allen Stadtteilwachen, deren Kameraden sie von 27. bis 30. April empfangen.

Bericht und  Fotos: Martin Aerzbäck / Kaffl

Ehrenmitglieder: Sind der Feuerwehr Pang besonders verbunden (von links): die Ehrenmitglieder Georg Kaffl, Benno Stein, Stefan Fischbacher, Franz Schmid, Josef Dräxl und Michael Paul.

Festausschuss: Organisieren seit Monaten die Panger Festwoche (von links): der Festausschuss mit Stefan Scholz, Richard Wörndl, Michael Hoerauf, Franz Schwaiger, Ludwig Guttenberger, Florian Schießl, Thomas Fischbacher, Michael Kaffl, Stefan Wanek, Matthias Ruhsamer, Christian Wylezol, Daniel Baier, Andreas Mayer, Günter Scholz, Stefan Loferer und Peter Dinzenhofer.

Zillertaler: Bis heute unvergessen: Der Festabend mit den „Zillertaler Schürzenjägern“ zum 120-jährigen Bestehen der Feuerwehr Pang im Jahr 1993.

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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