Kultur

Einladung ins Barockmuseum Oberaudorf

Die Ausstellung Deutsche und Österreichische Barockmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts kann vom 15. Juli bis 23. September 2023 im Barockmuseum Oberaudorf besucht werden.

Würdigung und Wertschätzung hat die Deutsche Malerei des 17. Jahrhunderts bisher nur selten erfahren, da Deutschland im Zeitalter des 30jährigen Krieges (1618 – 48) lediglich wenigen Künstlern gesicherten Schaffensraum zur stetigen Entfaltung bot. Zur Ausbildung und zum Zweck des Broterwerbs reisten daher viele Talente nach Italien, in die Niederlande oder nach Flandern, um praktische Unterweisung in den Künsten zu erhalten und neue Ideen entwickeln zu können. Zu Beginn des frühen 17. Jahrhunderts gab es zwar einige Lichtgestalten, wie Adam Elsheimer und Johann Liss, die jedoch früh in Italien verstarben. Hans von Aachen und Joseph Heintz d. Ä. sind als Hofmaler nach Prag abgewandert und dort verstorben. Hans Rottenhammer I arbeitete in Venedig, kam aber 1606 wieder nach Augsburg zurück.

Johann Heinrich Schönfeld hielt sich in Rom und später in Neapel auf und kehrte 1651 nach Augsburg zurück. Diese Künstler konnten mit ihrem Erfahrungsreichtum die neue Generation durch künstlerische Impulse nachhaltig in Augsburg beeinflussen. Die ersten Kunstakademien entstanden in verschiedenen Reichsstädten wie Nürnberg oder Augsburg und erreichten zu einer neuen Wertschätzung. Die neue Generation brachte Künstlerpersönlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Temperamenten wie Johann Heiss (Memmingen), Johann Ulrich Mayr (Augsburg) oder Christoph Paudiss (Freising) hervor, (beide Schüler bei Rembrandt), Andreas Wolf in München, Matthias Scheitz aus Hamburg und viele andere in Deutschland; konnten diese positive Entwicklung, wie auch in Österreich vorantreiben. Hierbei sind Johann Michael Rottmayer und Paul Troger wegweisend für eine neue Barockmalerei in Österreich.

Im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts erreichte die Deutsche und Österreichische Malerei einen eigenständigen Höhepunkt. Zahlreiche Akademien und Zeichenschulen wurden gegründet, ebenso entstanden neue Gemäldegalerien. Das künstlerische Schaffen und die Pflege der Malerei sind von so großer Aufmerksamkeit und Hunger getrieben, dass selbst Musik und Architektur allmählich an die zweite Stelle traten. Alles Bestimmende war die Malerei von Farbe, Licht und Formengestaltung, welche von Adel, Kirche und wohlhabendem Bürgertum für deren Paläste, Klöster, Rathäuser und Residenzen beansprucht wurde. Augsburg konnte unter der Leitung des Malers und Direktors der Reichstädtischen Kunstakademie, Johann Bergmüller, großartige Schüler wie Johann Holzer, Johann Baumgartner und Matthäus Günther hervorbringen.

Neben Augsburg war München ebenfalls ein Zentrum für das Bayerische Rokoko. Cosmas Damian Asam, Johann Baptist Zimmermann, Thomas Christian Winck und Janaurius Zick hatten hier ihre Ausbildungs- und Wirkungsstätten. Auch in Wien befand sich eine bedeutende Kunstakademie, die große Maler hervorbrachte. Johann Rottmayer, Paul Troger, sowie Daniel Gran setzten Maßstäbe für die monumentale Gestaltung von Kirchen und Prachtbauten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Franz Maulpertsch, Franz Sigrist und Ignaz Mildorfer, um einige zu nennen, waren die dominierenden Künstler der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ihre vielseitigen Aufgaben von Fresken und Altarblättern, sowie den Entwürfen, haben ganz neue Formen von Perspektiven, Illusionen und Farben entwickelt, die sowohl in ihrer Heimat als auch in Augsburg und dem süddeutschen Raum, künstlerisch nachhaltig beeinflussten.

Das Rhein-Main-Gebiet mit seinen Kunstzentren in Mannheim, Darmstadt, Mainz, Frankfurt und dem Goethe-Kreis hatte Maler wie Johann Brinckmann, Georg Schütz, Justus Junker, Johann Conrad Seekatz und Johann Georg Trautmann hervorgebracht. Diese Künstler hatten mit ihrem eigenen Charme des spielerischen Rokokos von Landschaften, vom volkstümlichen Landleben und in rembrandthafter Manier der Portraits, als auch Feuerbrünste bei Nacht, zum Ereignisbild gemacht.

Das Barockmuseum von Oberaudorf sieht es als wichtige Aufgabe an, die Deutsche und Österreichische Barockmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Denn viel zu lange ist es her, dass der faszinierenden und spannenden Epoche der Deutschen Barockmalerei eine Ausstellung gewidmet wurde. Erstmalig werden viele Gemälde der Öffentlichkeit vorgestellt, die bisher anonym vor sich hinschlummerten und nun durch intensive Forschungsarbeiten einen Namen bekamen. Zahlreiche Leihgaben aus Privatbesitz, die das Museum für die Ausstellung ebenfalls gewinnen konnten, wie auch ein uns in letzter Sekunde überlassenes, bisher unbekanntes Werk von Hans von Aachen, sind für die Besucher zu sehen. Aus heutiger Sicht können wir nur staunen, wie schnell sich die Deutsche und Österreichische Barockmalerei in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entwickelt hat. Diese Kontinuität an kreativen Kräften setzte sich im ganzen 18. Jahrhundert ungeahnt zum Höhepunkt fort und beruhigte sich erst im kommenden Klassizismus.

Die Ausstellung vermittelt dem Besucher eine große Themenvielfalt, die von religiösen Inhalten, über Porträts, Landschaften und Stillleben reicht. Ein besonderes Augenmerk liegt natürlich auf den Ölskizzen, die so unverwechselbar in ihrer expressiven Formensprache und visionären Farbenpracht faszinieren. Schon damals waren diese Entwürfe begehrte Sammelobjekte und haben bis heute nicht an Wirkung und Bedeutung verloren.

Die Leitung der Ausstellung übernehmen Jürgen Jung und Raimund Schreiber.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind Mittwoch bis Sonntag von 13.00 bis 18.00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.

Text und Bildmaterial: Barockmuseum Oberaudorf (www.barockmuseumoberaudorf.de)

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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