Kultur

Luise Kinseher brillierte in Bruckmühler Kulturmühle

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Sie gab der Kulturmühle die Ehre – und wie! In bester Manier und drei Rollen eroberte Luise Kinseher die Bühne in der ausverkauften Kulturmühle und zugleich die Sympathien der Zuschauer. Mit ihrem Programm “Wände streichen. Segel setzen” hatte zunächst Frau Frese den ersten Auftritt. Ihr greiser Gatte Heinz ist verstorben und nun bereist sie auf der “Aida” die Weltmeere mit elitärem Gehstock, Trenchcoat und mondäner Brille. Mit ihrem Mann Heinz führt sie dabei als reinkarnierte Möwe pointierte Zwiegespräche, die bereits das Publikum überaus amüsierten.

Szenenwechsel

Luise Kinseher kommt als sie selbst auf die Bühne und fängt mit ihrer einzigartigen Mimik und ihrem hintergründigen Humor die Lacher der Zuschauer ein. Mitgefühl gibt es bei ihrer Not mit einem Riss in der Wohnung, der sich zum Biotop mit speziellen Libellen- und Pilzarten ausweitete und nun mit dem Vermieter, einer Immobilienfirma namens Hai, per Anwalt streitet. Der Riss im Fußboden ist dabei eine Metapher für den Riss, der – seit der Coronazeit und aktuell mehr denn je – durch die ganze Welt geht.  Eingebettet in zahlreiche Nebengeschichten zeigt Kinseher ihre kabarettistische Kunst in Hochform. Die Grand Dame des Kabaretts hat zahlreiche Anekdoten, Bonmots  und  neckische Seitenhiebe gegen die CSU-Größen sowie die Regierung im Gepäck.  Dabei hatte sie den revolutionären Vorschlag – angesichts von gendern und überarbeiten alter Statuten, den Löwen als Wappentier auszuwechseln gegen ein weibliches Pendant: eine Kuh samt “Muh“ als bayerische Antwort auf das buddhistische „Om”. Anwalttricks, Kita-Kids und die neuen Welten der Erziehung mit Tipps einer Vierjährigen zum Handy etc.  werden ebenfalls pointiert angerissen wie die Themen Altenpflege, Bildungspolitik, Umweltprobleme oder Technikabhängigkeit. Letztere untermauert sie mit Saugrobotern, die den Haushalt übernehmen und mit Nachfolgemodellen neue Generationen „züchten“.

Szenenwechsel

Auch eine weitere Kultfigur Kinsehers war in Bruckmühl dabei: Mary from Bavaria. Im Walküren-Look  á la Wagner schmettert sie dann  – live wie sie  mitten im Lied betonte –  die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts “Zauberflöte”. Der Titel des Programms „Wände streichen. Segel setzen“ steht dabei für zwei Strategien der Generation Corona: Während die einen den Rückzug in die häusliche Idylle lebten, setzten die anderen den Aufbruch in neue Gefilde auf ihre Lebensagenda. Kochen lernen, die Natur erobern seien hier nur als Beispiele genannt. „Mary from Bavaria“ war hierbei beim Waldbaden.

Szenenwechsel

Mit ihrer populären Kunstfigur, Frau Frese, beginnt und endet Luise Kinsehers Programm durch eine Tour menschlicher und gesellschaftspolitischer Gipfel und Täler.  Musikalisch beeindruckend und witzig zugleich dabei das Duett Kinseher und ihr Tourbegleiter Simon Ernst zu Elton Johns „Don’t let the sun go down on me“….  Frenetischer Applaus zeigte, wie sehr Bruckmühl der Abend mit „ihrer Luise“ gefallen hat.  Die Sonne schien mit ihr.

Text und Foto: Silvia Mischi

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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