Gastronomie

Dienstjubiläen bei Baron von Cramer-Klett

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Was macht man, wenn einem mit 80 Jahren zu Hause die Decke auf den Kopf fällt? Man geht weiter zur Arbeit, wie die 60 Jahre vorher auch. Gottfried Hofmann (80) fing 1959 mit seiner Arbeit für die Freiherrn von Cramer-Klett in der Schlossbrauerei von Hohenaschau an. Für einen Elektriker und geschickten Handwerker gab es in diesem großen Betrieb immer etwas zu tun, Maschinen und Leitungen brauchten ständig eine Aufsicht. Bis zur Übernahme der Brauerei und der Mitarbeiter durch Löwenbräu im Jahr 1989 („Löwe frisst Gams“) hatte sich Gottfried Hofmann bis zum Chef der Füllerei hochgearbeitet und erzählte beim Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen plastisch, was man da alles für Aufgaben von der Flaschensortierung über die Reinigung bis hin zur Wiederbefüllung hatte. 1993 war es mit der Brauerei dann endgültig vorbei und die Mitarbeiter mussten sich neue Arbeitsplätze suchen. „Ich habe den Gottfried gleich wieder eingekauft“, so Rasso Baron von Cramer-Klett, „in den langen Jahren vorher habe ich ihn als tüchtigen und verlässlichen Mitarbeiter schätzen gelernt und war froh ihn wieder zu bekommen“. Und wieder fand der Elektriker genug zu tun in den vielen cramer-kettschen Besitzungen, dazu mussten mit viel handwerklichem Geschick die zahlreichen Almhütte und Kaser auf Vordermann gebracht werden. Als das Rentenalter kam, wurde es zur Kenntnis genommen, aber weiter nicht beachtet: es wartete ja noch so viel Arbeit auf den Bergen und im Tal. „Nichts tun – geht nicht“. So schob sich der Zeitpunkt des Aufhörens immer weiter nach hinten, zwar arbeitete er nicht mehr die volle Zeit, aber immer wenn Not am Mann und am Handwerker war, dann war er da. Als „Hausmeister“ fühlt er sich auch mit 80 Jahren noch immer verantwortlich dafür, dass alles funktioniert. „Ich habe mein Leben lang einen bärigen Arbeitsplatz und einen guten Chef gehabt“, resümierte Gottfried Hofmann, „fürs Nichtstun habe ich keine Zeit“.

Rasso Baron von Cramer-Klett lud seine drei Dienstjubilare in die „Cramer-Klettsche Centralkanzley“ ein, um mit ihnen ein paar Stunden in den alten Zeiten zu schwelgen.

„Sie war die Seele der Verwaltung und die lebendige Registratur, es gibt bis heute Vorgänge und Probleme, zu deren Lösung wir sie dringend brauchen“, so Baron von Cramer-Klett zum Wirken seiner ehemaligen Verwaltungsleiterin. Elfi Lasinger-Schulz fing 1968 nach dem Besuch der Stahmer Schule in der Verwaltung der Brauerei an. Kurz darauf holte sie Ludwig Benedikt von Cramer-Klett über die Straße hinweg in die „Centralkanzley“ des Unternehmens. „Meine ersten Monate verbrachte ich mit dem Schreiben der Bücher des bekannten Jagdschriftstellers. Ein Original mit zwei Durchschlägen war für jede Textseite zu erstellen. Nach den umfangreichen Korrekturen durch den Baron mussten alle Seiten erneut getippt werden und das konnte durchaus öfter vorkommen; für Arbeit war somit reichlich gesorgt“. Doch die Schreibarbeit war nur eine Durchgangsstation auf dem Weg, der sie schließlich ganz nach oben führte. „Damals arbeiteten noch bedeutend mehr Leute in der Verwaltung, acht Frauen und mehr waren in den Büros beschäftigt“, erinnert sie sich. „Alle cramer-klettschen Betriebe und Besitzungen im Oberen Priental wurden in der Kanzlei verwaltet und betrieben, für alle Bediensteten und Arbeiter wurde allmonatlich der Lohn berechnet und ausbezahlt“. Von der Brauerei, über den Betrieb und die Abrechnung des Burghotels, die umfangreiche Landwirtschaft und die Alm- und Forstwirtschaft bis hin zu den zahlreichen vermieteten und verpachteten Immobilien, alles musste penibel abgerechnet werden. „Die Betriebe wurden im Lauf der Zeit weniger oder fielen ganz weg und auch die Mitarbeiterinnen in der Verwaltung wurden immer weniger“. Ein großer Einschnitt im Berufsleben war noch die Einführung des Computers, er vereinfachte viele Routinevorgänge und erleichterte viele Büroarbeiten. Doch die alten Vorgänge aus dem Vorcomputerzeitalter sind auch noch da, sie reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert. Auch Elfi Lasinger-Schulz kann noch nicht ganz loslassen von ihrem Arbeitsplatz: ein paar Stunden kommt sie jede Woche in die „Centralkanzley“ und ist hier hauptsächlich als „das Gedächtnis der Verwaltung“ tätig. Gilt es einen Vorgang aus den 80-er Jahren zu finden, einen Pachtvertrag von 1974 oder eine Vereinbarung über die Almnutzung aus den 20-er Jahren – dann wendet sich „der Baron“ an seine bewährte Mitarbeiterin. „In der Regel weiß sie sofort, wo sie nachschauen muss, spätestens bei ihrem nächsten Arbeitsbesuch habe ich den Vorgang vollständig auf dem Tisch“.

Die jüngste der drei Jubilare ist Tine Stauder, die Hauswirtschafterin im großen Haus der Familie Cramer-Klett. „Seit über 30 Jahren gehört Tine zur Familie, sie kam 1987 direkt von der Hauswirtschaftsschule zu uns – und blieb. In dieser Zeit ist sie für alle ein vollwertiges Familienmitglied geworden. „Eine Hauswirtschafterin kann alles im Haus, tut alles im Haus, ist verantwortlich für alles im Haus und kann vor allem eins – schweigen“.

Bericht und Foto: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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