Kultur

Ausstellung „Farbton“ in der Villa Askania

Malerische und plastische Werke in herrschaftlichem Ambiente   –  Bischofswiesen/Stanggaß. ´“Fiamma“ vor einem Hortensienmeer liegend, der von Buschwerk umgebene „Story Teller“ in der leuchtenden Abendsonne, „Awakening“ in akrobatischer Bewegung auf der Balkonbrüstung vor der imposanten Kulisse des Watzmann, die hockende Statue „Reflection“ am Teich oder das erst 2023 entstandene Werk „Weight of Mind“ mit sorgenvoll bedecktem Gesicht – das herrschaftliche Ambiente der Villa Askania war die Sommerbühne für die Kunstwerke der Bildhauerin Jana Büttner – so als gehörten diese seit jeher in diesen prachtvollen Garten. Auch die Innenräume waren in der Ausstellung am Wochenende von Büttners Statuen im Groß- und Kleinformat geziert.

Daneben – und anders ist die Ausstellung „Farbton“ mit dem Motto „Raum-Klang“ nicht vorstellbar – zeigte die Malerin Mirjam Jahn ihre ausdrucksstarken Bilder, in denen sie sich mit expressiver Farbgebung und gestischem Pinselstrich mit Themen, wie Nähe und Distanz, Licht und Bewegung auseinandersetzt.

Die Vernissage war einladend und für alle Sinne gestaltet: Die Gäste wurden mit erfrischenden Getränken und mit einem kalten Büffet verwöhnt. Und die Jazz-Band mit dem Berchtesgadener Saxophonisten Franz Neumeier und Gerald Endstrasser aus Salzburg am e-Piano untermalte nicht nur die Veranstaltung mit Jazz-Standards, sondern sorgte virtuos und mit Groove und Drive für eine wunderbare Stimmung. Mit dem Aspekt des Klanges erweiterten sie die Dreidimensionalität dieser besonderen Kunst-Erlebniswelt für das Ohr.

Zudem konnten die Besucher in einem separaten Raum den Arbeitsalltag der beiden Künstlerinnen und die Schritte bis zur Vollendung eines Werkes in einer Videopräsentation verfolgen.  Kulturhofprojektleiterin Sabine Henninger begrüßte die Gäste und stellte die Künstlerinnen vor. Beide erklärten auch selbst ihre Intentionen und Botschaften. Sie dankten allen Unterstützern, vor allem Dr. Bartl Wimmer und dem Kulturhof, zu dem die Villa Askania gehört.

Mirjam Jahn sagte, sie öffne ein Fenster in eine andere Welt. Was sie ausdrücken möchte, tut sie mit der Sprache der Kunst. Das beinhalte für den Betrachter die Freiheit, seine eigenen Eindrücke zu sammeln. Im Wechselspiel zwischen Figur und Raum habe sie Sehnsuchts- oder von Menschen geformte Orte gewählt. Die jeweilige Figur sei keine individuelle Person, sondern eine „Identifikationsfigur“ für den Betrachter, um in dessen Kopf Geschichten entstehen zu lassen. Geschichten findet Jahn, die auch als Buchillustratorin arbeitet, faszinierend. Auch das Thema Wasser und die Beziehung des Menschen dazu fließen in ihre Kunstwerke ein. Die Titel ihrer Werke heißen entsprechend „Zwischen Wind und Wasser“, „Blaues Becken“ mit subtiler Abstufung der Farbgebung, „Am Strand“, „Meeresleuchten“ oder „Gumpen“. Ein „Wärter“ sitzt am Wasser. Worauf passt dieser Wärter auf? Assoziationen zu Naturschutz – zu sauberem Wasser – entstehen und erweitern das zunächst künstlerische Thema um eine weitere Ebene.

Oft greift Jahn ein Detail heraus, um dem Bild einen lyrischen Titel zu geben, wie zum Beispiel bei dem Werk „Glühwürmchen“. Hier gibt der Titel ein Detail aus einer Malerei wider, bei der das Hauptaugenmerk auf eine weibliche Gestalt mit einem Blumenstrauß fällt. „Schlummern in der Tiefe“ heißt ein anderes Werk mit einer Schlittschuhläuferin auf einem zugefrorenen See – im Hintergrund eine nur zu erahnende Stadt. Die wunderbar realistisch nachempfundene Spiegelung auf dem glatten Eis gibt dem Werk durch den Titel eine hohe Symbolkraft und Einblicke in die Gedankenwelt der Malerin.  Aber auch Mystisches zeigt sie mit „Luftwurzeln“ oder „Luftgeist“ und „Höhle“.

Was jemand mit seiner Körpersprache ausdrückt, ob er oder sie ängstlich oder offen ist, und welches Empfinden ein Mensch hat – das will Jana Büttner in ihren plastischen Werken zeigen, wobei sie sich besonders über die Lichtverhältnisse im Garten freue, die ihre Werke anders zeigen als in einem geschlossenen Raum, befand sie. Sie gab auch Einblicke in ihre Arbeitsweise: Zuerst modelliert sie die Figur mit wasserhaltigem Ton auf ein Gestell aus einem beweglichen Aluminiumdraht als Armatur. Später wird die Skulptur in ein neues Material umgewandelt (nicht gebrannt), indem sie mittels einer Silikonhülle einen Negativabdruck erstellt. Das gewünschte Material, meist Kunstharz, wird in diese Form gefüllt und zum Schluss die Silikonhülle abgenommen. Kleine Figuren schaffe sie ebenfalls, weil nicht jeder in seinem Haus Platz für lebensgroße Statuen hat, erklärte sie.

Am Samstag gab es Yoga mit Angelika Krauß und am Sonntag ein „Kunst-Menü“ zur Begegnung mit den Künstlerinnen im Kulturhof Stanggaß. Die Ausstellung – ein ganzheitliches Kunstwerk.

Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka:

1166: „Awakening“ vor der Kulisse des Watzmann

1195: Begrüßt die Gäste: Kulturhof-Projektleiterin Sabine Henninger

1202 / 1203: Führen die Gäste durch die Ausstellung: die Malerin Mirjam Jahn (links) und die Bildhauerin Jana Büttner

1163: Musik mit dem Jazz-Duo Franz Neumeier (rechts) und Gerald Endstrasser

1210: „Meeresleuchten“ von Mirjam Jahn

1213: Subtile Abstufung der Farbe blau: „Blaues Becken“

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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