„Von der Bergwacht speziell ist in der Heiligen Schrift nirgends die Rede, aber der barmherzige Samariter, der sich um das blutende Opfer am Straßenrand kümmert ist auch nach über 2000 Jahren noch sprichwörtlich“, so Pfarrer Paul Janßen bei der Segnung der beiden Einsatzfahrzeuge der Bergwacht Sachrang Aschau an der Bergrettungswache. Dabei ist der VW Aschau mit der Kennung 83/1 noch fast neu, das Bombardier ATV Kettenkrad leistet seinen Dienst in den Aschauer Bergen schon geraume Zeit. „Die Männer und Frauen der Bergwacht sind die moderne Form des Samariters, auch sie lassen bei einer Alarmierung alles liegen und stehen und kümmern sich um die Opfer der Berge. Allzeit gute Fahrt, Gottes Segen und eine gute Heimkehr für alle nach jedem Einsatz“! wünschte Pfarrer Janßen allen Bergwachtleuten und segnete die beiden Fahrzeuge und vor allem ihre Nutzer.

Zum Tag der Offenen Tür luden die Frauen und Männer der Bergwacht die Bevölkerung zur Bergrettungswache Fuchslug. Eine Ausstellung in der Rettungswache zeigte Szenen aus den vergangenen knapp 70 Jahren seit der Gründung der Bergwacht und machte die Besucher mit der Ausrüstung und Bekleidung bekannt, von den Anfängen bis heute. Darüber hinaus hatten sie alle Fahrzeuge der Bereitschaft zwischen Aschau und Sachrang zusammengezogen und präsentierten sie mit der gesamten Sommer- und Winterausrüstung. Besonderes Interesse fanden dabei die beiden neu in den Dienst gestellten Dienstfahrzeuge: der VW, ein geländegängiger Van, der auch am Berg einsetzbar ist. Das Fahrzeug ist so ausgerüstet, dass eine notärztliche Versorgung von Patienten bei bodengebundenen Transporten möglich ist. Das Bombardier ATV Kettenkrad ist im Winter mit vier Ketten ausgerüstet und dient als Schneefahrzeug zur Pistenrettung im Aschauer Rettungsdienstbereich. Im Sommer ist es als schnelles und voll geländegängiges Vorauseinsatz- und Erkundungsfahrzeug zur Erstversorgung von Patienten und als Materialtransporter für Einsätze im abgelegenen Gelände vorgesehen.

Bereitschaftsleiter Hans Feistl erklärte den Besuchern, dass die Bergwacht Sachrang-Aschau zwei Rettungswachen betreibt, eine hier in Aschau und die zweite in Sachrang. Darüber hinaus ist die Diensthütte am Geigelstein an jedem Wochenende und an allen Feiertagen besetzt um in Not geratenen Bergsteigern schnell Hilfe leisten zu können. Das erfordert ständig den doppelten Aufwand an Personal und Material, der wegen der weiten Entfernungen im Geigelsteingebiet aber dringend notwendig ist. Außerhalb der festen Dienstzeiten steht eine Mannschaft – ausgestattet mit Funkmeldeempfängern – bereit, um auch Einsätze während der Woche durchführen zu können. Hierbei müssen die Frauen und Männer oft während der Arbeitszeit ausrücken und opfern dabei unentgeltlich Urlaub, Überstunden oder Freizeit, um ehrenamtlich Hilfe am Nächsten zu leisten. Knapp 100 Einsätze leisten die etwa 50 Frauen und Männer der Bergwacht Sachrang-Aschau jedes Jahr im Priental – zwischen Kampenwand und Breitenstein und zwischen Spitzstein und Zellerhorn.

Um den Dienst und die Einsätze professionell durchführen zu können, wird von den Bergrettern gefordert, sich regelmäßig fortzubilden. Über Änderungen bei Versorgungstechniken, neues medizinisches Material und Medikamente oder neue Rettungs- und Sicherungsmaterialien, aber auch über Altbewährtes wie Knoten und Bunde, Tragen und Erste Hilfe Ausstattung werden innerhalb der Bereitschaft regelmäßig Schulungen und Übungen abgehalten. Zusätzlich müssen noch externe Ausbildungen der Bergwacht Bayern, wie Hubschrauberausbildungen in Bad Tölz, Canyoning-Lehrgänge, Einsatzleiterschulungen oder Naturschutzfortbildungen irgendwo in den bayerischen Bergen besucht werden. Rund 5000 Stunden stecken die Bergretter jährlich in diese Fortbildungen. Doch all diese Stunden wären sinnlos, wenn die Bergwacht nicht auch regelmäßig in Fahrzeuge, Rettungsgerätschaften, medizinisches Equipment oder auch Rettungswachen und Diensthütten investieren würde. Nur für einige dieser Anschaffungen wird durch den Staatshaushalt ein Zuschuss gewährt. Viele Gerätschaften müssen durch die Bereitschaft selbst besorgt und finanziert werden.

Feistl wandte sich unmittelbar an die Besucher: „Sie können uns helfen, weiterhin professionell ehrenamtlich unsere Arbeit durchzuführen. Ihre Spende oder Ihr Förderbeitrag geht zu 100 Prozent an die Bereitschaft Sachrang-Aschau und wird direkt für Anschaffungen von Rettungsmaterial verwendet.

Bürgermeister Peter Solnar bedankte sich bei allen Bergwachtleuten für ihr Engagement. „Ihr seid immer im Dienst für uns alle, sei es bei den Schneeeinsätzen auf den Sachranger Hausdächern in diesem Winter oder beim Retten einiger Touristen, die gestern Nachmittag nicht mehr aus einem Schneefeld herausfanden. Vergelt´s Gott für die aufgewendete Zeit“.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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