Land- & Forstwirtschaft

Minister Helmut Brunner beim Almbauerntag auf dem Samerberg

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Eine Großveranstaltung war der zweitägige Almbauerntag auf dem Samerberg, den der Almbezirk Samerberg-Nussdorf im Auftrag des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) vorzubereiten hatte. Nach der Hauptausschuss-Sitzung im Berggasthof Duftbräu mit dem Hauptthema „Wolf“ (wir berichteten) und einem Almbauernheimatabend in der Samer Halle waren am zweiten Tag ein Standkonzert der Musikkapelle Samerberg, ein Gottesdienst in der Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“, ein Festzug sowie die Vollversammlung die Hauptereignisse am zweiten Tag.

Den Gottesdienst feierten in der schön geschmückten Kirche Pfarrer Robert Baumgarnter und Diakon Günter Schmitzberger. Alsdann machten sich die Almleute und Ehrengäste mit den Musikkapellen Samerberg und Nussdorf sowie mit Pferdegespannen und Fahnenabordnungen in einem festlichen Zug zur Samer Halle. Dort konnte AVO-Vorsitzender Georg Mair unter den zahlreichen Sennerinnen, Sennern, Bäuerinnen, Bauern und mit der Landwirtschaft beschäftigten Leuten auch Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, Alfons Zeller als Präsident der Arbeitsgemeinschaft Bayerische Bergbauern, Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner, Ehren-Landesbäuerin Annemarie Biechl, Kreisbäuerin und zugleich Almerin Katharina Kern, stellvertretende Landrätin Marianne Loferer, AVO-Ehrenvorsitzenden Franz Steindlmüller sowie die Bürgermeister Georg Huber (Samerberg), Josef Oberauer (Nussdorf am Inn), Josef Loferer (Schleching), Claus Pichler (Ruhpolding) und Hans Hofer (Bad Feilnbach) begrüßen. AVO-Vorsitzender Georg Mair begann seine Ansprache mit den Worten: „Der Almbauerntag ist eine große Erntedank-Feier und die von den Samerberger hergerichtete Halle ist eine Augenweide, dafür den Gastgebern mit Bartholomäus Mayer, Franz Weyerer und Ortsbäuerin Irmi Uhl an der Spitze meinen allerherzlichsten Dank“.

Bürgermeister Georg Huber von der Gemeinde Samerberg bezeichnete in seinem Grußwort den Samerberg als eine von schönen und gut geführten Almen reichlich gesegnete Landschaft mit vielen Geschichten. „Die Almwirtschaft gehört zur Kulturlandschaft und zur Landwirtschaft, allerdings haben die Bauern oftmals wegen zu vieler Bürokratie-Aufgaben nicht mehr genügend Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben, schließlich sind die Bauern lieber auf dem Feld als am Schreibtisch“, so der Bürgermeister, der ebenso wie der Nussdorfer Bürgermeister Oberauer und stellvertretende Landrätin Marianne Loferer vom Almwirtschaftlichen Verein mit dessen besonderer Kaffeetasse als Dank für die Gastfreundschaft im Almbezirk Samerberg-Nussdorf bekam.

AVO-Vorsitzender Georg Mair: „Guter bis sehr guter Almsommer“

In seinem Jahresbericht erinnerte AVO-Vorsitzender Georg Mair an einen guten bis sehr guten Almsommer mit frühem und gutem Vegetationsbeginn, aber auch mit nur mäßiger Obsternte. Derzeit gibt es in Oberbayern unverändert 709 mit Vieh bestoßene Almen, allerdings ist zu bedenken, dass jährlich etwa so viel Weideflächen wegen Verbuschung und Wiederbewaldung verloren gehen wie es den Flächen von zwei Almen entspricht. „Da müssen wir gegensteuern“, so Mair. Erfreulich waren die positiven Entwicklungen bei der Anzahl der Tiere auf den Almen, Steigerungen gab es unter anderem bei den Kühen und Mutterkühen (2017 waren es 2.049 Stück), bei den Jungrindern bis zwei Jahre (12.306 Stück), bei den Jungrindern über 2 Jahre (7.714 Stück) und bei den Schafen mit 3.891 Stück, die besonders wichtig sind auf Almflächen, die nicht von Rindern beweidet werden können. 1.850 ha Almflächen werden von bayerischen Bauern im benachbarten Österreich bewirtschaftet, dabei gibt es allerdings das Problem unterschiedlicher Förderung in den beiden Ländern. Deshalb forderte Mair von der Politik, dass es wieder zu Fördersätzen entsprechend dem bayerischen Betriebssitz kommen soll. Sehr ordentlich geführte Bücher und einen zufriedenstellenden Kassenstand konnte Kassenprüfer Johann Pletl dem AVO-Kassier Christian Neuner bescheinigen.

Gedanken zum Almbauerntag von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner

„Der politische Weg von Bayern nach Jamaika ist weit und steinig, da komme ich lieber in das Wanderparadies Samerberg“ – mit diesen Worten begann Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner seinen Vortrag vor den zahlreichen Almleuten. Weiters sagte er: „Es ist Ihr Verdienst, das in den letzten Jahren keine der rund 1.400 bayerischen Almen und Alpen aufgegeben wurden und dass die Almplätze so begehrt sind wie noch nie. Wichtige Themen des Landwirtschaftsministers waren die mit MdL Klaus Stöttner gestartete Bergwald-Offensive, die Mehr-Förderung von Kleinbetrieben als Teil guter Strukturpolitik, die Mehr-Förderung von Grünland gegenüber dem Ackerbau und der Start für die Aktion „108 Genuss-Orte“ in Bayern für das Jahr 2018. Zum derzeit hoch-aktuellen Thema „Wolf“ sagte Brunner klar und deutlich: „Wir brauchen wolfsfreie Zonen und wir brauchen zugleich die Kraft, um über den Schutz-Status für den Wolf nachzudenken“. Der Minister bezeichnete den Wolf als derzeit größte Herausforderung Nummer eins und er erklärte, dass die Zuständigkeit für Wolf und Luchs beim Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz liegt und dass die Rückkehr des Wolfes nach 150 Jahren ohne Wolf nicht auf den Rücken der Landwirte ausgetragen werden darf. „Ich lasse Sie als Landwirtschaftsminister nicht alleine, erst vor kurzem haben wir bei der Agrarministerkonferenz die Bundesregierung aufgefordert, ein länderübergreifendes Management anzustoßen, das zu einer realistischen Einschätzung der europäischen Wolfpopulation (mit derzeit geschätzten 20.000 Wölfen) führt“, so der Minister, der zudem einen „Runden Tisch“ zum Thema „Herdenschutz“ in seinem Haus eingerichtet hat und der sich mit einem Brief an Ministerpräsident Seehofer gewandt hat mit dem Ziel, das Thema Wolf in die Zuständigkeit des gesamten Kabinetts zu hieven. AVO-Vorsitzender Georg Mair sprach sich bei seinen Ausführungen dafür aus, vorausschauend die Probleme zu lösen und sagte: „Wenn der Wolf erst mal da ist, dann ist es mit der Almwirtschaft nicht mehr weit her“. Die musikalische Gestaltung der AVO-Versammlung übernahm Samerberger Blasmusikanten.

Über die Ehrungen und die Verabschiedung von Michael Hinterstoißer nach 25jähriger Tätigkeit als AVO-Geschäftsführer berichten wir noch gesondert.

Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von der Vollversammlung des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern auf dem Samerberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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