Kultur

Krönungsball der Aschauer Gilde

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Auch wenn ihr hier in Bernau das Zepter und den Aschauer Rathausschlüssel übernehmen müsst: Ihr zwei werdet mit eurer Garde und dem Hofstaat unser Aschau bestens in der Region vertreten“, voller Zuversicht über die Vertretungsregelung der kommenden Wochen übergab Bürgermeister Peter Solnar beim 45. Inthronisationsball der Aschauer Faschingsgilde im Gasthaus Kampenwand in Bernau den überdimensionalen goldenen Schlüssel des Aschauer Rathauses an das neue Prinzenpaar seine Tollität „Prinz Peter II. rasender Regent aus dem Reich der meisterlichen Bauwerke zu Göttersberg“ und ihre Lieblichkeit „Prinzessin Katharina II. – rastlose Hüterin über Leib und Seele aus dem Greimhartinger Land“.

Die Schneefälle der letzten Tage nahmen auch Einfluss auf den Aschauer Fasching. Die Aschauer Festhalle, die eigentliche Heimat der Faschingsgilde war aus Sicherheitsgründen gesperrt, so mussten sich die Faschingsdamischen von sofort auf gleich einen neuen Saal suchen. Der Dank aller galt deshalb der Wirtsfamilie Heinrichsberger, die ohne „langes wenn und aber“ ihren Saal in Bernau für den Ball zur Verfügung stellte. In Windeseile wurde dieser Saal dann entsprechend hergerichtet und so fand der 45. Aschauer Krönungsball im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit erstmals in Bernau statt.

Den Worten seiner Rustikalität Feld- Wald- Wiesen- und Weltmarschall Sebastian Bichler bei seinem 18. Auftritt als Meister aller Improvisationstalente ohne Konzept und Zettelwirtschaft folgend, ist das Prinzenpaar in den kommenden langen Faschingswochen dazu berufen, den Bürgermeister überall zu vertreten und das für den Sporthallenneubau angehäufte Geld der Aschauer Rathauskasse bereits jetzt mit vollen Händen auszugeben. Sein Versuch dem Bürgermeister eine feste Aussage zur Höhe der verfügbaren Finanzen zu entlocken, scheiterte kläglich, Peter Solnar wies darauf hin, dass in der Gemeinde Aschau genügend Geld für alles vorhanden sei und man nicht länger Negativzinsen zahlen möchte.

Prinz Peter II. und Prinzessin Katharina II. übernahmen von ihren Vorgängern Prinz Martin III. und Prinzessin Monika IV. die Insignien der Macht und werden in den langen Wochen des diesjährigen Faschings über den närrischen Mittelpunkt Aschau und das weite Umland bis weit hinein nach Sachrang ins Obere Priental und hinaus nach Frasdorf und Wildenwart ins untere Priental regieren, soweit es die Schneeverhältnisse zulassen. „Der Faschingsgilde geht es seit 47 Jahren gut, wir sind in ganz Aschau überall und jederzeit herzlich willkommen“, bedankte sich die Präsidentin der Aschauer Faschingsgilde Niki Hirner mit ihrem Vertreter Martin Stoib.

Der neue Prinz – bürgerlich Peter Thaurer – ist 23 Jahre alt und kommt aus Aschau. Nach ein paar Jahren Eingewöhnungszeit als Elferrat ist er gespannt, was auf ihn als den Herrscher des Aschauer Faschings zusätzlich zukommen wird. Im ganz normalen Leben sorgt er als Zimmerermeister und Bautechniker für ein Dach über dem Kopf. In Aschau ist er voll in das dörfliche Vereinsgeschehen eingebunden, aktiv beim Trachtenverein Edelweiß Niederaschau als zweiter Vorplattler tätig hat er Sommer wie Winter ein volles Programm; in seiner kargen Freizeit schaut er gerne dem FC Bayern beim Fußball zu, auch wenn es zur Zeit nicht soviel Spaß macht. 31 Jahre nach seinem Vater Peter I. bestieg er den Aschauer Faschingsthron.

Auch Ihre Lieblichkeit Prinzessin Katharina II. kennt den Aschauer Fasching bereits aus der Perspektive einer Gardistin, sie muss daher alles rund um den Fasching im Chiemgau, das Lächeln, das Winken, die Auftritte und das Repräsentieren nur noch fleißig üben, im langen Fasching 2019 bleibt ihr dazu genügend Zeit. Katharina Ziegler (27) ist in Greimharting-Hötzelsberg daheim und arbeitet als Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin. Sie ist im Trachtenverein Greimharting als Schriftführerin tätig und war lange Jahre bei allen Veranstaltungen der Greimhartinger Trachtler mit dabei. Das Paar ist auch privat miteinander verbandelt, das erleichtert in den kommenden Wochen vieles: das gemeinsame Training, das gemeinsame Fortgehen und die gemeinsamen Strapazen. Die Ballbesucher konnten diese Gemeinsamkeiten vor allem beim traumhaft inszenierten Prinzenwalzer der beiden erkennen. Schon seit August sind sie bei der Tanzschule Ziegler in Prien im Training und arbeiteten eifrig am Prinzenwalzer und am Showtanz.

Der Saal der Bernauer Kampenwand war nach dem Motto „Aschau startet die Motoren – mit Vollgas durch den Fasching“ phantasievoll mit hochklassigen Autos dekoriert und beim 45. Inthronisationsball der Aschauer Faschingsgilde trotz der widrigen Witterung einigermaßen gut besucht. Alle Ballbesucher erlebten auf der Bühne ein optisch perfekt aufeinander abgestimmtes Prinzenpaar – die Prinzessin in einem gelbgrün-elfenbeinfarbigen Brokat-Prinzesskleid-Traum – geschneidert von Elisabeth Schelzke – und der Prinz dazu abgestimmt in einer silbernen Barock-Brokatlivree mit grün-goldener Verschnürung, dazu trug er eine lange helle Hose mit breiten Biesen und Paspelierung. Sie zeigten gemeinsam einen wunderschönen, gefühlvollen Prinzenwalzer nach Motiven von Strauss und später einen temperamentvollen Showtanz.

Vor dem Prinzenwalzer exerzierte die Aschauer Prinzengarde den „Gardemarsch 2019“, kommandiert von Major Tatjana Heinrichsberger. Die Gardistinnen zeigten sich in der weinroten Uniform mit goldenen Auszierungen, gefertigt ebenfalls von Elisabeth Schelzke. Schon monatelang übten die elf Gardistinnen unter dem Kommando des neuen Gardemajors Tatjana Heinrichsberger auf ihren großen Auftritt zum Faschingsbeginn hin. Mit Jenny Pelzl, Franziska Max, Marina Krumrey, Sophia Winkler, Magdalena Löhmann, Verena Hefter Kathi Pfaffinger, Anna Höhensteiger, Kathi Max und Elisabeth Obermeier gelang es der Aschauer Faschingsgilde auch in diesem Jahr ein knappes Dutzend höchst ansehnliche Gardemädchen zu finden.

„5´e hamma“ spielten den Aschauern nach der Inthronisation und den obligatorischen Ordensverleihungen im Bernauer Kampenwandsaal noch zum Tanz auf. Zahlreiche Termine stehen für das Prinzenpaar und die Garde in diesem Fasching bereits fest: nach dem Inthronisationsball kommen am Samstag, 2 März die Faschingsgesellschaften aus dem ganzen Landkreis zum Gildeball nach Aschau. Dazwischen liegen die Auftritte der Aschauer Faschingsgilde in Aschau und der Region, vom Kinderfasching bis zum Seniorenball.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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