Leitartikel

Kreisbauerntag in Rosenheim – Bauern brauchen Brückenbauer

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Eine lange Tradition hat in Rosenheim am oder um den Maria-Lichtmeß-Tag der Kreisbauerntag des Bayerischen Bauernverbandes. Dabei wird gewöhnlich auf die aktuelle Entwicklung in der Landwirtschaft und auf die Situation für die Landwirte geschaut und zahlreiche Ehrengäste, insbesondere aus der Politik geben mit ihrem Besuch den Bäuerinnen und Bauern sichtbaren Rückhalt. In derzeit ganz und gar nicht einfachen Zeiten brauchen die Bauern Unterstützung und wie mehrfach in der voll besetzten Inntalhalle zu hören war, brauchen sie vor allem Brückenbauer.

Josef Bodmaier, der seit 2011 als Kreisobmann die Verantwortung für die verbandspolitische Meinungsbildung trägt, begann seine Begrüßung mit den Worten: „Was ist los im Landkreis Rosenheim in diesen nicht einfachen Zeiten?“. Und er rief zu aktiver Dialog-Bereitschaft mit der Bevölkerung auf. Gründe für seine Sorgen und für seinen Aufruf sind vielfach. Einmal aktuell die sogenannte „Bauern-Milliarde“, die mit Auflagen verbunden ist, hierzu sagte Bodmaier: „Die Erzeugerpreise dümpeln dahin, da wäre es uns lieber gewesen, wenn diese wieder gegenüber den Leistungen der landwirtschaftlichen Betriebe gerechter werden würden“.  Zur Düngeverordnung sagte er: „Die Werte von Grundwasserströmen können nicht innerhalb von zwei Jahren geändert werden, das kann Jahrzehnte dauern, besonders wir Bauern selbst haben ein Interesse  an gutem Grundwasser, aber manchmal haben wir das Gefühl, dass Deutschland auf dem Rücken der Bauern Musterknabe in der Welt sein möchte“. Auch zum Flächenverbrauch („Hier haben wir eigenes Positionspapier, wir stehen hinter unseren Mitgliedern, wenn es um den Brenner-Nordzulauf geht, denn da fehlen uns bislang belastbare Zahlen“) und zum Flächenausgleich („Dieser soll neu gestaltet werden“) bezog Bodmaier Stellung. Verärgert zeigte er sich, dass zum Thema Tierschutz Unwissenheit und Unwahrheiten in den Diskussionen und Medien vorherrschen und er appellierte an die Verbraucher, an der Ladentheke zugunsten der Land- und Marktwirtschaft zu entscheiden. Die Forderungen im Rahmen der Anbindehaltung bezeichnete er für die kleinbäuerliche Landwirtschaft als nicht erfüllbar und die Molkereien kritisierte er, dass diese Milchpreis-Differenzierungen für Betriebe mit oder ohne Anbindehaltung vornehmen. „Seit Jahrhunderten sind Werte, Tradition, Verantwortung und Bodenhaftung von existenzieller Bedeutung, das sollte auch die Gesellschaft kritisch hinterfragen. Oft haben wir das Gefühl, dass die Leute, die unsere Arbeit, Leistungen und Erzeugnisse kritisieren, alles besser wissen, obwohl sie weder Säen noch Ernten“.

Einige Brückenbauer im Landkreis Rosenheim

Einer der Brückenbauer für die Landwirte im Landkreis Rosenheim ist stellvertretender Landrat und selbst Landwirt Josef Huber. Er lobte in seinem Grußwort den Kreisobmann dafür, dass in Rosenheim Bio-Bauern und konventionell arbeitende Bauern gleichbehandelt werden. „In den eineinhalb Jahren, in denen ich jetzt meine Aufgabe als Landrat wahrnehme, haben wir immer darauf geschaut, dass im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten zugunsten der Landwirte entschieden worden ist, zumal Kleinbetriebe nicht mit Großbetrieben verglichen werden können“, so Josef Huber, der der großen in Rosenheim versammelten Landwirte-Gemeinschaft auch fortan alles Gute für Haus, Hof und Familie wünschte. Ein eigens gegründeter Arbeitskreis mit dem Thema „Landwirtschaft im Dialog in der Gesellschaft“ soll nach den Worten der Initiatoren Hans Maierhofer und Wolfgang Hampel das Defizit in der öffentlichen Wahrnehmung verringern. „Die Welt dreht sich schneller als wir meinen, deshalb müssen wir den Dialog mit den Städtern und Verbrauchern noch stärker als bisher suchen“, so Wolfgang Hampel, der noch darum bat, die Themen ernst, ehrlich und realistisch zu erörtern. In verschiedenen Veranstaltungen soll auch der Dialog mit der Jugend gesucht werden, um insgesamt in der öffentlichen Diskussion eine De-Eskalation zu erreichen. Landkreis- und ämterübergreifend haben sich Bauern auch dem Wasserschutz verschrieben. Beispielhaft informierte Seppi Wimmer über die Projekte am Simssee und am Pelhamer See. In diesem Zusammenhang sagte er: „Uns Bauern ist eine gute Wasserqualität ein ureigenstes Anliegen, die neue Düngeverordnung hilft hier nicht wirklich, sie zwingt uns zu Investitionen in Riesen-Maschinen“.

„Land schafft Verbindung (LSV)“ – diese bundesweit inzwischen strukturierte Organisation und selbstständige Bewegung auf Basis von Whats-App-Gruppen bewies bei der Versammlung in Rosenheim, dass inhaltlich ein Schulterschluss mit dem Bauernverband erfolgt ist. „Alle Bauern und Landwirte gehören zusammen, viele von der Politik in Europa festgelegten Entscheidungen zerstören unsere bayerischen Agrarstrukturen und sie bedeuten das Aus für die bäuerlichen Familienbetriebe. Die Milliarden-Zusage löst die Problematik in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelwirtschaft nicht, deswegen werden wir mit  unseren friedlichen Bulldog-Protesten weitermachen“ – so LSV-Sprecher Josef Hofmayer aus Rimsting, der die anwesenden Landwirte ermunterte, ihre Traktoren aufzutanken und ihre Handys eingeschaltet zu lassen und der seinen Auftritt mit einem Konrad-Adenauer-Zitat beendete. Der erste Kanzler der Bundesrepublik sagte einmal: „Die Bauern braucht man nicht zu fürchten, außer sie halten zusammen“.

Foto: Hötzelsperger – BBV-Kreisobmann Josef Bodmaier (li.) mit Geschäftsführer Josef Steingraber

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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