Kultur

Buchtipp: Ivan Ivanji, Corona in Buchenwald

Veröffentlicht von Günther Freund

Der im Banat geborene und in Belgrad und Wien lebende Ivan Ivanj war in der NS-Zeit selbst in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald ist einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust. Sein sehr informatives und gut lesbares Buch  ist eine lohnende Lektüre für zeitgeschichtlich interessierte Leser.

49 Überlebende des Konzentrationslagern Buchenwald hatten schon die Einladung zur Gedenkfeier des 75. Jahrestages ihrer Befreiung und sogar die Flugtickets und Zimmerbuchung im Hotel Elephant in Weimar, als sie plötzlich die Mitteilung bekommen, dass das Treffen wegen Corona nicht stattfinden könne. Doch zwölf der betagten Herren, alle über neunzig, reisen trotzdem an. Sie und ihre Begleiter werden gleich nach dem Eintreffen im Hotel auf Covid-19 getestet – einer von ihnen ist positiv. Alle Anwesenden werden daher unter Quarantäne gestellt. Gemeinsam mit dem Vertreter der Gedenkstätte sitzen sie im Hotel fest. Um die Zeit zu vertreiben, schlägt einer von ihnen, der serbische Schriftsteller Sascha, vor, einander Geschichten zu erzählen, so wie Bocaccio in Decamerone. Alle sind einverstanden. Da man die Zimmer vorerst nicht verlassen darf, soll das per Videokonferenz stattfinden. An zwölf Abenden erzählt jeder, vom ehemaligen französischen Botschafter über den pensionierten dänischen Polizeibeamten bis zum spanischen Schriftsteller, was ihm wichtig erscheint. Höhepunkt des Treffens wird dann der nach epidemiologischer Entwarnung unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfindende Besuch der KZ-Gedenkstätte. –

Den Autoren bewegen in seinem neuen Roman vor allem die Themen Tod, Überleben und Freiheit. Ivan Ivanji, ein routinierter Erzähler, beschreibt das Treffen in Weimar atmosphärisch dicht, liefert in kurzen Kapiteln spannende Augenzeugenberichte aus dem KZ sowie Anekdoten aus dem späteren Leben der ehemaligen Buchenwaldhäftlinge und lässt brandaktuell den komplizierten Umgang mit Covid-19 in seinen brillanten Roman einfließen.

 

Ivan Ivanji, Corona in Buchenwald

Roman,  256 S., 24,00 €

PICUS VERLAG, 2021

ISBN/EAN: 9783711721068

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Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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