Gastronomie

Brauhaus Hohenaschau – Echte Heimatliebe

Es war die Liebe zur Heimat und die Liebe zum Bier, die die beiden Aschauer Michael Schäffer und Michael Stangl dazu inspirierten, ein verloren gegangenes Stück Heimat wiederzubeleben: Das Aschauer Bier. Denn das Bier aus der Schlossbrauerei Aschau, die bereits 1549 von Pankratz von Freyberg gegründet wurde, hatte im Jahr 1991 sein Leben ausgehaucht. Und Aschau fehlte was. Tradition und Geschmack.

„Das Aschauer Bier war im Ort und der Region immer ein Thema“, sagt Michael Schäffer. Viele Aschauer bedauerten, dass es die Marke mit der Gams auf dem Etikett nicht mehr gab. Schäffer: „Das haben wir oft gehört, und auch wir sind damit aufgewachsen. Wir waren vielleicht zu jung, um das Bier zu trinken, doch wir haben als Buben oft im Gebäude der ehemaligen Brauerei gespielt“, erzählt der 33-Jährige.

Dann kam Corona und eine anfänglich vage Idee wurde zum konkreten Plan. „Plötzlich hatten wir viel Zeit, denn alle Ehrenämter, die man so begleitet, ruhten erst einmal“, erinnert sich Michael Schäffer. In dieser Zeit setzte sich der Betriebswirt mit seinem Spezl Michael Stangl zusammen, der Braumeister in der Camba Brauerei in Seeon ist. Die beiden wollten den Aschauern ihr Bier wiedergeben. Dazu gingen sie erst einmal auf Spurensuche und unterhielten sich mit ehemaligen Mitarbeitern. Der letzte Braumeister der Schlossbrauerei gab ihnen dabei entscheidende Details preis, wie denn das Aschauer Bier geschmeckt hat und welchen Charakter es hatte.

Ausgestattet mit diesen Informationen tüftelten die beiden sowohl am Geschmack als auch am Outfit des Aschauer Biers. „Für uns war ganz wichtig, dass auf dem Etikett die Gams im Vordergrund steht. Das haben wir dann zusammen mit einer befreundeten Grafikerin entworfen“, sagt Schäffer. Braumeister Michael Stangl kreierte dazu einen Sud, der auf Basis alter Rezepte auch alle Anforderungen an ein „modernes Bier“ erfüllt. In der Priener Camba-Brauerei nutzen sie zudem das Angebot des Lohnbrauens, was ihnen den Kauf einer teuren Brauanlage erspart.

Und so war es dann am 4. Mai 2021 so weit: Die ersten 100 Hektoliter vom Brauhaus Hohenaschau strömten aus der Brauanlage und schlugen bei den Bierliebhabern der Gemeinde richtig ein. Die Gams war zurück im Ort und fand sofort viele Fans. Michael Schäffer und Michael Stangl verkauften das Premierenbier an einem Stand mitten in Aschau – innerhalb von zwei Tagen waren alle Kisten vergriffen. „Das haben wir auch gemacht, damit die Leute sehen, wer wir sind und woher ihr Bier kommt“, berichtet Schäffer und fügt hinzu: „Da gab es Kunden, die nach der ersten Geschmacksprobe gleich acht Kästen auf einmal gekauft haben.“ Das war Bestätigung genug für die beiden Geschäftsführer, um die Gams weiter in der Region zu verbreiten.

Inzwischen wurde die Schlagzahl erhöht, und je nach Bedarf wird alle sechs Wochen gebraut. Mehr ist derzeit nicht möglich, da die Lagerkapazitäten ausgeschöpft sind. Denn eines ist Stangl und Schäffer ganz wichtig: Das Aschauer Bier soll eine lokale und regionale Angelegenheit bleiben. Die Getränkemärkte, in denen das Helle aus dem Brauhaus Hohenaschau mittlerweile verkauft wird, befinden sich alle im näheren Einzugsgebiet im Chiemgau und werden von den beiden selbst beliefert. Auch das Lager befindet sich im Ort.

Selbstverständlich wünschen sich die beiden Jungunternehmer, dass ihre Marke weiter wächst. Aber ohne Druck. Da sowohl Stangl als auch Schäffer hauptberuflich versorgt sind, können sie ihr Bier ohne wirtschaftliche Zwänge herstellen. „Wir wollen erst einmal das Verbreitungsnetz rund um die Kampenwand verdichten, dann sehen wir weiter“, sagt Michael Schäffer. Dass dies nicht von alleine geht, weiß er genauso wie sein Kompagnon. Auch da setzen sie auf den lokalen Faktor. Und mit dem Selbstbewusstsein, einer derjenigen zu sein, die den Aschauern und dem Chiemgau das Gamsbier zurückgegeben haben, meint er: „Das funktioniert zusammen. Wir brauchen die regionale Unterstützung und Solidarität.“

Text: af – Bilder: Brauhaus Hohenaschau

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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