Leitartikel

Am Grab von Paul Kink – Bericht II

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Pfüat di Gott Pauli! Unser Ehrenvorstand Paul Kink war mit seinem markanten weißen Vollbart das Gesicht von Aschau, auf zahllosen Bildern für die Region warb er für Aschau und das Priental, jeder kannte Paul Kink, den Pauli, den Cafe Pauli Wirt, den Schuster Pauli weit über die Gemeindegrenzen von Aschau hinaus“, erinnerte der stellvertretende Vorsitzende des Trachtenvereins „D´ Edelweißer“ Niederaschau Peter Reiter am offenen Grab an den verstorbenen Ehrenvorstand des Vereins. „Zwei Tage fehlten noch, dann hätten wir mit ihm gemeinsam seinen 90. Geburtstag feiern können – es hat nicht mehr sollen sein“.

Der Friedhof von Aschau ist sonst nur zu Allerheiligen so gut besucht, denn nicht nur seine Familie, seine „Edelweißer“, die Cafe Pauli-Belegschaft und die Aschauer – an ihrer Spitze Bürgermeister Simon Frank und sein Stellvertreter Michael Andrelang – wollten Abschied von einem hochgeachteten Mann nehmen. Als Dank für die Arbeiten am Kampenwandkreuz kamen die beiden Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Krieger-, Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim Pius Graf und Gauvorstand Michael Bernauer vom Gauverband der Krieger- und Soldatenkameradschaften des Chiem- und Rupertigau sowie Michi Huber vom Chiemgau-Alpenverband . Aus der ganzen Region kamen die Leute auf den Aschauer Gottesacker, um ihm die letzte Ehre zu geben. Die Musikkapelle Wildenwart, die Fahnenabordnungen der Dorfvereine, die Gaustandarte des Chiemgau-Alpenverbands, die Fahne des Patenvereins Wildenwart  und zahlreiche Trachtler des Trachtenvereins „D´ Edelweißer“ Niederaschau gaben ihm das letzte Geleit.

Pfarrer Paul Janßen zelebrierte den Wortgottesdienst an der Aussegnungshalle und hielt Rückschau auf das lange Leben von Paul Kink. „Er hat seine Heimat nie verlassen, als Ältester von drei Kindern übernahm er das elterliche Anwesen mit allem Drum und Dran. Von Jugend an war er an schwere Arbeit in Feld und Wald gewohnt, mit seinen Mulis arbeitete er am Berg, lange Jahre verbrachte er im Forst und übernahm schließlich das väterliche Transport- und Fuhrunternehmen. 1965 heiratete er seine Frau Gundi, vier Kinder gingen aus der Ehe hervor, mittlerweile gehören auch zehn Enkelkinder zur Familie. Zusammen mit seiner Frau führte er neben der kleinen Landwirtschaft und dem Fuhrunternehmen das Cafe und die Pension in Höhenberg und baute alles stetig weiter zu seiner heutigen Größe aus“.

„Besonders hervorzuheben ist seine tiefe Verwurzelung in der Heimat“, merkte Pfarrer Janßen an. „73 Jahre war er aktiv im Trachtenverein D´ Edelweißer, zunächst als zweiter Vorplattler, dann 28 Jahre als Vorstand und weitere 28 Jahre als Ehrenvorstand. Bis ins hohe Alter waren sein Rat und seine Tat gefragt. Bleiben wird bei Paul Kink neben der Erinnerung an einen verdienstvollen Mitbürger seine Arbeit beim Bau des Kampenwandkreuzes, des höchsten und größten Gipfelkreuzes in den Bayerischen Alpen. Dieses Kreuz blieb ihm zeitlebens ein großes Anliegen, er versäumte keine Messe zum Gedenken an die Gefallenen des Chiemgaus auf der Kampenwand und baute schließlich sogar eine Miniaturausführung dieses Kreuzes nach. Dieses Abbild führen die Niederaschauer Trachtler auf ihrem Festwagen bei den Gaufesten der Region mit. Zu seinen Ehren – als einem der letzten Erbauer – leuchtete das Kampenwandkreuz am Mittwoch weit in den Chiemgau hinaus“.

Trachtenvorstand Peter Reiter bedankte sich für 73 Jahre aktive Mitarbeit im Verein, eine so lange Zeit sei nur wenigen vergönnt. „Drei große Feste wurden während seiner Amtszeit durchgeführt, mit seiner Erfahrung half er der Vereinsführung über viele Klippen hinweg. „Paul Kink schaute immer nur nach vorn, niemals zurück. Er hatte seine eigene Meinung, von der er keinen Deut abwich und verstand es diese Meinung zu vertreten. Eine Bürgerversammlung der Gemeinde oder eine Trachtenversammlung war nie zu Ende, bevor nicht unser Ehrenvorstand seine Meinung zum Thema vorgebracht hatte“. Für die KSK Aschau nahm der zweite Vorsitzende Toni Ablinger Abschied. Er bedankte sich für die Aufnahme des Vereins im Cafe Pauli und die jahrzehntelange Unterstützung bei allen Vorhaben.

Bericht: Heinrich Rehberg

Fotos: Rehberg/Hötzelsperger

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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