Brauchtum

Trachtenwallfahrt nach Raiten – Bericht und Bilder II

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Zum 71. Mal pilgerten die Wallfahrer aus den 23 Trachtenvereinen des Chiemgau-Alpenverbandes an Christi-Himmelfahrt in zwei langen Zügen von Unterwössen und Schleching nach Raiten zur Wallfahrtskirche „Maria zu den sieben Linden“.

Begrüßt wurden die Ankommenden von den Schlechinger Böllerschützen, bevor sie sich auf dem Kirchbichl verteilten Die Raitner Dorfgemeinschaft hat auf dem Kirchbichl den Außenaltar hergerichtet. Begleitet wurde der Gottesdienst stimmungsvoll von der Musikkapelle Schleching, den „Schlechinger Sängern“ mit Rudi Ritter an der Zither und den Schlechinger Alphornbläsern. Pfarrer Gottfried Grengel aus Prien zelebrierte gemeinsam mit dem Ortspfarrer Martin Straßer die Messe. Den Altardienst wurde vom Trachtenverein Daxenwinkler aus Atzing übernommen. Begrüßt wurden die Trachtler zum ersten Mal in Raiten von ihrem „neuen“ Vorstand Thomas Hiendl. Er machte sich Gedanken, warum die Menschen schon seit über 500 Jahren auf den Kirchbichl pilgern. Heute ist es eine Tradition – ein guter und schöner Brauch, denn viele der Bräuche der Trachtler  sind eng mit dem Glauben verbunden. Thomas Hiendl erinnerte an die Beweggründe der Rückkehrer nach dem 2. Weltkrieg, die danken wollten und bitten, dass so ein schrecklicher Krieg sich nicht wiederholt. Die derzeitige Situation in Osteuropa zeigt, dass die Menschen sich dessen nicht sicher sein können. Er forderte die Trachtler auf, sich zum christlichen Glauben, zur Chiemgauer Heimat und zur Chiemgauer Tracht zu bekennen.

Pfarrer Gottfried Grengel wünschte sich, dass die Gläubigen die Botschaft Gottes aufnehmen und besser und gläubiger heute heimkehren, als sie hergekommen sind.

Auch er erinnerte in seiner Predigt an die Kriegsheimkehrer, die ihren Sinn eher auf das Himmlische richten wollten, nach den sechs Jahren irdischen Wahnsinn im Krieg. Sie hätten vor 73 Jahren verstanden, dass ohne Gott das Sinnhafte fehlt.  Der Pfarrer beklagte, dass heute wieder das Irdische gang und gäbe ist. Provokant fragte er „glaubt ihr, dass die Regierungen ihren Sinn auf das Himmlische richten?“ Er empfahl wieder Schüler und Jünger Gottes zu werden und den Sinn im Himmlischen zu finden, das würde der Welt helfen. Diese Wallfahrt ist nicht nur Dekoration, hier geschieht die Wandlung. Weiter empfahl er lieber in der Heiligen Schrift zu lesen und mit den modernen Medien vorsichtiger zu sein. Er wünschte sich, dass das Himmlische wieder ins Herz der Menschen kommt, damit die Welt wieder heil wird. Gemeinsam sprachen die Besucher das Glaubensbekenntnis. Thomas Hiendl bedankte sich am Schluss bei den vielen Akteuren, die zum guten Gelingen der Wallfahrt beigetragen haben. Pfarrer Grengel spendete den Segen, die Böllerschützen gaben ihr Ehrensalut, gemeinsam sangen die Gläubigen „Großer Gott wir loben Dich“, die vielen Trachtenfahnen wurden erhoben und die Glocken der Kirche klangen zu dem feierlichen Moment.

Mit dem 130. Psalm gedachten der Pfarrer und die Besucher den Verstorbenen und im Krieg Gefallenen am Soldatenkreuz. Die Feier klang mit der Bayernhymne aus. Danach saßen die Trachtler bei Musik, Speis und Trank beim Raitner Wirt gemütlich beisammen. wun

Fotos Uwe Wunderlich  / Text Sybilla Wunderlich

  • Zug der  ankommenden Trachtenvereine  Richtung Kirchbichl
  • die Gläubigen auf dem Kirchbichl an der Kirche Maria zu den sieben Linden
  • der Freialtar links Pfarrer Martin Straßer rechts Gottfried Grengel

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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