Leitartikel

Die Bayer. Landesstiftung – Bilanz und Interview

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Bayern ist ein kulturell reiches und sozial starkes Land. Es gilt das kulturelle Erbe und die sozialen Errungenschaften des Freistaates zu bewahren und zu mehren. Die Landesstiftung leistet durch die Gewährung von Investitionsmitteln einen wesentlichen Beitrag, damit Bayern auch künftig ein Kultur- und Sozialstaat und damit eine lebens- und liebenswerte Heimat bleibt.

Als 1972 die Bayerische Staatsbank an die Bayerische Vereinsbank verkauft wurde, floss der Erlös nicht einfach in den Staatshaushalt, sondern es wurde mit diesen Mitteln ein eigenständiges, dauerhaftes und vom Staatshaushalt unabhängiges, flexibles und vor allem nachhaltiges Finanzierungsinstrument geschaffen. Mit einem momentanen Vermögen von rund 850 Millionen Euro gehört die Bayerische Landesstiftung zu den größten Stiftungen Bayerns und im Bund. Als Stiftung des Öffentlichen Rechts dient sie gemeinnützigen Zwecken auf sozialem und kulturellem Gebiet. Seit der Gründung wurden Fördermittel von mehr als 650 Mio. Euro vergeben. Pro Jahr werden derzeit Fördermittel in Höhe von ca. 18 Millionen Euro ausgeschüttet.

Schwerpunkte der Fördertätigkeit

Denkmalschutz

Ein Schwerpunkt der Kulturförderung liegt bei Erhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen von bedeutenden Bau- und Kunstdenkmälern. Dazu zählen vor allem Kirchen, Klosteranlagen, Schlösser, Burgen, historische Rathäuser und ähnliche Baudenkmäler. Auch die Besitzer von privaten denkmalgeschützten Gebäuden können gefördert werden. Eine wichtige Voraussetzung ist der Eintrag des Objekts in die Denkmalschutzliste. Damit leistet die Landesstiftung einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der kulturellen Reichtümer Bayerns und deren Weitergabe in einem guten Zustand an die nachfolgenden Generationen.

Ohne Kirchensteuermittel wären viele Renovierungen nicht mehr möglich

Insbesondere unsere Kirchen prägen das Ortsbild und unsere Heimat. Ohne die finanzielle Unterstützung der Diözesen bzw. durch die Landeskirche wären die Kirchengemeinden selbst nicht mehr in der Lage, die Kirchen zu sanieren. Sie übernehmen bis zu zwei Dritteln – und manchmal noch mehr – der Renovierungskosten aus Kirchensteuermitteln.

Museen im Aufwind

Neu konzipierte, attraktive und moderne Museen bereichern unser kulturelles Leben. Ihre zunehmende Beliebtheit ist besonders auf die zeitgemäße Museumspädagogik und moderne Museumstechnik zurückzuführen. Gerade in Zeiten einer globalisierten Welt mit komplexen Zusammenhängen, nimmt der Wunsch des Menschen nach Erkenntnissen über Herkunft und Brauchtum, nach Tradition und Identität zu. Das Wissen um das Woher erleichtert die Antwort auf das Wohin. Die Museen leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Sie werden bei der Neueinrichtung oder Modernisierung von der staatlichen Beratungsstelle für Nichtstaatliche Museen betreut und von der Bayerischen Landesstiftung finanziell gefördert. Die Attraktivität und Lebensqualität einer Region wird heutzutage nicht nur an ihrem Arbeitsplatz- und Wohnungsangebot gemessen, sondern auch an ihrer Landschaft mit ihrem Freizeit- und Erholungswert sowie an ihrem kulturellen Angebot. Museen können hier viel bieten. Einen hohen Stellenwert nehmen Museen im Städtetourismus und bei den Urlaubern ein, besonders wenn schlechtes Wetter die Aktivitäten im Freien einschränkt.

Förderung für Einrichtungen im Sozialbereich

Im sozialen Bereich werden modellhafte und innovative Alten-, Pflege- und Behinderteneinrichtungen sowie heilpädagogische Tages- oder Werkstätten für Behinderte gefördert. Mit Investitionszuschüssen unterstützt die Stiftung auch herausragende Projekte der Kinder- und Jugendhilfe. Ziel dieser Einrichtungen muss es sein, die ihnen anvertrauten Menschen entsprechend ihren Anlagen zu fördern und sie als gleichwertige Mitglieder bestmöglich in unsere Gesellschaft einzubinden.

Preise der Bayerischen Landesstiftung

Neben der Unterstützung von investiven Vorhaben verleiht die Bayerische Landesstiftung jährlich je drei Preise im Kultur-, Sozial- und Umweltbereich in Höhe von je 10.000 Euro, insgesamt also 90.000 Euro. Es werden in erster Linie kreative und innovative Maßnahmen sowie verdiente, herausragende Persönlichkeiten mit einem Bezug zu Bayern ausgezeichnet, die dafür einen wichtigen Beitrag geleistet haben.

Stiftungsrat und Stiftungsvorstand

Beschlussorgan der Bayerischen Landesstiftung ist der Stiftungsrat mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder als Vorsitzenden, dem Staatsminister für Landesentwicklung und Heimat Albert Füracker als stellvertretenden Vorsitzenden sowie Mitglieder des Landtages und der Obersten Staatsbehörden. Der Stiftungsvorstand besteht aus ehemaligen Abgeordneten, die von der Staatsregierung im Einvernehmen mit dem Stiftungsrat für einen Zeitraum von fünf Jahren bestellt werden. Bis zum 31. Dezember 2019 waren damit Staatsministerin a. D. Christa Stewens und der Landtagsabgeordnete a. D. Eduard Nöth als Stellvertreter und ich als Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung betraut. Seit 1. Januar 2020 ist die ehemalige Landtagspräsidentin und Staatsministerin a. D. Barbara Stamm Vorstandsvorsitzende. Die Abgeordneten a. D. Ingrid Heckner und Markus Reichhardt sind stellvertretende Vorsitzende.

                                              Stiftungsvorsitzender Josef Miller zieht Bilanz: Ich konnte viel Gutes bewirken

 Herr Miller, von Januar 2015 bis Dezember 2019 waren Sie Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Landesstiftung. Welche Bilanz ziehen Sie?

Ich habe mein Amt für fünf Jahre ohne Verlängerung angetreten. Als Landtagsabgeordneter habe ich im Alter von 66 Jahren auf eine Wiederwahl verzichtet. Alles hat seine Zeit. Es waren fünf sehr schöne Jahre an der Spitze der Landesstiftung.

Die Stiftung ermöglicht es, viel Gutes zu bewirken. Ich freue mich, dass viele historische Gebäude und Kirchen durch geglückte Renovierungen in neuem Glanz erstrahlen und nicht, wie in manch anderen Ländern, verfallen. Neukonzipierte und moderne Museen sind eine Attraktion und freuen sich zunehmender Beliebtheit. Die Förderung von besonders beispielhaften Sozialeinrichtungen trägt zudem zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bayern bei. Die Arbeit für die Stiftung hat mir viel Freude gemacht.

Die Bayerische Landesstiftung wurde 1972 gegründet. Was waren und sind deren Ziele?

Die Bayerische Staatsbank wurde 1972 an die Bayerische Vereinsbank verkauft. Bayern war damals bereits Vorreiter der Privatisierung. Mit der Gründung einer Stiftung floss der Verkaufserlös nicht einfach in den Staatshaushalt, sondern in weiser Voraussicht wurde damit ein weiteres eigenständiges, dauerhaftes und vom Staatshaushalt unabhängiges flexibles Finanzierungsinstrument geschaffen. Davon profitieren die Menschen heute und die nachfolgenden Generationen in Bayern auch in der Zukunft.

Welche Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen?

Hier sind in erster Linie unsere zahlreichen schönen Kirchen zu nennen, die das Ortsbild prägen und ein Teil unserer Heimat sind. Der Filmemacher Joseph Vilsmaier, der die Welt kennen gelernt hat, hat einen Film über Bayern vom Flugzeug aus gedreht. Er kommt zu dem Ergebnis: „Was Bayern neben Österreich und Südtirol abhebt von den anderen Ländern ist die große Vielzahl und Schönheit der Kirchen mit ihren Türmen, die in den Himmel ragen. Dies ist einmalig.“

Aber ohne die finanzielle Unterstützung der Diözese aus Kirchensteuermitteln wären die Kirchengemeinden heute nicht mehr in der Lage, unsere Kirchen zu sanieren. Die Diözese Augsburg trägt mit einem Anteil von 60 bis 75 Prozent der Renovierungskosten in Höhe von jährlich nahezu 50 Millionen Euro dazu bei. Das sollten all diejenigen bedenken, die heute keine Kirchensteuer mehr bezahlen oder sie abschaffen wollen.

Warum ist dort die Hilfe der Landesstiftung so wichtig?

Wenn wir heute, bis auf wenige Ausnahmen, keine Kirchen mehr bauen, kann man von uns zu Recht erwarten, dass wir zumindest die bestehenden Kirchengebäude erhalten und der nächsten Generation in einem guten Zustand übergeben. Unsere Vorfahren haben unter weitaus schwierigeren Bedingungen als heute diese schönen Kirchen errichtet. Ich hoffe und wünsche, dass unsere Kirchen der Ort bleiben, in dem die Menschen dem Herrgott die Ehre erweisen.

Neben der Förderung der Diözese steht die der Landesstiftung meistens an zweiter Stelle. In den letzten fünf Jahren wurden von der Landesstiftung bayernweit 23,6 Millionen Euro für 920 Kirchen vergeben. Davon entfallen 5,7 Millionen auf 235 Kirchen in Schwaben. Die Stiftung will auch künftig den Fördersatz von 9 Prozent Zuschuss zu den förderfähigen Kosten beibehalten.

Besonders hervorheben möchte ich das große Engagement unserer Pfarrer, Kirchenpfleger und Kirchenstiftungsmitglieder. Für sie ist die Renovierung eine Herzensangelegenheit, so als ginge es um ihr eigenes Haus. Sie schweißt die Mitglieder der Ortskirche in dem gemeinsamen Ziel, die Kirche für die nachfolgenden Generationen zu erhalten, zusammen und ist für die Unterstützung der Landesstiftung sehr dankbar.

Mit der Aufgabe des Amtes treten Sie ein Stück kürzer, sind aber trotz Ihrer 72 Jahre weiter präsent in der Öffentlichkeit.

Mir ist es nie langweilig. Ich bin Mitglied in Kuratorien von zwei Universitäten und zwei Hochschulen, Mitglied im Diözesanrat und Vorsitzender von Fördervereinen. Derzeit kümmere ich mich um die Finanzierung des Klostermuseums in Ottobeuren. Ich werde vielfach um Rat und Unterstützung gebeten, wie im letzten Jahr als ich als einer von vier Experten europaweit die Vorschläge der EU-Kommission zur Agrarpolitik vor dem Agrarausschuss des Europäischen Parlamentes bewertete.

Im Zuge der Kommunalpolitik 2020 betreten viele junge Menschen erstmals politisches Terrain. Was raten Sie als „alter Hase“ diesen und worin sehen Sie die wichtigste Eigenschaft eines Politikers?

Die Zeit, in der wir leben, hätte sich die Generationen von Menschen vor uns auch gewünscht. Unsere freiheitliche Gesellschaft, unsere Demokratie, baut darauf, sich für politische Ämter zur Verfügung zu stellen und sich an den Wahlen zu beteiligen. Die Jugend ist hier besonders gefordert, denn es geht um ihre Zukunft, die nicht aus Gleichgültigkeit oder dem Glauben, dass es von selber gut weitergeht, verspielt werden darf. Das größte Kapital eines Politikers ist seine Glaubwürdigkeit. Daraus resultiert das Vertrauen der Mitbürger, das man sich erarbeiten muss.

Bericht: Fritz Lutzenberger  Bayernbund – www.bayernbund.de (entnommen der Mitgliederzeitschrift Weiß-Blaue Rundschau)

Fotos: Bayer. Staatskanzlei und privat

Fotos: Ministerpräsident Dr. Markus Söder verabschiedete den bisherigen Stiftungsvorstand: (v.l.) Staatsminister a.D. Josef Miller, Staatsministerin a.D. Christa Stewens, Ministerpräsident Dr. Markus Söder MdL, MdL a.D. Eduard Nöth. (Foto: Staatskanzlei)

Im Internet findet sich unter https://www.landesstiftung.bayern.de/gefoerderte-massnahmen/ eine Liste der im Jahr 2018 geförderten Maßnahmen. Ein gelungenes Beispiel aus dem Regierungsbezirk Oberbayern stellt die Sanierung des ehemaligen Gasthauses Hirsch in Denklingen (Landkreis Landsberg) dar. Die Sanierungsmaßnahmen haben einen Umfang von rd. 4,3 Mio. €, zu denen die Bayerische Landesstiftung einen Zuschuss in Höhe von 109.000 € gewährt. (Foto: Fritz Lutzenberger)

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Samerberger Nachrichten

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!