Brauchtum

Nachruf auf den Vater der deutschen Trachtenbewegung

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Im gesegneten Alter von 95 Jahren ist Otto Kragler, Ehrenvorsitzender des Deutschen und Bayerischen Trachtenverbandes sowie des Gauverbandes München und Umgebung  verstorben. Die Trauerfeierlichkeiten finden am Mittwoch, 15. Januar um 10.30 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul in München-Trudering sowie um 12.45 Uhr im Friedhof am Perlacher Forst statt.

Zum Gedenken an seinen Vorgänger hat Knut Kreuch, Präsident des Deutschen Trachtenverbandes und Oberbürgermeister der Stadt Gotha  nachfolgenden Nachruf  über seinen Freund und Wegbegleiter verfasst:

„Ich durfte Otto und seine Frau Elfi im Jahr 1992 kennenlernen, ich war für sie der Sohn in Tracht, den sie selbst nicht hatten und so berief er mich schon 1992 in den Bundesvorstand und 1995 zu seinem Vizepräsidenten. Der Thüringer Knut Kreuch wurde durch ihn zum geachteten Mitglied einer Millionengemeinschaft. Ich habe ihm viel zu verdanken. Er war mir Vorbild und Mentor und ich glaube er war glücklich, als ich 2002 in seine Fußstapfen trat“ so ein trauriger Bundesverbandschef.

Mit Otto Kragler verliert die deutsche Trachtenbewegung eine herausragende Persönlichkeit, die von 1986 bis 1999 an der Spitze der größten Bürgerbewegung in Tracht gestanden hat. Selbst 60 Jahre Vereinsvorsitzender beim Verein Alt München, Chef des Landesverbandes bayerischen Heimat- und Volkstrachtenvereine wusste niemand besser wie er, wie Tracht das Leben bestimmen kann. Otto Kragler übernahm den Bundesverband in einer Zeit, als Deutschland noch geteilt war und sicherlich hatte weder er, noch die mehr als 5.000 Teilnehmer beim Deutschen Trachtenfest in Deggendorf im August 1989 im Sinn, dass dies das letzte Fest im geteilten Deutschland sein wird.

Im Jahr 1992 kam Otto Kragler auf Einladung des Wechmarer Heimatvereins nach Thüringen, verliebte sich in den Bach-Stammort und das Gothaer Land und verstand es, die Ehrenamtlichen Trachtler vor Ort zu begeistern. Mit seiner Idee ein 1.Gesamtdeutsches Bundestrachtenfest in Wechmar mit 7.000 Teilnehmern im Juli 1994 abzuhalten, stieß die Türe auf zur Schaffung des großen Bundesverbandes über alle Bundesländer hinweg. Im Jahr 1993 kam es zur Umbenennung des Bundesverbandes in Deutscher Trachtenverband, dem im folgenden halben Jahrzehnt alle Landesverbände beitraten und der heute eine Million Mitglieder sowie eine aktive Deutsche Trachtenjugend besitzt.

Für seine großartige Lebensleistung, die er immer gemeinsam mit seiner 2018 verstorbenen Frau Elfriede Kragler vollbrachte, ehrte ihn die Stadt München mit der Medaille „München leuchtet“, die Bundesrepublik Deutschland verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz und der Freistaat Bayern den Bayerischen Verdienstorden. Die schönste Auszeichnung jedoch, die er in Händen hielt war die erstmals verliehene „Luise“, die höchste Auszeichnung der Heimatpflege und Trachtenbewegung in Europa, die ihm sein Deutscher Trachtenverband verlieh, wo er Ehrenvorsitzender genauso war, wie im Bayerischen Trachtenverband.

Knut Kreuch, Präsident des Deutschen Trachtenverbandes

Foto: Gau München und Umgebung – Otto Kragler bei seinem 90. Geburtstag

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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