Leitartikel

Musikkapelle Schleching im Petersdom in Rom

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Es war ein einmaliges Erlebnis und der Höhepunkt der gesamten Geschichte der Musikkapelle Schleching“ so empfand es der Kapellmeister Walter Reisenauer, gemeint ist der Auftritt der Musikkapelle Schleching im Petersdom in Rom! „Dieses Jahr ist schon ein Jahr mit vielen Höhepunkten, wie das außergewöhnliche  Jubiläumskonzert zum 160jährigen Bestehen der Kapelle im Alten Bad in Unterwössen und die Beteiligung am Festzug beim Oktoberfest“ meinte Reisenauer.

Anlass für den einmaligen Auftritt war die Priesterweihe von Don Zlatko Kevin Brauchler im Petersdom am „Cathedra Petri Altar“. Der Priester ist dem Achental und seinen Menschen tief verbunden, er kommt seit seiner Kindheit als Feriengast zum Hainzhof in Mettenham/Schleching, es ist seine zweite Heimat geworden. Auch seine Heimatprimiz wird er am 22. Oktober in der Schlechinger Pfarrkirche feiern. Don Zlatko Kevin Brauchler hatte sich die Beteiligung der Kapelle an seinem bedeutenden Tag in Rom gewünscht. Aber vor dem Besuch der Schlechinger  lagen viele Hürden, wie Genehmigungen von der Stadt Rom und dem Vatikan sowie Absprachen mit dem Zeremonienmeister des Vatikans. Alles musste in kurzer Zeit beschafft werden, alles ging nur in der italienischen Sprache, die Walter Reisenauer zwar beherrscht, aber in diesem Fall hat auch Carmine,  der Inhaber der Schlechinger Pizzeria, mitgeholfen.

Dass die Fahrt mit dem Bus nach Rom  dann überhaupt möglich wurde, das haben siebzehn Sponsoren  bewirkt. Es waren Schlechinger,  Unternehmer aus Schleching, aus Traunstein und Wasserburg, sowie Gefährten aus Hövelhof und Paderborn, die  eine lange Freundschaft mit der Musikkapelle verbindet, ausgedrückt in gegenseitigen Besuchen und Auftritten. Auch die Gemeinde Schleching hat sich beteiligt. Walter Reisenauer und seine Musiker sind dafür sehr dankbar; denn ohne diese großzügige Unterstützung wäre das Erlebnis für die Musiker nicht möglich gewesen. Ein großer Dank ging auch an den Achentaler Pfarrer Martin Straßer, der sich spontan zur Begleitung bereit erklärt hatte.

Die Reise war für alle Beteiligten auch zeitlich eine große Herausforderung. Um 17 Uhr ging es in Schleching los, der Bus ist die Nacht durchgefahren und konnte um 8.30 Uhr im Vatikan einfahren und mit einer Sondergenehmigung konnten die Musiker  direkt am Petersdom aussteigen. Jetzt war  noch eine Stunde Zeit, bevor die Kapelle zur einmaligen Probe in den Petersdom durfte. Das hatte Pfarrer Martin Straßer genutzt und die Schlechinger durch den Petersdom geführt und vieles erklärt. Es konnte nur eine Musikprobe durchgeführt werden, allerdings ohne den Vatikan-Chor, das hieß – „ins kalte Wasser springen“ und spielen. „Ein absolutes Gänsehautgefühl hat sich von Beginn an in den Hallen des Petersdomes eingestellt“ wie Walter Reisenauer berichtet.

Die Priesterweihe von Don Zlatko Kevin Brauchler fand feierlich am Vormittag statt. Es waren nicht nur die Musiker sondern auch insgesamt 34 Schlechinger nach Rom gefahren, um an diesem besonderen Tag bei ihrem Kevin dabei zu sein. Am Ende der dreistündigen Zeremonie sprach der Neupriester im Petersdom  seine Freude und Dankbarkeit für die Unterstützung der vielen Freunde aus Nah und Fern aus. „Vergelts Gott jedem Einzelnen und Danke für eure treue Freundschaft, meine lieben Freunde aus Schleching, aus Benediktbeuern, Pfarrer Martin Straßer und sogar  meine Grundschullehrerin ist gekommen. Danke für euer Kommen, Mitbeten und Musizieren“. Er tat dies sichtlich bewegt und mit großer Freude.

Der Höhepunkt für die Musiker war  der musikalische Einsatz am Ende mit dem Stück „Großer Gott wir loben Dich“, begleitet mit dem Vatikan-Chor und den Schlechingern. Die erste Strophe in italienischer Sprache, die zweite Strophe sangen die Schlechinger in deutscher Sprache und weiter abwechselnd bis zur fünften Strophe, die dann gemeinsam mit den Besuchern und dem Chor gesungen wurde. „Es war ein überwältigendes Erlebnis und sicher auch ein Einmaliges, wenn man bedenkt, dass im Vatikan nur geborene Römer als Priester geweiht werden“ resümierte der Dirigent. Nach der Weihe gab es einen Stehempfang am Campo Santo Teutonico für die vielen Freunde und Wegbegleiter aus der ganzen Welt. Dabei hat die Musikkapelle Schleching zünftig aufgespielt mit Märschen, Polka, Walzer und Stimmungsliedern. Offensichtlich sehr zur Freude der vielen Gäste, Kardinäle und Bischöfe, die meinten, dass zur Zeit von Papst Benedikt öfter die beliebte bayerische Musik zu hören war.

Für den Abend hatte der Neupriester einen Tisch zum Abendessen im Ristorante La Vittoria Nahe beim Vatikan für die 34 Schlechinger reserviert, wo  sie gemeinsam den Tag Revue passieren lassen konnten. Nach  24 Stunden auf den Beinen fielen die Schlechinger dann nur noch ins Hotelbett. Am nächsten Morgen wurde alles wieder in den Bus gepackt und die Besucher nahmen an der Primiz des Neupriesters  im Petersdom teil, diesmal ohne Instrumente. Danach ging es in einer Prozession zur Chorkapelle des Domkapitels von St. Peter und  Don Brauchler segnete jeden einzelnen  Schlechinger in seinem neuen Amt als Priester. Nach all diesen bewegenden Momenten ging es im Bus wieder zurück nach Schleching, wo gegen Mitternacht alle zu Hause waren. Im Nachgang berichtete Don Brauchler  von einem Bischof aus der römischen Kurie, der zu ihm sagte „ich kann mich nicht erinnern, wann es im Petersdom solch eine schöne und feierliche Priesterweihe gegeben hat – und sicherlich nicht mehr so schnell geben wird“ Das Besondere soll hierbei die Teilnahme aus Bayern und die bayerische Musik gewesen sein, die wesentlich dazu beigetragen hat.   wun

Bericht und Bilder: Sybilla Wunderlich

Bild 8419 Die Musikkapelle Schleching im Petersdom – in der Mitte Don Slatko Kevin Brauchler

Bild 8360 Die Musikkapelle Schleching im Petersdom mit ihren Instumenten

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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