Brauchtum

Gauvorstand Chiemgau: Rede Reit im Winkl

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Viel Zuspruch bekam Gauvorstand Thomas Hiendl bei seinen Willkommensgrüßen zum Festgottesdienst in Reit im Winkl – nun wollen wir die Rede im Wortlaut widergeben und einen weiteren Bilderbogen hinzufügen.

Liabe Trachtler, Ehrengäste und Festbesucher

Dieses Jahr steht ganz im Zeichen von 140 Jahre Trachtenbewegung in Bayern. Da war sicher ned ois oiwei oafach und schee. In den 140 Jahren hat die Trachtensache auch mit vielen Widrigkeiten fertig werden müssen. Krieg, Diktatur, viele verstorbene und vermisste Trachtler, viel Leid, ned nur in den Familien, sondern auch in den Vereinen. Aber die Trachtenbewegung hat die schwierigen Zeiten gut überstanden. Man kann sagen, dass es in den letzten 70 Jahren, immer weiter aufwärts gegangen ist. Die Trachtenvereine haben sich zu „Mehrgenerationen-Vereine“ entwickelt, eine Einzigartigkeit, die nicht leicht ein anderer Verein von sich behaupten kann. Des ganze ist aber ned selbstverständlich, sondern funktioniert nur, wenn ah der Verband und jeder einzelne Verein funktioniert.

Liabe Trachtler, es ist doch was grimmiges, wenn z. B. wia heid, Oma, Opa, Papa, Mama mit de Kinder ausrucken und miteinander auf‘s Gaufest fahren. Diese Stärke, dass mehrere Generationen gemeinsam im Verein was machen ist durchaus gefährdet. Der Grund ist, dass oft Posten im Verein ned besetzt werden kinnan, und somit der Verein u. U. ned ganz so funktioniert wie es notwendig wäre.

Das Problem, Ehrenämter zu besetzten ist mittlerweile schon fast allgegenwärtig.

Viele sehen nur die Arbeit, die bei der Übernahme eines Ehrenamtes entsteht. Überwiegen sollte die Freude etwas so Einzigartiges, wie unsere Tracht zu erhalten und das Vereinsleben mitzugestalten Wir müssen dafür Sorge tragen, dass unseren Nachkommen die Möglichkeit haben, so eine schöne Zeit bei den Trachtlern zu erleben wie wir sie haben. An uns liegt es, dass auch zukünftig 3 Generationen einer Familie am Vereinsleben teilhaben können. Dazu muss sich manch einer auch mal einen Ruck geben, oder über seinen Schatten springen, und ein Ehrenamt übernehmen. Wenn keiner mehr Verantwortung übernimmt, hört sich vieles auf. Es ist nicht selbstverständlich, dass alles so weitergeht wie wir es gewohnt sind, ohne dass wir was dafür tun. Wir dürfen nicht nur konsumieren, sondern müssen auch mal was Einbringen. Jeder einzelne ist gefragt, das Wertvolle unserer Trachtensache, wie das gesellige Miteinander, die Trachtenfeste, das Tanzen, Musikspielen, Plattln und Drahn, die Brauchtumspflege zu erhalten

Vor 2 Wochen beim Gaufest vom Gauverband 1 hat der Pfarrer von der Freude als wichtige und heilsame Lebensquelle gesprochen. Die schönen Werten, wie z.B. die Freude am Gaufest teilzunehmen, bringen das Herzu zum Singen. Der Ausdruck ist bei uns Trachtler ah a Juchitzer Hören wir auf unsere innere Freude, das ma des erhalten, für des unser Herz schlogt, – unsere Tracht. Geben wir uns einen Ruck, damit ned mir de letzte Generation Trachtler san, sondern dass de Tracht in den Vereinen noch viele Jahre und viele Generationen weiterlebt. An uns liegt es, die Trachtenbewegung weiter am Leben zu halten.

So wünsche ich Euch und uns ein schönes und Unfallfreies Gaufest do in Reit im Winkl, wo mehrere Generationen friedlich miteinander feiern können, und de Freude an der Tracht weiter tief in uns verwurzelt bleibt.

Jetz derf i nun den Herrn Monsignore Huber bitten, dass er mit uns den Festgottesdienst feiert. Vergelt’s Gott.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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