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Einmal Bayern – immer Bayern? Geld schiesst Tore? Fussball schönste Nebensache der Welt?

Veröffentlicht von Günther Freund

Ein Rückblick auf die vergangene Fußballsaison 2018/2019.
Mit dem 2:0 von Klopps FC Liverpool gegen die Tottenham Hotspurs im Endspiel der Königsklasse ging eine spannende Fußballsaison mit einigen absoluten Höhepunkten zu Ende.

Mit dem Double des FC Bayern gab es besonders für mich als Anhänger vom FC Bayern München und RB Salzburg ein – bei allem Krisengerede wegen der Bayern – doch recht versöhnliches Ende einer Spielzeit, vor der das katastrophale Scheitern der Nationalmannschaft bei der WM stand und die jahrelange Dominanz des FC Bayern nach der Herbstkrise mit dem stark kritisierten Trainer Nico Kovac und den schwächelnden Nationalspielern Boateng, Hummels, Müller und Neuer ein Ende zu haben schien. Großes Krisengeheul in den deutschen Medien war nach dem Scheitern der Bayern gegen Liverpool und von Borussia Dortmund gegen Tottenham. Nur in Salzburg herrschte große Zufriedenheit, denn Red Bull hatte in Österreich zum x-ten Male Meisterschaft und Pokal gewonnen und sich in der Europa-League glänzend geschlagen.

Fast ganz Deutschland hatte ja gehofft, daß es heuer endlich einmal wieder einen anderen Meister geben würde, nachdem Borussia Dortmund bereits 9 Punkte Vorsprung auf den FC Bayern hatte. Aber es hat wieder nicht geklappt – die Bayern, ausgebufft, technisch perfekt und abgeklärt, haben sich doch noch die Meisterschale geholt und den Pokal noch dazu. Und auch RB Salzburg ist nicht unbedingt ein beliebter Verein, denn wegen der Zugehörigkeit zum Red Bull Konzern von Dietrich Mateschitz wird der Verein ebenso wie RB Leipzig als millionenschwerer Newcomer von den Traditionsteams und deren Fans stark angefeindet. Das finde ich allerdings ungerecht, denn ich denke, das Konstrukt des Dosen-Milliardärs mit seinen Filialen in Sao Paulo und New York, in denen Talente entdeckt werden, die dann in Salzburg-Liefering an seiner Fussballakademie gut ausgebildet werden (nicht nur im Fussball, auch schulisch, denn nicht jeder wird ein Profi), ist einfach nur gut und sehr erfolgreich. Daher habe ich auch kein Problem damit, als eigentlich eher den Schwachen und Armen zugeneigter Mensch, Anhänger von den beiden Teams zu sein, die in Deutschland und Österreich als Synonym für die Macht des Geldes stehen. Ich bin Anhänger des FC Bayern seit 1965, damals habe ich sie zum ersten Mal live gesehen . Im Stadion an der Grünwalderstraße erlebte ich den 2:1-Sieg der Bayern mit Sepp Meier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller gegen den 1. FC Saarbrücken, der den Aufstieg in die Bundesliga brachte. Und so bin ich den Bayern bis heute treu geblieben, auch wenn ich damit nicht im Mainstream liege. Ähnlich verhält es sich miit RB Salzburg, ein Verein der aus Austria Salzburg hervorgegangen ist. Mein Vater hat mich schon als kleiner Junge von Bad Reichenhall mit nach Salzburg genommen und im Lehener Stadion habe ich die Austria gegen die damals beherrschenden Wiener Teams Rapid und Austria gesehen. Daher habe ich , als aus Austria Red Bull wurde, deren Werdegang mit besonderem Interesse verfolgt und schaue sie mir, seit ich in Prien wohne gerne mal live an. In Salzburg bin ich in einer dreiviertel Stunde, schneller als in der Allianz-Arena in München – und man kriegt immer einen Platz, wesentlich billiger als in München. Man sieht in Salzburg attraktiven Fussball und viele Jungstars, die später große Karriere machen. Ich habe z.B. vor ein paar Jahren bei einem Freundschaftsspiel der Salzburger gegen den FC Bayern, das die Salzburger 3: 0 gewonnen haben, einen überragenden Sadio Manè erlebt und mich gewundert, daß ihn die Bayern daraufhin nicht sofort verpflichtet haben. Heuer hat er Liverpool ins Championsleague-Finale geschossen, dort ein tolles Spiel geliefert, und wird mit Messi, Neymar und Ronaldo verglichen.

Also drücke ich dem FC Bayern und RB Salzburg die Daumen, habe aber auch Verständnis für die vielen Fussballfans, die diese Vereine nicht mögen, wie z.B. mein Bonner Freund. Er ist Schalke-Fan, mag aber auch Borussia Dortmund und hatte diesen die Meisterschaft gewünscht, hatte den Leipzigern, die unter Rangnick sehr gute Arbeit machen und in kürzester Zeit zur dritten Kraft in Deutschland aufgestiegen sind, den Pokalsieg gewünscht und mit Eintracht Frankfurt gelitten, nachdem diese nach ihren klasse Vorstellungen in der Europa-League erst unglücklich gegen den späteren Sieger Chelsea London im Elfmeterschiessen ausgeschieden sind. Aber nach der Demonstration der Bayern im Pokalendspiel hat er neidlos anerkannt, daß die Bayern einfach besser waren.

Das viele Geld, das die Bayern mit dem Fussball verdienen, da können die anderen Vereine nur neidisch werden und machtlos zusehen, wie der Abstand zu den Münchnern immer krasser wird. Als einziger richtiger Spitzenklub kann der FC Bayern sich im Kreis der Großen wie Real Madrid, FC Barcelona, Juventus Turin, Manchester City oder Liverpool halten – mit Chancen die Königsklasse auch einmal zu gewinnen, wozu halt nicht nur spielerische Klasse, sondern auch Glück gehört, das sie heuer nicht hatten. Liverpool war gegen die Bayern einfach wirklich besser, sie sind momentan vielleicht die beste Mannschaft in Europa. Aber die Münchner sind im Umbruch, Trainer Nico Kovac war neu und musste sich erst eingewöhnen und er hat das hervorragend gemacht. Wie er mit der teils recht unfairen Kritik in den Medien umgegangen ist, verdient allen Respekt. Und er hat bewiesen, daß er auch lernfähig ist. Die Spielweise seines Teams ist im Laufe des Jahres immer attraktiver geworden und mit den Neuzgängen Pavard und Hernandez und vielleicht auch noch Leroy Sane und Timo Werner als Ersatz für “Robbery” kann man sich für die nächste Saison sicher einiges erhoffen.

Daß die Kluft zu den Konkurrenten immer noch größer wird, kann sich nur ändern, wenn ausländische Sponsoren und milliardenschwere Scheichs und Oligarchen auch in Deutschland einsteigen dürfen, was zur Zeit die 50% Klausel noch verhindert. Aber will man das überhaupt? Wohl eher nicht, weshalb wahrscheinlich auch in naher Zukunft nur die Bayern im Konzert der ganz Großen mitspielen können. Und eine Garantie ist es auch nicht, denn Geld schiesst nicht unbedingt Tore, wie Paris Saint Germain zeigt, das trotz Neymar und Mbappe auch heuer wieder vorzeitig gescheitert ist. Oder der FC Barcelona, der trotz Messi im Halbfinale rausflog. Aber es spielt schon ein wichtige Rolle, wie gerade die jetzt beendete Saison mit 4 englischen Vereinen in den Finalen beweist.

Nun, auch die nächste Spielsaison (womöglich mit der 30.Meisterschaft und dem 20.Pokalsieg des FC Bayern) wird wieder viele Tausend Fussballbegeisterte in ihren Bann ziehen. Was waren das für Dramen, die in den KO-Runden zu sehen waren, mit Barcelona-Liverpool als irrem Höhepunkt! Fußball ist nicht ohne Grund so populär, ein Match ist meist spannender als jeder Krimi und das ganze Drumherum bietet jede Menge psychologischer Aspekte und gibt jede Menge Stoff für Diskussionen, wie z.B. die Ereignisse bei der WM um Özil und Gündogan oder wie die Ausbootung der Nationalspieler Boateng, Hummels und Müller.

Alte Weisheiten haben sich also wieder einmal bestätigt: Am Ende einer Saison heißt der Meister Bayern München, Geld schiesst Tore, aber nicht unbedingt und Fussball ist die schönste Nebensache der Welt.

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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