Brauchtum

 Chiemgau Alm Festival in der Streichenkirche

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Nach zwei Jahren Zwangspause können sie endlich wieder stattfinden, die Konzerte an den besonderen Orten in den Chiemgauer Bergen. Für die zweite Veranstaltung in der Reihe „Chiemgau Alm Festival“ bot die auf über 800 Meter hoch liegende „Streichenkirche“ die Bühne für das Klarinettenquartett „Clarinetti Noricum“.

Das Ensemble gründete sich 2017 aus der gemeinsamen Leidenschaft für Kammermusik. Bei dem Konzert in der Streichenkirche brachten sie ihre musikalische Vielfalt eindrucksvoll zu Gehör. Das Thema des Abends lautete „variable Klangfarben“.  Gemeint war damit eine Brücke zwischen Klassik und Volksmusik zu finden. Für die Volksmusik war Heinrich Albrecht mit der steirischen Harmonika zuständig. (Musiklehrer, Komponist, Sänger)

Das Konzert hing buchstäblich am seidenen Faden, erzählte Klarinettistin Marlene Noichl; denn am Tag zuvor musste sich Gabriele Oder (Baßklarinette) krank melden. Aber die drei Klarinettistinnen fanden zum Glück schnell eine Lösung mit Albert Osterhammer, ihrem ehemaligen Musiklehrer, der so kurzfristig einspringen konnte. Schon bei den ersten Tönen des Auftaktes zur Ouvertüre „Le Nozze di Figaro“ konnten sich die Zuhörer der vollbesetzten kleinen Kirche  die Turbolenzen in dem Werk von Wolfgang Amadeus Mozart vorstellen. Mit großem Engagement und vollem Körpereinsatz spielten Anita Unterthiner, Marlene Noichl und Stefanie Menter ihre Klarinette und Albert Osterhammer vervollständigte mit seiner Baßklarinette.

Das folgende „Quartett in F-Dur“ von Carl Böhm war perfekt geeignet für die vier Instrumente und ein reiner Ohrenschmaus. Ein Liebeslied, das gern bei Trauungen gespielt wurde „Still wie die Nacht“ (Carl Bohm) folgte, davon inspiriert  legte Heinrich Albrecht mit einer Hochzeitsfanfare auf seiner Steirischen Harmonika nach. Er erzählte, dass er dieses Stück für einen ehemaligen Schüler von ihm zu dessen Hochzeit komponiert hat. Stefanie Menter erklärte zu dem folgenden Stück von Claude Debussy „Petit Suite“, dass das der Komponist beim Aufzugsmarsch als „schwungvoll“ bezeichnet hatte und genauso kam es auch bei dem Spiel des Klarinettenquartetts rüber. Leicht melancholisch wurde es bei einem Stück von dem argentinischen Komponisten Astor Piazolla, der einen großen Teil seines musikalischen  Lebens dem Tango widmete. Sein Anliegen war, diese Musikform in die Konzertsäle der ganzen Welt zu bringen, erklärte Marlene Noichl. In die Streichenkirche hat es mit  „Histoire du Tango“ und dem Stück „Café 1930“ mit dem Clarinetti Noricum geschafft.

Nach dem Tango setzte Heinrich Albrecht mit einem Jodler auf seiner Steierischen einen echten Kontrapunkt. Mit dem „Slawischen Tanz Nr. 2“ von dem böhmischen Komponisten Antonin Dvorak wurde ein Volkstanz aus der Ukraine, der Dumka, gespielt. Anita Unterthiner freute sich bei dem letzten gespielten Komponisten, Herbert Pixner, der ein Landmann ist und wie sie aus Südtirol stammt. Begeistert wurde der „Blondinenwalzer“  gebracht, der von Pixner eigentlich auf der Steirischen Harmonika bekannt wurde. Darauf meinte Heinrich Albrecht, dass er nun im Herzen Oberbayerns einen „Boarischn“ draufsetzen muss. Mit dem „Augenstern“ spielten dann alle gemeinsam und die Brücke zwischen den Klangwelten war perfekt. Besonders zu Herzen ging das letzte Stück „Der Russische“ (Herbert Pixner) bei dem nochmal die ganze Virtuosität der Musiker:innen zum Ausdruck kam. Der Applaus war lang anhaltend und die Künstler durften nicht ohne Zugabe gehen.

Bericht und Fotos: Sybilla Wunderlich

Von links Heinrich Albrecht, Stefanie Menter, Marlene Noichl, Anita Unterthiner, Albert Osterhammer

Von links Heinrich Albrecht, Stefanie Menter, Anita Unterthiner, Marlene Noichl, Albert Osterhammer

 

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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