Leitartikel

Tassilo-Kelch kommt nach Freising

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

 „Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter“ –  Ein Weltkunstwerk geht auf die Reise in die Landesausstellung nach Freising: Der Tassilo-Liutpirc-Kelch ist das Schlüsselobjekt des frühmittelalterlichen Bayern und eines der wichtigsten der gesamten Landesgeschichte.

Es ist eine große Sensation, dass er in der Bayerischen Landesausstellung 2024 vom 07. Mai bis 16. Juni im Original präsentiert werden kann. Bewahrt wird der prunkvolle Messkelch seit mindestens 1.000 Jahren im Stift Kremsmünster in Oberösterreich. Dort kommt er vor dem Transport nach Freising noch einmal im Gottesdienst zum Einsatz: bei der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag, den 28. März 2024. Geheimnisvolles Bildprogramm Im Kelch wandelt sich bei der Eucharistiefeier der Wein in Christi Blut. Daher steht Christus im Zentrum des Bildprogramms. Aufgebaut ist der Kelch wie ein Gebäude: Er symbolisiert das himmlische Jerusalem. Die Bildmedaillons sind wie Fenster in die göttliche Sphäre und zeigen etwa die vier Evangelisten, die Muttergottes und Johannes den Täufer. Sie stehen in italienischer Kunsttradition. Um die Bilder herum ist der Kelch mit verschlungenen Weinranken und den s-förmigen so genannten Greiftieren geschmückt. Diese Verzierungen kommen aus dem angelsächsisch irischen Bereich. Auf bayerischem Boden verbanden sich beide Kunstrichtungen zu etwas Besonderem: dem Stil von Herzog Tassilos Hofschule. Königsgleiche Herrschaft Gestiftet haben das Kunstwerk der bayerische Herzog Tassilo III. aus der Sippe der Agilolfinger und seine Frau Liutpirc, eine langobardische Königstochter. Beide sind in einer lateinischen Inschrift auf dem Kelchfuß verewigt: „Tassilo, starker Herzog – Liutpirc, königlicher Spross“. Politisch strebte Tassilo Eigenständigkeit an und beherrschte sein Herzogtum wie ein König. Dementsprechend war der Kelch wohl für den 774 neu geweihten Salzburger Dom vorgesehen. Er hätte die zentrale Krönungs- und Grabeskirche der Agilolfinger werden können. Nach Tassilos Absetzung durch den Frankenkönig Karl im Jahr 788 wurden seine Schätze verstreut. Vermutlich wurde der Kelch dann nach Kremsmünster gerettet – das Kloster ist eine Gründung Tassilos. Die Patres begehen dort am 11. Dezember, dem Todestag des Herzogs, feierlich das Stifterfest. Auch dafür wird der Kelch aus der Verwahrung geholt. Die Bayerische Landesausstellung im Diözesanmuseum in Freising präsentiert den Tassilo-Liutpirc-Kelch von 07. Mai bis 16. Juni im Original!

Bayerische Landesausstellung 2024:

  • Titel: „Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter“
  • Ort: Diözesanmuseum Freising
  • Laufzeit: 07. Mai bis 03. November 2024, täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr
  • Eintrittspreise (Änderungen vorbehalten):
    • Erwachsene: 12,00 €
    • Ermäßigt: 10,00 € (z. B. Senioren, Schwerbehinderte, Gruppen ab 15 Personen)
    • Eintritt frei: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler im Klassenverband und Studierende bis 30 Jahre sowie Mitglieder des Freundeskreises Haus der Bayerischen Geschichte
  • Veranstalter: Haus der Bayerischen Geschichte und Erzdiözese München und Freising

Bericht und Bilder: Haus der Bayerischen Geschichte


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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