Land- & Forstwirtschaft

Am 85. Geburtstag: Hansl´in in der Leiten blickt zurück

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Rückblick einer dankbaren Vertriebenen auf dem Hof „Hansl in der Leiten“ – 85. Geburtstag von Elisabeth Obermüller –    Der Bauernhof „Hansl in der Leiten“ war anlässlich des 85. Geburtstages der Austragsbäuerin Elisabeth Obermüller ein willkommener Anlass auf ein besonderes Leben zurückzublicken. Viele Gratulanten kamen aus der großen Verwandtschaft, aus der Nachbarschaft, aus dem Freundeskreis sowie aus kirchlichen Organisationen und aus weltlichen Vereinen, um Dank bei einer Frau zu sagen, die bis heute ein offenes Ohr und geschickte Hände hat, wenn es um eine Mithilfe oder Unterstützung geht. Zugleich war das Zusammentreffen bei spätsommerlichem Wetter im Obstgarten des für seine Schnapsbrennerei bekannten Hofes eine passende Gelegenheit, auf den Lebensweg von Elisabeth Obermüller zurückzuschauen.

Zur Welt kam die   Liesi in der Kreisstadt Groß Tajax, der größten Marktgemeinde mit 3.500 Einwohnern im Znaimer Bezirk in Südmähren im Sudetenland, dort marschierten am 8. Mai 1945 russische Truppen ein.  Im Alter von acht Jahren musste sie mit ihren Eltern Johann und Elisabeth und mit ihrer Stiefschwester Rosa das Schicksal der Vertreibung erleiden. Ihr Geburtsort war nur 15 Kilometer von der Grenze und 80 Kilometer von Wien entfernt, die erste Übernachtung auf österreichischem Boden erfolgte in einem Stall. Zusammen mit 20 weiteren Leuten ging es dann mit einem Viehwaggon nach Vaihingen an der Enns in der Nähe von Knittlingen. Dort konnte die Familie eine Ein-Zimmer-Wohnung beziehen. Die nächste Station war Schloss Hartmannsberg im Landkreis Rosenheim, dort fand der Vater eine Arbeitsstelle und auch für die lungenkranke Mutter war der Ortswechsel günstig. Bis Oktober 1948 war die Familie in einem Lager in Rosenheim untergebracht, alsdann ging es mit einem Lastwagen zu einer zugewiesenen Ein-Zimmer-Wohnung nach Prien nahe von Urschalling. Elisabeth hatte sich den Beruf einer Schneiderin angeeignet und ging ab dem Alter von 22 Jahren mit dieser Fähigkeit auf die Stör, unter anderem in die Nachbargemeinden. Eine weitere Einnahmequelle war am Wochenende das Muttergenesungsheim in Rimsting. Gut aufgenommen wurde sie auch beim Priener Trachtenverein, dazu erinnert sie sich: „Mit Hans Angerer, Anneliese Wöhrer (Bedan Anneliese) und mit Hias Hofbauer gingen wir immer zu viert zu den Proben im Bayerischen Hof. Dabei lernte ich auch Lenz Obermüller von Leiten kennen, den ich am 5. Oktober 1963 heiraten durfte“. Die Zeit auf dem Hof von „Hansl in der Leiten“ war von viel Arbeit geprägt, dankbar zeigt sich Elisabeth Obermüller rückblickend dafür, dass sie als Vertriebene von der ganzen Familie vorurteilsfrei aufgenommen wurde. Schnell hatte sie sich in die Aufgaben der Landwirtschaft eingearbeitet, über 20 Jahre gab es auch noch mit der Zimmervermietung an Sommerfrischler einen kleinen Nebenerwerb. Dank des guten Auskommens mit der ganzen Hansl-Familie konnte 1967 von ihren Eltern in Leiten ein kleines, eigenes Zuhause gebaut werden.

Viele Gratulanten zum 85. Geburtstag

Für die Marktgemeinde Prien gratulierte Zweiter Bürgermeister Michael Anner junior und für den Trachtenverein Prien sagte stellvertretender Vorstand Felix Löhmann Danke für nunmehr 60jährige Vereinstreue des Ehrenmitglieds. Hildegard Geisler überbrachte die Glückwünsche der Pfarrgemeinde, dabei dankte sie dafür, dass Elisabeth Obermüller seit vielen Jahren und waschkorbweise die Pfarrer-, Ministranten- und Sternsinger-Gewänder immer wieder herrichtet. „Allein bei den Sternsingern waren es zuletzt 50 komplette Ausstattungen, die zum Teil genäht und hergerichtet wurden“ – so Tochter Rosi Hell, die gerne zwischen Pfarrhof und Bauernhof vermittelnd mithalf. Seit dem Jahr 2000 gehört Frau Obermüller dem Katholischen Frauenbund an. Diesem, und auch dem Kindergarten, hat sie schon oft – so die Vorsitzende Brigitte Strohmayer – kleine Dirndlgewänder für die Tombola oder für den Herbstmarkt gestiftet. Auch der Umhang für den Heiligen Martin ging vor dem Martinszug durch ihre Hände, so dass letztlich Elisabeth Obermüller in diesen Aufgaben bis heute nicht in Rente gegangen ist.

Foto/s: Hötzelsperger –  1. Gratulation in Leiten: von links – Felix Löhmann (GTEV Prien), Zweiter Bürgermeister Michael Anner junior, Elisabeth Obermüller, Brigitte Strohmayer (Katholischer Frauenbund) und Hildegard Geisler (Pfarrgemeinde).   2. Bgm. Michael Anner und Elisabeth Obermüller.  3. Austragsbäuerin Elisabeth Obermüller.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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