Natur & Umwelt

Wasservogelzählung am Chiemsee

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Am Wochenende vom 16./17. September 2023 war es wieder soweit: an vielen bundesdeutschen sowie internationalen Gewässern standen zahlreiche meist ehrenamtliche Ornithologen am Uferrand und zählten konzentriert mit Unterstützung von Fernglas oder Spektiv die rastenden Wasservögel. Was etwas sonderbar anmuten mag, hat eine wichtige Funktion für Wissenschaft und Naturschutz. Da die meisten Wasservögel sich nach der Brutzeit im Herbst auf den Gewässern in größeren Gruppen versammeln, können durch das fast weltweit abgestimmte Zählprogramm Veränderungen in der rastenden Wasservogelfauna und auch Verschiebungen der präferierten Rastgebiete festgestellt und gezielt durch z.B. Schutzmaßnahmen unterstützt werden. Die Wasservogelzählung dauert noch bis zum kommenden Frühjahr an und findet immer an einem festgelegten Wochenende Mitte des Monats statt.

Als eines der wichtigsten Rastgebiete Bayerns wird auch am Chiemsee schon seit 1967 regelmäßig gezählt. Gerade diese lang andauernde Zeitspanne von über 50 Jahren liefert wichtige Erkenntnisse. So kann man feststellen, dass sich die Gesamtzahlen aller rastenden Wasservögel seit den 90er Jahren verringern und auch die Artzusammensetzung sich über die Jahrzehnte verändert hat. Die Summen, die während eines Zähltages am Chiemsee beobachtet werden, liegen mittlerweile im Bereich zwischen 10.000 und 20.000 Individuen, von denen Blässhuhn, Reiherente, Tafelente und Stockente den größten Anteil ausmachen. Die Gründe der Veränderungen sind vielschichtig – angefangen von Veränderungen im Nahrungsangebot über Änderungen der Störquellen bis hin zu Zugverschiebung aufgrund klimatischer Änderungen spielen viele Parameter eine Rolle. Insbesondere im globalen Kontext bieten die Daten wertvolle Hinweise für konkretere Aussagen und gezieltere Maßnahmen zum Schutz und Erhalt dieser Vögel.

Der Chiemsee wird bei der Zählung in 14 verschiedene Zählabschnitte aufgeteilt, die von den knapp 20 ehrenamtlichen Zählern jeweils einmal im Monat bearbeitet werden. Die Koordination der Chiemsee-Wasservogelzählung wurde seit einigen Jahren sachkundig und zuverlässig von Ulrike Riedel aus Prien wahrgenommen. Passend zum Saisonstart wurde die Koordination nun von Ulrike Riedel auf Marc Kurzmann und die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) Chiemsee übertragen. Ulrike Riedel freut sich, dass damit die Wasservogelzählung in die OAG-Chiemsee integriert wird. Die OAG-Chiemsee und Sabine Pröls vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) danken Ulrike für ihre bisherige Koordination des Wasservogel-Monitorings und freuen sich, dass Ulrike auch weiterhin als sachkundige Vogelbeobachterin und Wasservogelzählerin am Chiemsee zur Verfügung steht.

Die OAG-Chiemsee ist dankbar für jede weitere Unterstützung bei der Wasservogelzählung. So kann jeder mit Interesse an der Natur und den Vögeln mitmachen. Voraussetzung ist eine gute optische Ausrüstung (Fernglas und Spektiv) und Zeit, um am samstäglichen Zähltermin vormittags zu zählen. Weitere Informationen gibt es bei Marc Kurzmann (marc.kurzmann@oag-chiemsee.de, 0151 18568455) oder auf der Homepage https://www.oag-chiemsee.de.

Bericht und Bilder: Marc Kurzmann/OAG-Chiemsee

  • Artikel_WVZ_2023-09-28_Bild1.jpeg: Wasservogelzähler-Koordinatoren, von links: Marc Kurzmann (neuer Chiemsee-Koordinator), Ulrike Riedel (bisherige Chiemsee-Koordinatorin) und Sabine Pröls (Leiterin der LBV-Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach)
  • Artikel_WVZ_2023-09-28_Bild2.jpeg: Rastende Wasservögel am Irschener Winkel / Chiemsee

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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