Natur & Umwelt

Tüttensee: Toteiskessel oder durch Kometeneinschlag entstandener Meteoritenkrater? 

Veröffentlicht von Günther Freund
 Der “Verein zur Förderung der Erforschung des südostbayerischen Meteoritenkrater-Streufeldes” (CIRT e.V.) präsentierte bei seiner Jahresversammlung am vergangenen Freitag im Gasthof Aubräu in Traunstein überzeugende Beweise zur Existenz des sogenannten Chiemgau-Einschlags oder Chiemgau-Impakts.
Nach dem Forschungsstand des CIRT hat vor weniger als 3000 Jahren ein Komet den Chiemgau mit der Zerstörungskraft von 8000 Hiroshima-Bomben getroffen. Der 1 km große Komet kam von Nordwesten und trat mit einer Geschwindigkeit von 12 km/s unter dem Winkel von 7° in die Erdatmosphäre ein. In etwa 70 km Höhe explodierte er; seine Bruchstücke verteilten sich in einem elliptischen Gebiet von Prien bis Burghausen. In Chieming dürfte es einen Tsunami von 25 m Höhe gegeben haben. Viel Steinmaterial wurde verändert, Nano-Diamanten entstanden, Hunderte kleiner und großer Krater sind übrig geblieben. Einer davon (der zweitgrößte) ist der nahezu kreisrunde Tüttensee bei Grabenstätt.
beim Vortrag im Traunsteiner Aubräu
Diesen Forschungsstand und seine Entstehung über 20 Jahre hinweg präsentierte der Wissenschaftler Prof. Michael Rappenglück aus Gilching. Rappenglück würdigte in seinem Referat auch die vielen Beiträge der ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins, dem der stellvertretende Landrat von Traunstein Josef Konhäuser vorsitzt. Die handelnden Personen findet man auf der Internetseite des Vereins versammelt.
Der Tüttensee
Obwohl die vorgetragenen Beweise für den Chiemgau-Einschlag überzeugend scheinen, überzeugen sie nicht alle Wissenschaftler. Zwischen den Wissenschaftlern bestehen kontroverse Meinungen. So erklärt zum Beispiel das Bayerische Landesamt für Umwelt diese “Hypothese” sogar als widerlegt. Diese Erklärung ist aber aus dem Jahre 2010, also gewissermaßen uralt.
Die Kontroverse ist ziemlich öffentlich und kommt in einem langen Wikipedia-Artikel fast polemisch zum Ausdruck (https://de.wikipedia.org/wiki/Chiemgau-Einschlag) .
Eine Richtigstellung ist allerdings vorerst nicht in Sicht, denn anscheinend ist das Gespräch zwischen den Wissenschaftlern beider Seiten verstummt. Und die Wikipedia-Administratoren werden ihre Darstellung erst korrigieren, wenn zwischen den Wissenschaftlern Einigkeit besteht.
Der Autor dieses Beitrags findet die Uneinigkeit skandalös und appelliert an die beteiligten Wissenschaftler, eine gemeinsame Position zum Chiemgau-Einschlag in den Medien und im vielbeachteten Wikipedia zu präsentieren. Schließlich wollen wir Chiemgauer wissen, wie es wirklich war.
Bericht und Fotos: Christoph Haenel

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

2 Kommentare

  • Hallo,

    in dem Beitrag wird die einseitige Haltung von Wikipedia angeführt. Es gibt dazu jedoch auch eine Chiemgau-Einschlag-Diskussionsseite in Wikipedia, in der beide Seiten zu Wort kommen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Chiemgau-Einschlag

    Von den CIRT-Leuten werden hier Verstöße gegen die guten Diskutiersitten geltend gemacht.
    Der Wiki-Moderator scheint aber offen für Artikeländerungen zu sein.

  • Stimmt. Die “Diskussionsseite” zum Wikipedia-Hauptartikel über den Chiemgau-Einschlag ist wirklich aufschlussreich. Man sieht aus ihr, dass Wikipedia vor einer Änderung des Hauptartikels noch einige (eher formale ) Fragen beantwortet haben will. Die Antworten dürften dem CIRT eV m.E. leicht fallen. Er müsste sie halt nur geben. Wir Chiemgauer wären froh, wenn der Grabenkampfstillstand aufhörte.

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