Land- & Forstwirtschaft

Sennerinnen-Besuch auf der Feichteck Alm

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Schlierseer Innenausbau Ingenieurin verbringt Almsommer auf dem Samerberg  –  Es ist nichts Außergewöhnliches, dass sich junge Frauen nach ihrer Schul- und Berufsausbildung oder zwischen stressigen Berufszeiten, beim Almwirtschaftlichen Verein (AVO) in Holzkirchen für eine almerische Auszeit bewerben. In der Regel entstammen die Bewerber eines landwirtschaftlichen Betriebes, doch es gibt auch Ausnahmen. So bei Justina Frese aus Neuhaus am Schliersee, sie verbringt gerade ihren ersten Almsommer auf der Feichteck Alm am Samerberg. Bei einem Besuch erzählt sie von ihrem Weg zu einer gewissen Einsamkeit.

Dieser Weg führte nach dem Abitur am Miesbacher Gymnasium zu einer dreijährigen, erfolgreich abgeschlossenen Schreinerlehre der Schreinerei Eham in Hausham. „Das war eine spannende, aber auch eine lustige Zeit“ – so die 25-Jährige, die dann acht Semester an der Technischen Hochschule Rosenheim den Studiengang Innenausbau mit dem Bachelor abschloss. Als fertige Innenausbauingenieurin arbeitete sie zu Beginn im Büro ihres Vaters, der als Bauingenieur tätig ist. „Der Gedanke und die Idee einmal auf der Alm was zu tun, der ließ mich einfach nicht los und so habe ich mich Anfang des Jahres beim AVO beworben. Kurze Zeit später meldete sich die Bauersfamilie Mayer aus Samerberg-Schilding bei mir.“ An einem schneereichen März-Tag ging die Interessentin mit der Jungbäuerin Elisabeth auf die Alm und ließ sich viel zeigen. „Vieles muss man einfach lernen, aber wenn man handwerkliches Geschick und einen guten Willen hat, dann geht das schon.“ Gerade das mit den Tieren war viel Neuland, aber die Almbauernfamilie hat sie gut angelernt. Insgesamt 57 Jungtiere sind zu betreuen, Melken ist nicht angesagt. Der Arbeitstag beginnt mit dem Kontrollgang. „Das Losmarschieren und die gegenseitige Wahrnehmung der Tiere hat etwas Meditatives an sich, dazu gehört auch die Zaunkontrolle sowie die Weidepflege was unteranderem das Entfernen von Disteln und Unkraut beinhaltet. In dieser Zeit führt sie den Dialog mit den jungen Kühen, die es gerne haben, von einer vertrauten Stimme angesprochen zu werden.

Ab 10:30 Uhr bewirtet die Almerin Wanderer und Radlfahrer. Vor der Alm werden außerhalb der Öffnungszeiten in einem Träger Getränke bereitgestellt, ab der Öffnung gibt es dann Brotzeiten, Kaffee und Kuchen. Ab und zu gibt es auch selbstgemachten „Woachkaas“, pikant oder nussig eingelegt. Ganz gerne werden Kuchen ideenreich geschaffen, je nach Verfügbarkeit. „Rohrnudeln waren jüngst ein Volltreffer, aber auch Kirschstreuselkuchen oder Käsekuchen kamen gut an.“ Bis maximal 20 Uhr werden die Gäste bewirtet, zu diesen haben im ersten Abschnitt des heurigen Almbetriebes viele Einheimische und Stammgäste gehört. „Besonders gefreut habe ich mich über den Besuch meiner Familie und Freunde, sowie von Kommilitonen der TH Rosenheim“ – so Justina Frese.

Was sie nach dem Almsommer macht? Das ist noch offen, irgendwie liebäugelt sie in ihrem Beruf mit einem Ortswechsel nach Südtirol. „Ende September weiß ich mehr, jetzt habe ich ja gut Zeit zum Überlegen.“

Fotos: Hötzelsperger/Hammerschmidt– Eindrücke von der Almerin Justina Frese bei ihrem ersten Almsommer auf der Feichteckalm.

Hinweis: Eine Bergmesse auf der Feichteckalm findet am Samstag, 5. August ab 11 Uhr statt, anschließend mit almerischer Bewirtung und musikalischer Unterhaltung.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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