Sport

Reit im Winkl erinnert an Rosi Mittermaier

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Viel für ihren Heimatort Reit im Winkl bewirkt hat die Familie Mittermaier, allen voran die jetzt im Alter von 72 Jahren verstorbene Rosi Mittermaier. Neben den einzigartigen Erfolgen von ihr mit zwei Gold- und einer Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck und dem Weltcup-Gesamtsieg 1976 errangen ihre Schwestern Heide und Evi ebenfalls große Erfolge im alpinen Skisport.

Die Beliebtheit der Familie Mittermaier im Ort fand auch ihren Ausdruck beim Empfang der Teilnehmer nach den Olympischen Winterspielen 1976 in ihrem Heimatort Reit im Winkl, der sich zu einem wahren Triumphzug für Rosi entwickelte. Neben Rosi und Evi Mittermaier waren aus Reit im Winkl noch Sepp Niedermeier (Biathlon) und Hans Speicher (Langlauf) in Innsbruck dabei. Etwa 25 000 begeisterte Zuschauer säumten den Weg, als die vier mit einer Kutsche zum Rathausplatz gefahren wurden, wo die Würdigungen stattfanden. Die Eltern der Mittermaier-Schwestern betrieben auf der Winklmoos-Alm in Reit im Winkl ein Gasthaus und später das Gästehaus der heutigen Leibniz Universität Hannover, damals Beherbergungsstätte für Generation von Sportstudierenden im Rahmen ihrer skisportlichen Ausbildung, bekannt auch unter dem Namen Hochschulhütte Hannover. Vater Heinrich Mittermaier war staatlich geprüfter Skilehrer und Leiter der Skischule Winklmoos. Er erkannte früh das skisportliche Talent seiner drei Töchter und war auch ihr erster Lehrmeister. Gelegenheit dazu bestand auf der schneesicheren Winklmoos-Alm ja zur Genüge. Neben den einzigartigen, bereits erwähnten Erfolgen von Rosi Mittermaier waren auch ihre beiden Schwestern sehr erfolgreiche Skifahrerinnen. Die 1941 geborene Heide Mittermaier gewann vier Deutsche Meistertitel und nahm an den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck sowie an den alpinen Skiweltmeisterschaften 1962 in Chamonix und 1966 in Portillo teil. Sie spielte im Film „Skifascination“ des ebenfalls international erfolgreichen Skifahrers und Filmemachers Willy Bogner junior mit. Bei diesem Film, der 1966 in die Kinos kam, waren die Mitwirkenden fast alle Skisportler, die zur damaligen Elite gehörten. Beim Sportfilm-Festival 1966 in Cortina d’Ampezzo wurde der Film wegen seiner Originalität mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Die jüngere Schwester Evi, Jahrgang 1953, gewann zwei Abfahrts-Weltcuprennen und wurde in dieser Disziplin 1976 Deutsche Meisterin. Bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck wurde sie Achte im Riesenslalom und 13. im Abfahrtslauf. Bei der Weltmeisterschaft 1978 in Garmisch-Partenkirchen errang sie im Abfahrtslauf den sechsten Platz. Dem Skisport blieb sie auch nach Beendigung ihrer aktiven Laufbahn als Technische Delegierte des internationalen Skiverbands FIS sowie als Trainerin und Pressesprecherin des Skiverbands Chiemgau treu. Auch beim Wintersportverein Reit im Winkl beteiligten sich die drei Mittermaier-Schwestern aktiv am Vereinsleben. Als Beispiel sei hier ein Auszug aus den Ergebnislisten der jährlich durchgeführten Clubmeisterschaften genannt. So ist Evi dort als alpine Clubmeisterin in den Jahren 1977, 1982, 1983 und 1984 verzeichnet. Rosi war zum Beispiel im Jahr 1978 Clubmeisterin und Heide 1977 Siegerin in der Altersklasse. Beim Golfclub Reit im Winkl-Kössen mit Europas erster grenzüberschreitender Golfanlage ist Evi Mittermaier-Brundobler amtierende Präsidentin. Auch ihre Schwester Heide Fischer-Mittermaier ist dort in der Abteilung „Alpen Ladies Reit im Winkl“ ein aktives Mitglied. Rosi Mittermaier blieb auch nach ihrer Hochzeit mit Christian Neureuther und Wegzug nach Garmisch-Partenkirchen im Jahr 1980 ihrem ehemaligen Heimatort Reit im Winkl stets eng verbunden. Ein Beispiel hierfür ist die dreimalige Durchführung der von ihr und ihrem Mann Christian ins Leben gerufenen Schneeschuhwanderungen in den Jahren 2016, 2017 und 2019 in Reit im Winkl, die mit bis zu 650 Teilnehmern jeweils eine überwältigende Resonanz erfuhren und einen großen Werbefaktor für den Fremdenverkehrsort Reit im Winkl darstellten. Sie endeten jeweils mit der großen Abendschau-Schneeschuhnacht im Langlaufstadion mit Spitzenbands und einstündiger Liveübertragung in der Abendschau des Bayerischen Rundfunks. Dieser vermerkte in seinem Nachruf an die verstorbene Rosi Mittermaier: „Als Skilegende wurde sie vom BR während ihrer gesamten aktiven Karriere journalistisch eng begleitet und blieb auch danach als Publikumsliebling und Botschafterin Bayerns präsent.“

Bericht und Archiv-Fotos: Sepp Hauser          

  1. Empfang der Reit im Winkler Olympiateilnehmer am 16.2.1976 auf dem Rathausplatz: von links Sepp Niedermeier (Biathlon), Rosi und Evi Mittermaier (alpin), Hans Speicher (Langlauf)
  2. Empfang Olympiateilnehmer, in der Mitte die „Gold-Rosi“
  3. Empfang der Weltcup-Siegerin 1976 Rosi Mittermaier (rechts) am 26.3.1976 in Reit im Winkl, links Schwester Evi Mittermaier, ebenfalls Rückkehr von Weltcup-Rennen
  4. Rosi bei der Schneeschuhwanderung 2016 in Reit im Winkl mit einem Reporter des Bayerischen Rundfunks
  5. Rosi (Mitte) bei Schneeschuhwanderung 2019 vor dem Start
  6. Bild aus dem Heimatbuch der Gemeinde Reit im Winkl mit Rosi Mittermaier bei ihrem Slalomsieg bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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