Tourismus

„Reisen aufs Land“ – Touristik-Thema in Berlin

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Zum Thema „Tourismus im ländlichen Raum“ lud Gerhard Kirsch vom TourismusDialog Berlin zu einer Podiumsdiskussion in den  Augustiner-Zollpackhof, direkt an der Spree, ein. Repräsentanten aus der Politik und dem Landtourismus trafen sich mit Journalisten lokaler, überregionaler und internationaler Medien von Presse, Rundfunk, Fernsehen und Agenturen.

Gesprächspartner waren Karl Holmeier, Mitglied des Deutschen Bundestages, Franz Löffler, Landrat des Landkreises Cham, Thomas Ebeling, Landrat des Landkreises Schwandorf, Cornelia Hass, Geschäftsführerin vom Fachverband „Landurlaub Mecklenburg-Vorpommern e.V.“, und Ute Mushardt, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für „Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus“. Moderiert wurde das Gespräch von Elke Bitterhof, Journalistin, Dipl.-Ing. Ökonomin für Fremdenverkehr.

Mit drei Gesprächspartnern war Ostbayern überdurchschnittlich vertreten. In dieser ländlichen Region ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.  Wir sind dabei den „Tourismus Bayerwald“ auf den Weg zu bringen betonte Franz Löffler, der Landrat des Landkreises Cham. Regional was erleben bei bester Qualität und einem guten Preis-Leistungsverhältnis, ist die Devise. Der Kurzurlaub ist im Trend. Geopolitische Verhältnisse bewirken wieder mehr Urlaub in der Heimat, so Löffler.

Die Digitalisierung, das „Radln mit dem Navi“, der Online-Tourismus und vieles mehr stehen auf der Tagesordnung für die Landmarken, wie Bayerischer Wald und Oberpfälzer Wald.

Mit 3700 Fachkräften aus Tschechien ist in der Grenzregion Ostbayern ein grenzüberschreitender, gemeinsamer Arbeitsmarkt entstanden. Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sind so gut wie selten zuvor.  Inzwischen ist die Arbeitslosenquote dort auf 1,9 Prozent gesunken.

Dies untermauerte auch der Landrat des Landkreises Schwandorf,  Thomas Ebeling. Neue Strategien und Ideen machen seinen Landkreis attraktiv für den Landtourismus. Kulturelle Highlights, Freizeit- und Sportmöglichkeiten, Attraktionen, wie die, im Bau befindliche, größte begehbare Holzkugel der Welt im Erlebnispark von Steinberg, mit einer Höhe von 40 Meter.  Ein weiteres Beispiel sind die riesigen Erholungslandschaften, die im Raum Schwandorf aus ehemaligen Tagebaulandschaften entstanden sind. Man will und muss den Menschen in diesem Gebiet “etwas bieten”, so Herr Ebeling.

MdB Karl Holmeier setzte da humorvoll noch eins drauf. Die Oberpfalz ist der schönste Teil Deutschlands, verkündete er lautstark. Diese Region lädt ein zum Wandern, Radeln, Angeln, Wellness,   Bootswandern, Wassersport und vieles mehr, ideal für Ausflüge in den gesamten Bayerischen Wald und in den Böhmerwald. Wir bieten alles, wir „ham“ alles, auch Kunst und Kultur. Als Beispiel nannte Herr Holmeier das kleinste Konzerthaus in Deutschland mit 200 Sitzplätzen, das in Blaibach als ein Stück Architekturkultur im Bayerischen Wald entstanden ist, in einem Dorf mit gerade 2500 Einwohner. Die Akustik sei dort angeblich besser als in der Elbphilharmonie in Hamburg.

Die touristische Infrastruktur des ländlichen Raumes in Deutschland weiter auszubauen ist auch das Ziel der Länder und der Bundesregierung. Dazu brauchen wir eine gemeinsame Tourismusstrategie, forderte MdB Holmeier. Große Investitionen sind erforderlich, um den Breitbandausbau und den flächendeckenden Mobilfunk hinzubekommen.  So hat z. Bsp. Bayern das größte Förderungsprogramm für die Digitalisierung auf den Weg gebracht. Hierbei ist insbesondere die Politik in den Kommunen tonangebend. „Dort ist eigentlich die Praxis – in Berlin ist lediglich die Theorie“, so Herr Holmeier scherzhaft.

Anders strukturiert als Bayern ist Mecklenburg-Vorpommern, erklärte Frau Cornelia Hass, Geschäftsführerin vom dortigen Landurlaub-Verband. Unterkünfte auf dem Lande werden dort überwiegend durch Ferienwohnungen abgedeckt. Dazu gibt es natürlich auch Ferienbauernhöfe, auf denen man z. Bsp. rustikal im Heu oder sportlich auf dem Pferd seinen Urlaub verbringen kann. Eine besondere Attraktion sind Mitmachhöfe, wo man selbst mit anpacken kann. Hier kann man hautnah  Landwirtschaft erleben, Kühe melken, mit der Bäuerin kochen, den Stall ausmisten oder auf dem Traktor der Feldarbeit mit beiwohnen.

Ein besonderes Erlebnis dabei ist das “Outdoor-Cooking”, wo Gäste auf Guts-, Bauern- und Reiterhöfen das Kochen am offenen Feuer erlernen und erleben können.

Weiterhin erwähnte Frau Hass die Lewitzer Kartoffelwochen, wo man alles rund um die Kartoffel erfahren und erleben kann. Gefragt sind auch Tanz-Events in sogenannten Tanzscheunen.

Das Urlaubsland an der Ostsee bietet dazu seinen Gästen viele Natur- und Tierparks. Dabei ist z. Bsp. der  Müritz-Nationalpark mit seinen zahlreichen Seen und Moore einzigartig unter den 16 deutschen Nationalparks. Auch in Mecklenburg-Vorpommern hat der Landtourismus eine Erfolgsgeschichte und ist für die Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Leider ist das kein Selbstläufer. Ich wünsche mir mehr Beachtung und Unterstützung von der Politik, so Frau Cornelia Hass.

Als „Botschafterin vom Lande“ sieht sich Frau Ute Mushardt, die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für „Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland“.

Den Menschen eine Wurzel geben, die Werte des Landes vermitteln, wie z. Bsp. bei Kartoffelveranstaltungen, sind ihre Visionen. Und das bei bester Qualität.

Dazu hat die Arbeitsgemeinschaft ein Qualitätssiegel entwickelt, das die jeweiligen Erlebnis- und Servicequalitäten der Tourismusangebote zum Ausdruck bringt.

Damit kann der Urlauber die Angebote besser einordnen und mit anderen Urlaubsformen vergleichen. Inzwischen gibt sind bereits 70 % der qualifizierten Betriebe mit 4 Sternen bewertet.

Eines der wichtigen Ziele des Landtourismus-Verbandes von Frau Mushardt ist, kleinere und mittlere Tourismusbetriebe im ländlichen Raum bei ihrer Betriebsorganisation und -Vermarktung zu   unterstützen. Dabei soll es in Zukunft auch keine Unterschiede mehr in der Finanzierung geben.

Ohne Zweifel wird der ländliche Tourismus in Zukunft mehr an Bedeutung gewinnen, so Frau Mushardt. Dazu brauchen wir aber lebendige ländliche Räume, wo die lokale Infrastruktur in Ordnung ist. Hierzu ist im besonderen Maße auch die Politik gefordert.

Nach der sehr aufschlussreichen Diskussion bedankte sich Herr Kirsch bei der Gesprächsrunde, insbesondere bei Elke Bitterhof für die hervorragende Moderation und bei Benjamin Groenewold, dem Geschäftsführer des Zollpackhofs, für die Gastfreundlichkeit seines Hauses.

Herr Groenewold lud anschließend die Gäste zu einer zünftigen bayerischen Brotzeit ein. Dazu spendete er ein Holzfass Augustiner. Helmut Amberger, Vorsitzender vom Verein der Bayern in Berlin, hatte die Ehre, das Fass anzustechen.

Bei weiteren Gesprächen im Verlauf des Abends zum Thema Landtourismus präsentiert Herr Amberger, der auch als Heimatjournalist für die Region Chiemsee tätig ist, touristische Highlights vom Chiemsee-Alpenland, eine der vielfältigsten Tourismusregionen Bayerns.

Mit volkstümlichen Zitherklängen von Waltraud Lehmann aus Berlin und einem Alphorngruß klang der Tourismus-Dialog stimmungsvoll in den historischen Räumen des Zollpackhofs aus. Es war eine bestens gelungene Werbeveranstaltung für den Tourismus in den ländlichen Regionen Deutschlands.

Bild vom Podium (von links nach rechts): Elke Bitterhof, Karl Holmeier, Franz Löffler, Thomas Ebeling, Cornelia Hass, Ute Mushardt

Bericht: Helmut Amberger, TourismusDialog Berlin, Freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten

Bilder: Nicole und Helmut Amberger

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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