Natur & Umwelt

Laufen: Mit Starkstrom gegen Staudenknöterich

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Wasserwirtschaftsamt Traunstein erprobt neue Methode der Unkrautvernichtung – Wichtig auch für den Hochwasserschutz

Es dampft ein wenig, es zischt ein bisschen. Doch Thomas Wüst lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit seiner Handlanze berührt er Stängel um Stängel des japanischen Staudenknöterichs. Der Starkstrom, der durch das Gerät in die Pflanze geleitet wird, erzeugt Hitze. So stark, dass die Pflanze abstirbt bis in die Wurzel hinein. Eweeding heißt diese Methode, eine Form der elektrophysikalischen Unkrautvernichtung, die sich bei besonders widerstandsfähigen Pflanzen bewährt hat. Also solchen, die nachwachsen obwohl man sie ausgerupft hat. Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein nutzt das Eweeding zum ersten Mal, auf einer rund 200 Quadratmeter großen Fläche in Laufen. Wo der Stadtbach in die Salzach fließt, hat Wüst im Auftrag der Behörde zwei Tage lang gearbeitet. Die Kosten betragen rund 2500 Euro.

Arbeit erfordert Geduld und einen scharfen Blick

 Um sich vor dem Starkstrom zu schützen, hat Wüst eine Bezugselektrode ins Erdreich eingebracht. Von dort kann der Strom zurückfließen zum Generator, der den Strom erzeugt. Die Handlanze lässt sich mit einer Tastensperre regulieren. Wüst trägt Sicherheitsstiefel. Quadratmeter für Quadratmeter läuft er die Fläche ab. Die Arbeit erfordert Geduld und einen scharfen Blick. Nach und nach bleiben immer mehr Pflanzen verbrannt und staubig hinter Wüst zurück. Die Reste lassen sich einfach aus dem Boden ziehen, werden gesammelt und anschließend entsorgt.

Biodiversität wird gefördert

 Mit dem Ergebnis des ersten Eweeding-Einsatzes ist Simone Holzner zufrieden. Die Landespflegerin am Traunsteiner Wasserwirtschaftsamt hofft, dass die Methode langfristig das konventionelle Mähen ersetzen kann. Acht bis zehn Mal im Jahr müsste gemäht werden, um dem Staudenknöterich effektiv zu schaden. Das kostet Zeit und Personal. In den kommenden zwei bis drei Jahren will Simone Holzner daher die Versuche auf der Fläche in Laufen fortsetzen. Schon jetzt ist klar: Das Eweeding bringt einige Vorteile mit sich. Der Starkstrom lässt den japanischen Staudenknöterich nicht nur oberirdisch absterben, sondern verbrennt auch die Wurzel. Ein wichtiger Aspekt, denn die Pflanze kann bis zu sechs Meter tief wurzeln. Sie auszugraben ist extrem aufwändig. Lässt man den Knöterich wachsen, kann das zu Problemen führen – etwa an Hochwasserschutz-Deichen, wo die tiefen Wurzeln und der nackte, erosionsanfällige Boden im Winter auf Dauer die Stabilität gefährden.

Der Staudenknöterich zählt zur Gruppe der Neophyten. Also zu jenen unerwünschten, invasiven Arten, die heimische Pflanzen, etwa das Zittergras oder das Knabenkraut, verdrängen. Knöteriche wachsen schnell und werden so groß, dass sie anderen Pflanzen das Licht nehmen. Deshalb ist es im Sinne der Biodiversität den Staudenknöterich zu bekämpfen.

Im Herbst wird Thomas Wüst noch einmal zurückkehren nach Laufen. Dann wird sich zeigen, wie nachhaltig das Eweeding gewirkt hat.

Bericht und Foto: WWA Traunstein –   Eweeding: Wenn Thomas Wüst einen japanischen Staudenknöterich mit der Handlanze berührt, erzeugt der Starkstrom Hitze und verbrennt die Pflanze bis in die Wurzel hinein. Diese Form der Unkrautvernichtung heißt Eweeding. Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein.

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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