Leitartikel

Kräuterweibe Maria Zierer: heute zum Löwenzahn

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

In der Reihe „Kräuter-Tipps von einem Kräuterweibe“ informiert Maria Zierer aus Prien-Siegharting diesmal über die Pflanze Löwenzahn, genannt  auch Pusteblume, Kuhblume, Bettsicherkraut, Wiesenlattich oder lateinisch Taraxacum officinale.

Schon zu Beginn der Unterhaltung zeigt sich die Begeisterung der Pflanzenfachfrau für den Löwenzahn insgesamt bei ihrer ersten Information, der zufolge die wichtigen Inhaltsstoffe Bitterstoffe, Mineralstoffe, Vitamin C und Kalium sind.  Im Herbst besteht die Wurzel zu ca. 40 %  aus Inulin, was besonders für Diabetiker interessant ist. Ein alter Spruch besagt: „Der Löwenzahn, der Löwenzahn, der hat schon manchen gutgetan. Der Leber und der Galle hilft er auf jedem Falle“. (aus dem Buch die Land-Apotheke blv).

Weiters weiß Maria Zierer zu berichten: „Man kann die ganze Pflanze verwenden, also Blätter, Knospen, Stängel, Blüte und Wurzel als Tee, Tinktur, Frischsaft aber auch in der Küche. Der Löwenzahn ist eine alte und gern genutzte Heilpflanze der Volksmedizin. Sie ist ein mildes Mittel zur Steigerung der Gallensekretion. Die Pflanze einschließlich der Wurzel wirkt harntreibend und ist außerdem hilfreich bei Leberbeschwerden, Gicht und rheumatischen Erkrankungen. Der Löwenzahn ist ein wichtiges Ausleitungsmittel zur Entgiftung über die Leber. Volksmedizinisch wird der Löwenzahn auch als Blutreinigungsmittel, bei Verdauungsbeschwerden und als mildes Abführmittel eingesetzt. Er regt mit seinen Bitterstoffen den Stoffwechsel an. Dies wirkt entgiftend und entschlackend auf den Körper, vertreibt Müdigkeit und ist daher auch gut für eine Frühjahrskur. Auch stoffwechselbedingte Hauterkrankungen kann der Löwenzahn lindern. Der milchige Saft wurde schon gegen Warzen eingesetzt, sollte aber nicht in die Augen gelangen. Frau Eva Aschenbrenner empfahl bei Gelenksproblemen im Herbst angesetzte Wurzeln in Schnaps“.

„Entwässernde Wirkung“

Wegen der stark entwässernden Wirkung wird der Löwenzahn auch Pisskraut genannt – daraus folgend erklärt das Kräuterweibe: „Daher ist die Einnahme am Abend  nicht zu empfehlen.  Die jungen, frischen Blätter können sehr gut als Salat zubereitet werden. Sollten sie zu bitter sein, lässt man die fein geschnittenen Blätter eine Stunde mit Salz oder Wasser ziehen, dadurch werden sie milder.  Klein gehackt kann man die Blätter über Suppen und Eintöpfe streuen oder als Spinat, als Brotbelag und zu Kräuterkartoffeln verwenden.  Die Pflanze zusammengebunden oder mit Pappe abgedeckt bekommt man gebleichte Blätter, die wie Chicorée schmecken.  Die Blütenblätter kann man zu Gemüse geben, damit Tee zubereiten oder zur Herstellung von Gelee, Sirup oder Wein nutzen. Ich empfehle die Zubereitung eines Löwenzahngelees“. Für dieses hat sie auch gleich ein Rezept wie folgt parat: „Dazu sammle ich an einem sonnigen Vormittag 5 Hand voll offener Löwenzahnblüten, entferne dann die grünen Blütenansätze, gebe 1 Liter unseres selbst gepressten Apfelsafts darüber und lasse dies 24 Stunden zugedeckt stehen. Am nächsten Tag aufkochen und noch ca. 10 Minuten leicht weiterköcheln.  Anschließend abseihen, dabei die Blüten gut ausdrücken. Die Flüssigkeit abmessen, erneut zum Kochen bringen und  das erforderliche Geliermittel nach deren Zubereitungsanleitung hinzufügen. Noch heiß in Gläser füllen und verschließen. Ich muss gestehen, dass ich hierbei den Gelierzucker 1:1 verwende, da das Gelee dann fast wie Blütenhonig schmeckt und innerlich die Sonne aufsteigen lässt“.

Wie schon erwähnt, sind vom Löwenzahn alle Bestandteile nützlich und verwendbar, dazu erklärt sie: „Die Blütenknospen können als Gemüse gebraten oder in Essig als Kapernersatz eingelegt werden.  Mit den Blütenstängeln  kann man im Frühjahr eine 13-tägige Gallenkur durchführen. Dazu am 1. Tag 1 Stängel, am 2. Tag zwei Stängel, am 3. Tag drei Stängel, usw. bis zum 7. Tag gut gekaut essen. Anschließend wieder rückwärts, also am 8. Tag sechs Stängel, am 9. Tag fünf Stängel usw.  Dabei möchte ich anmerken, dass jeder auf seinen eigenen Körper hören muss, nicht jedes Kraut und jede Kur ist für jeden gleich geeignet. Ich selber hab die oben erwähnte Gallenkur bereits nach drei Tagen abgebrochen, da ich mich einfach nicht mehr wohl fühlte“.

Weiters weiß Maria Zierer aufgrund ihrer Ausbildung, ihrer eigenen Erfahrungen und wegen vieler fachlicher Nachschlagwerke zu erläutern: „Um die Wirkung der Bitterstoffe des Löwenzahntees nicht zu verlieren, sollte der Tee nicht gesüßt werden. Aus den getrockneten Wurzeln gewinnt man durch Rösten einen Kaffee-Ersatz. Erkennungsmerkmale des Löwenzahns sind die Blätter, diese sind scharf gezähnt und stehen  in grundständiger Rosette und schmecken bitter.  Auf dem hohlen milchsaftführenden Stängel sitzen die dicken, gelben Blütenstände. Der weiße Saft hinterlässt auf Haut und Stoff hartnäckige  braune Flecken. Zur Samenreife entsteht eine vielstrahlige Kugel, die Pusteblume“.

Im vorsichtigen Ton gibt das Kräuterweibe wie gewohnt auch einige Hinweise auf Achtsamkeit mit den Worten: „Der Löwenzahn darf bei Verschluss der Gallenwege und bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden. Wenn Kinder den Stängel aussaugen, können leichte Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten. Im übrigen vermehrt sich der Löwenzahn  durch die Samenköpfe -Pusteblume. Wer diese Pflanze also nicht im ganzen Garten haben möchte, sollte diese vor der Samenreife abschneiden“.

Fotos: Hötzelsperger – Der Löwenzahn sowie Kräuterweibe Maria Zierer mit einem Löwenzahn  (hö-Archiv-Foto).

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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