Kirche

Greimhartinger Leonhardi-Predigt im Wortlaut

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Von Diakon Michael Leberle, Pfarrverband Westliches Chiemseeufer – Predigt 06.11.2023, St. Leonhard, Greimharting – Thema: Der heilige Leonhard, Vorbild der Nächstenliebe und des Gebetes.

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, liebe Festgemeinde, Pferde haben vier Beine, damit sie ihr großes Herz tragen können. Diesen Spruch habe ich vor einer Woche gelesen. Da habe ich mich natürlich sofort an den Heiligen Leonhard erinnert, der ja für Vieles der Schutzpatron ist: Besonders für die Gefangenen, die Schmiede, die Obsthändler, für die Bauern, das Vieh und ganz besonders eben auch für die Pferde.

So finde ich es wunderbar, dass wir uns heute versammelt haben, um das Fest unseres Kirchenpatrons zu feiern, einem Heiligen, der zwar keine vier Füße hatte, jedoch ein ganz großes Herz. Das zeigt eine Begebenheit, die wenig bekannt ist. Es wird erzählt, dass zur Zeit des Hl. Leonhard, also im 6. Jahrhundert, der König von Frankreich auf Jagd gegangen ist. Dabei waren seine schwanger Frau, ein paar Jäger und Diener. Auf der Jagd muss man wachsam sein. Der König war wachsam. Doch ist dem König kein Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz erschienen, sondern seine schwangere Frau hat plötzlich Geburtswehen bekommen. Der König war völlig ratlos, als er seine Frau in dieser Not gesehen hat. Stellen wir uns die Szene vor. Die Frau des Königs bekommt starke Geburtswehen, sie schreit schon vor lauter Schmerzen. Und dann ist da der König und die anderen Männer, die aus lauter Not und Hilflosigkeit auch noch anfangen zu schreien. Gott sei Dank ist Leonhard gerade durch den Wald gegangen und hat die Schreie gehört. Er ist  schnell hingelaufen, hat die Frau in ihrer Not gesehen und was hat Leonhard getan? Er hat sich vor die Frau gekniet, hat gebetet und hat der Frau zu einer glücklichen Geburt geholfen. Wie Leonhard konkret geholfen hat, wissen wir nicht. Vielleicht war es auch hauptsächlich das Gebet, das geholfen hat. Durch das Gebet haben die Männer zum Schreien aufgehört, der König hat wohl die Hand seiner Frau gehalten und vielleicht hat einer der Männer gewusst wie man bei einer Geburt hilft.

Auf jeden Fall zeigt uns diese Begebenheit zwei wesentliche Wesensmerkmale des Heiligen Leonhard: Das ist die Nächstenliebe und das Gebet.

Wir wissen, dass der Heilige Leonhard ein großes Herz für die Menschen hatte, die in Not sind. Deshalb wird der er hier in Bayern so sehr als Nothelfer verehrt. Leonhard wird als Fürsprecher angerufen für viele Nöte, z. B. wenn Menschen vom richtigen Weg abgekommen sind, wenn Frauen starke Blutungen haben oder an Brustkrebs erkrankt sind, wenn Menschen an Herz-, Geistes oder Magenkrankheiten leiden und eben auch wenn Frauen in Geburtsnöten sind. Und warum wird gerade der Heilige Leonhard als Fürsprecher angerufen? Weil er selbst ein starker Beter war und sich gerne zum Gebet zurückgezogen hat. Zum Beispiel hat er sich zu einer bestimmten Zeit mit zwei anderen Mönchen in die Einsamkeit zurückgezogen. Weil sie natürlich Wasser gebraucht haben, haben sie einen Brunnen gegraben. Doch der Brunnen füllte sich lange nicht mit Wasser. Da hat Leonhard intensiv gebetet und sieh da: der Brunnen hat sich mit Wasser gefüllt. Sein intensives Gebet hat Gott oft erhört. So dürfen auch wir vertrauen, dass Gott unser Gebet hört:

Bittet und es wird euch gegeben. Und werden wir nicht mutlos, wenn Gott nicht gleich unsere Bitten erfüllt.

Manchmal prüft er unsere Treue im Gebet. Die Beständigkeit ist wichtig. Und manchmal muss man das Gebet unterstützen mit dem Bemühen um ein heiliges Leben. Der heilige Leonhard hat sein Gebet durch Buße unterstützt und indem er auf Reichtum verzichtet hat. Nachdem Leonhard seinen Schatz gefunden hat, wie es im heutigen Evangelium heißt, nachdem er Jesus als seinen Herrn und Gott erkannt hat, hat er alles andere verkauft, alles andere gelassen damit er ganz mit und für Gott leben konnte. Und er hat vielen Menschen geholfen frei zu werden, frei zu werden aus der Gefangenschaft, frei zu werden von der Sünde, von allem Dunkel und von aller Lieblosigkeit. Doch was ist wenn unser Gebet nicht erhört wird? Wenn wir beständig und intensiv beten und die Gebetserhörung nicht so erfolgt wie wir uns das vorstellen? Dann kann und will uns das Gebet trotzdem etwas wichtiges schenken. Wenn wir zum Beispiel um den Frieden beten, und das ist in unseren Tagen sehr wichtig, dann heißt das nicht nur dass wir Gott um den Frieden in den Kriegsgebieten bitten.

Es bedeutet auch: Lasst uns so leben, dass wir Frieden im Herzen haben. Dazu braucht es ein reines Herz.

Und lasst uns so leben, dass wir in Frieden miteinander leben, dazu braucht es reine Beziehungen; Beziehungen in der Familie, bei der Arbeit und in unseren Gemeinschaften, die frei sind von Belastungen. Und dazu braucht es wiederum die Fähigkeit Vergebung annehmen und schenken zu können. Denn niemand von uns ist perfekt. Jede und jeder von uns braucht immer wieder das Geschenk der Vergebung und den Mut zu vergeben, so wie es im Vater unser heißt: Vater, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Es kann also sein, dass wir beim Gebet um den Frieden das Licht bekommen, jemanden um Verzeihung zu bitten oder den Mut finden, jemandem zu vergeben oder zur Beichte zu gehen. So erlangen wir selbst wieder Frieden und dieser Frieden kann sich dann ausbreiten. Möge uns der Heilige Leonhard helfen mit Vertrauen zu beten, damit uns Gott das Licht und die Kraft schenkt das zu tun, was sein Wille ist.

Wir können dankbar sein, dass unsere Gemeinde hier in Greimharting unter dem Schutz eines Heiligen steht, der (so) ein großes Herz hat und der uns mit seinem Segen begleitet von der Geburt bis in die Ewigkeit. Amen

Predigt von Diakon Michael Leberle – Foto: Andreas Wurm – Blick auf den Altar – Gottesdienst mit Pfarrvikar Gottfried Grengel und mit Diakon Michael Leberle (li.)

 

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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