Natur & Umwelt

BGL: Igel ist Tier des Jahres 2024

Der Igel ist von der Deutschen Wildtierstiftung zum Tier des Jahres 2024 gewählt worden. Damit soll auf die Bedrohung dieser Tierart in ihrem Lebensraum aufmerksam gemacht werden. Gebietsbetreuung und Kreisgartenfachberatung des Landratsamts Berchtesgadener Land informieren daher über die Gewohnheiten des stacheligen Tiers und wie der Insektenfresser unterstützt werden kann.

Streiften die dämmerungs- und nachtaktiven Winterschläfer früher durch eine vielfältig strukturierte Landschaft, durch Wiesen und Wälder, leben Igel heute fast ausschließlich im Siedlungsraum und sind zu sogenannten Kulturfolgern geworden. So hat es der Igel in der Kulturlandschaft immer schwerer – und Gärten sind für Igel überlebenswichtige Lebensräume.

Tagsüber halten sich Igel in Nestern aus Laub und Gras unter Sträuchern, Hecken und in Laubhaufen auf. Nachts gehen sie auf Streifzüge durch ihr bis zu 1 km² großes Revier. Bei Gefahr rollen sich Igel ein, sodass ihre bis zu 8000 Stacheln sie vor ihren natürlichen Feinden wie dem Uhu schützen. Ihr Gehör reicht bis in den Ultraschallbereich und mit ihrem Geruchsinn finden Igel Nahrung und Artgenossen. Dafür sehen sie recht schlecht. Natürlicherweise sind Igel Insektenfresser und ernähren sich bevorzugt – und oft lautstark schmatzend – von Laufkäfern, Hundertfüßlern, Schmetterlingslarven, Asseln und Spinnen.

Heute ist der Igel eine der ältesten Säugetierarten, denn die gefährdete und geschützte Art gibt es bereits seit 15 Millionen Jahren. Doch das Insektensterben, die intensive Landnutzung, das Schrumpfen ihres natürlichen Lebensraumes, der Klimawandel und die Ordnungsliebe von Menschen in ihren Gärten machen ihm zu schaffen.

Heute findet man viele Igel in Parks und Gärten. Daher können Gartenbesitzer dem Igel helfen, indem sie ihre Gärten naturnah, insektenfreundlich und damit igelfreundlicher gestalten.

Unterstützung für den Igel im Garten – In der kalten Jahreszeit

Ideale Igelgärten sind naturnah gestaltet und reich strukturiert mit Hecken, Obstbäumen, Sträuchern, Steinmauern und Wiesen, in und unter denen die Igel Nahrung, Versteck- und Nistmöglichkeiten finden. Hierzu gehören auch Haufen aus Laub, Reisig oder Totholz. Besonders im Herbst und über den Winter ist so ein Unterschlupf und geschütztes Winterquartier überlebensnotwendig.

In den letzten Herbstwochen haben die stacheligen Tiere ihre Zeit damit verbracht, sich ein gutes Fettpolster anzufressen, von dem sie während dem Winterschlaf zehren werden. Bei Bodentemperaturen um null Grad und Außentemperaturen von unter 5°C suchen sie ihre Winterquartiere in Laub- und Reisighaufen oder unter Hecken auf, die sie vor der Kälte schützen.

So verschlafen die meisten Igel die kalte Jahreszeit von ca. Mitte November bis März /April. Ihren Herzschlag reduzieren sie dabei auf acht Schläge pro Minute und ihre Atemfrequenz auf drei bis vier Züge pro Minute, die Körpertemperatur sinkt auf 5°C ab.

In dieser Phase ist es wichtig, schlafende Igel nicht zu stören. Zwischen November und März sollten Laubhaufen und Holzstapel daher liegen gelassen und keine Laubbläser einsetzt werden. Denn der Aufwachvorgang, bei dem Körpertemperatur, Kreislauf, Atmung und Herzschlag hochgefahren werden, kostet die Igel viel Energie.

Unterstützung für den Igel im Garten – In der warmen Jahreszeit

Wenn sich im Frühjahr das Igelnest auf über 15°C erwärmt, wacht der Igel langsam aus seinem Winterschlaf auf. Er hat jetzt bis zu 40 Prozent seines Körpergewichts verloren.

Zwischen Mai und August paaren sich die Igel. Nach rund einem Monat Tragzeit kommen die Jungen zur Welt, die dann etwa sechs Wochen lang gesäugt werden. Die Nistplätze sollten in diesen Wochen in Ruhe gelassen werden, damit Igelmütter bei Störung nicht ihren Nachwuchs verlassen. Verwaiste Igelsäuglinge, die man tagsüber außerhalb des Nestes findet, können alleine nicht überleben.

Um Insekten als Hauptnahrungsquelle zu erhalten, sollten keine chemischen Pflanzenschutzmittel oder insektentötende Pestizide im Garten eingesetzt, dafür aber insektenfreundliche Wildblumen angepflanzt werden.

Auch beim Mähen gilt es vorsichtig zu sein: Auf den Einsatz von Mährobotern sollte verzichtet oder diese nur tagsüber eingesetzt werden. Leider fallen immer wieder Igel insbesondere abends oder nachts eingesetzten Mährobotern zum Opfer. Vor dem Mähen ist es sinnvoll, hohes Gras nach Igeln abzusuchen. Förderlich ist, nur einen Teil des Gartens zu mähen und wilde Ecken stehen zu lassen sowie den Bereich unter Hecken auszulassen.

Auch Wasserstellen wie Teiche oder flache Wasserschüsseln helfen den Gartentieren. Gartenteiche sollten so gestaltet sein, dass Igel und andere Tiere sich im Notfall selbst retten können. Kellerschächte und Gruben, die nicht nur für Igel gefährlich sind, sollte man abdecken. Da hungrige Igel gerne in gelben Säcken und Abfalltüten wühlen und sich darin verfangen können, sollten die Mülltüten unerreichbar oder erst am Morgen auf die Straße gestellt oder an den Zaun gehängt werden.

Auf ihren nächtlichen Streifzügen hilft es den Igeln außerdem, wenn die Gärten und etwaige Zäune passierbar sind –etwa durch 10 cm Abstand zum Boden, oder ca 10 cm kleine Löcher.

Direkte Hilfe für Igel

Da in der nahrungsarmen Jahreszeit von Herbst bis zum Wintereinbruch oder im zeitigen Frühjahr um März und April das Nahrungsangebot knapp ist, kann eine abendliche Zufütterung des stacheligen Gartenbewohners helfen – etwa mit Katzenfeuchtfutter mit hohem Fleischanteil (60%), gegartem ungewürzten Hackfleisch oder gestocktem Rührei. Vorsicht: Hundefutter, Milch, Getreide, Nüsse, Obst, Gemüse oder Essensreste sind für den Igel unverdaulich. Gerade Milch kann zu Durchfall führen und ihn zusätzlich schwächen. Sobald es friert, darf nicht mehr zugefüttert werden, da Nahrungsmangel ein wichtiger Auslöser für den Winterschlaf ist.

Fachkundige Hilfe brauchen geschwächte, kranke – oder unterernährte Igel, die z.B. im Herbst das Mindest-Winterschlafgewicht von 500 Gramm nicht mehr erreichen, oder die im Winter bei anhaltendem Bodenfrost und insbesondere tagsüber noch draußen unterwegs sind. Auch kann es in milden Wintern passieren, dass Igel zwischendurch bei wärmeren Temperaturen wach werden. Passiert das öfter, reichen ihre Energiereserven nicht mehr aus. Untergewichtige Tiere erkennt man am sogenannten „Hungerknick“, einer Einbuchtung hinter dem Kopf. Kranke Igel sind apathisch und rollen sich bei Berührung nicht zusammen, ihre Augen sind eingefallen und schlitzförmig. Verletzte Igel brauchen medizinische Versorgung von einem igelerfahrenen Tierarzt.

Wer einen unterernährten oder kranken Igel findet, kann sich an den örtlichen Tierschutzverein, eine Igel-Station oder Igel-Pflegestelle wenden und den Igel versorgen lassen. Fachkundige Tipps und die Nummer einer Beratungshotline findet man außerdem auf der Webseite des Vereins „Pro Igel“ unter www.pro-Igel.de.

Bericht: Landratsamt Berchtesgadener Land – Bilder: Pixabay

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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