Natur & Umwelt

TS-Umweltausschuss im Hilgerhof

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Vergangenen Mittwoch haben die Ausschussmitglieder den Sitzungssaal des Traunsteiner Landratsamt mit dem rustikalen Kulturstadl am Hilgerhof in Niederbrunn. Das urige Ambiente des 300 Jahre alten Kleinods bot den perfekten Ort für die Ausschusssitzung und wie Sepp Konhäuser, stellvertretender Landrat,  in seiner Begrüßung erwähnte könne man schon stolz darauf sein, was aus dem alten Gebäude geworden ist, das ursprünglich auch mal im Besitz des Landkreis Traunstein war.

Pittenharts damaliger Bürgermeister Hans Spiel war maßgebend dafür verantwortlich, dass der Landkreis Traunstein das Anwesen in die Hände der Gemeinde gegeben hat. Der neu gegründete Kulturverein hat sich damals verpflichtet, den Hilgerhof finanziell unabhängig von der Gemeinde zu betreiben und sich die Förderung kultureller Zwecke, die Erhaltung und den Betrieb der Dokumentations- und Begegnungsstätte Hilgerhof zum Ziel gesetzt und wie sich alles zum Positiven entwickelt hat, das hat die Erwartungen der … bei weitem überstiegen. Von Bürgermeister der Gemeinde Pittenhart und Vorstand des Kulturverein, Sepp Reithmeier wurde die Geschichte des Hilgerhofes, der nach dem Krieg als Flüchtlingsunterkunft, später als Schafstall und Schuppen diente und dann kurz vor Abriss vom Münchner Versicherungsdirektor Tosso Herz erworben wurde. Mit viel Idealismus, Geld und fachkundiger Unterstützung umgebaut wurde. Nach seinem Tod 1975 wurde das Anwesen dem Landkreis als Stiftung überlassen.

Die Gemeinde Pittenhart hat dann den Hof vom Landkreis erworben und mit großer ehrenamtlicher Eigenleistung und einer beachtlichen Förderung aus dem Leader-Programm das Kleinod zu neuem Leben erweckt, so Sepp Reithmeier. Mit viel Herzblut erzählt er von den Umbauarbeiten, die er als verantwortlicher Bauleiter damals zusammen mit vielen Mitgliedern des Oberbrunner Schützenvereins in einigen Tausenden ehrenamtlichen Arbeitsstunden geschultert hat. Mit dem Kulturbredl hat der Verein eine erfolgreiche Veranstaltung etabliert. Bereits das erste Jahr ist hervorragend gelaufen, es gibt außerdem traditionelle Veranstaltungen, Bildungs- und Schulangebote, Konzerte und Theatervorstellungen. Der Kulturverein mit seinem Vorsitzenden Sepp Reithmeier sorgt stetig für ein kulturelles Programm, dass sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreut.

Ein Stück Heimat erhalten – Biodiversitätsprojekt will alte Obstsorten retten

Mit den Außenanlagen bietet der Hilgerhof weiters ein großes Potenzial. Von 2019 bis 2024 lief das Obsterhaltungsprojekt „Apfel-Birne-Berge 1.0“ zur Findung, Erhaltung und Wiederverbreitung alter Apfel- und Birnensorten am Oberbayerischen Alpenrand. Seit diesem Januar setzt das Folgeprojekt „Apfel-Birne-Berge 2.0“ die Arbeit fort. Der dabei entstandene Obsterhaltungsgarten am Hilgerhof bei Pittenhart ist mittlerweile vollständig bepflanzt mit 272 alten, sehr seltenen und vielen bisher unbekannten Apfel- und Birnensorten als „genetische Sicherung“. Kreisfachberater Markus Breier stellte dem Kreistags-Ausschuss für Umwelt und Abfallwirtschaft den Stand des Projektes vor und führte die Damen und Herren, des Kreisausschusses im Anschluss zu dem nahe liegenden Obsterhaltungsgarten.  Im Biodiversitäts-Projekt wurden im Auftrag der Regierung von Oberbayern im Gebiet der Landkreise Berchtesgadener Land, Traunstein, Rosenheim, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen und Weilheim-Schongau über 250 unbekannte, bzw. vergessene alte Apfel- Birnbäume kartiert und teils genetisch untersucht.

Der dabei entstandene 3,5 Hektar große Obsterhaltungsgarten am Hilgerhof ist mittlerweile vollständig 272 alten, vielen bisher unbekannten und sehr seltenen Apfel- und Birnensorten bepflanzt. Jeder Baum ist katalogisiert und soll noch eine separate Infotafel erhalten, über den aufgedruckten QR-Code kann man mit dem eigenen Smartphone im Audioguide Informationen zu den jeweiligen Sorten anhören. Im Eingangsbereich zum Spindelgarten ist eine neue Informationstafel mit einer Karte aller gepflanzten Bäume angebracht, die der geschäftsführende Landrat Sepp Konhäuser (SPD) und Pittenharts Bürgermeister Sepp Reithmeier (CSU) enthüllten. Die Zielsetzung, des Projektes sei, wie Markus Breier abschließend zusammen fasste, dass man die Obstsorten sichern und den Menschen zeigen und auch wieder näher bringen möchte, Reiser anbieten, die Sorten zu bewerten, einen Lernort zur Streuobstvielfalt,  und in den Obsterhaltungsgärten einen artenreichen Lebensraum für Tiere zu schaffen, was gerade am Hilgerhof, mit dem angrenzenden Bienenstand ein großartiges Paradies darstellt.

Auf der Internetseite www.apfel-birne-berge.de wird auch regelmäßig über Projektergebnisse informiert.

Nicht nur Obst und Bienen standen auf der Tagesordnung der Ausschuss-Sitzung. Susanne Mühlbacher Kreuzer, die Umweltbeauftrage des Abwasser- und Umweltverbands (AUV) Chiemsee und Bürgermeister von Chieming und Verbandsrat des AUV Chiemsee, Stefan Reichelt informierten das Gremium über den Sachstand der Steckmückenplage und -bekämpfung am Chiemsee. In manchen Jahren entsteht jedoch nach langen intensiven Regenfällen im Uferbereich eine besondere Belastung mit Stechmücken. Der Chiemsee als Teil unseres Landkreisgebietes zählt mit seiner herausragenden landschaftlichen Lage zu einer der beliebtesten Natur- und Freizeiträume und die Stechmückenplage sei durchaus ein schwerwiegendes Thema und habe Auswirkungen auf den Tourismus, außerdem sei die Belastung für die Bevölkerung, gerade die Einheimischen, nicht außer Acht zu lassen, so Reichelt. Seit 1997 wird dazu am Chiemsee flächendeckend das Bekämpfungsmittel „B.i.t“ (ein Eiweißgranulat mit dem Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis) eingesetzt, wie auch am beispielsweise im Rheingebiet. Nach Ansicht der Wissenschaftler bekämpft die B.t.i.-Methode gezielt die Larven der Stechmücken und schadet keinem anderen Lebewesen. Auch werde den Vögeln oder Fröschen die Nahrungsgrundlage dadurch nicht entzogen.

Sehr anschaulich präsentierte sie den Lebenszyklus der Überschwemmungsmücke und dass nur eine sehr kurzes Zeitfenster, etwa 4 bis 8 Tage der sogenannten Embryonalentwicklung für eine effektive Bekämpfung der stechenden Plagegeister einzuhalten ist. Wie die Umweltbeauftragte erörtert, zeichnen die Überschwemmungsmücken eine außergewöhnliche Massenvermehrung aus, sie haben einen starken Wandertrieb und die Weibchen eine ausgeprägte Stechlust, die Überlebensfähigkeit der Eier im Boden beträgt über 10 Jahre und sie schupfen auf Raten, niemals alle Eier einer Brutstätte zugleich, was für die Bekämpfung eine große Herausforderung darstellt. Fakt ist zudem, dass bis einschließlich 2025 die Ausbringung des Bekämpfungsmittel mit bei einem Pegelstand von 116 cm erfolgen darf. Der Pegel wird am Alz-Abfluss in Seebruck gemessen. Das Problem, dass sich dadurch ergibt ist, zum Bespiel in Übersee, wenn der Pegel erreicht ist, sind die Larven manchmal zu weit für eine Bekämpfung entwickelt, das heißt Flächen sind vorher durchnässt und stehen unter Wasser. In einem Diagramm zeigt Susanne Mühlbacher-Kreuzer die mit der Vorgabe der Pegel abhängigen Bekämpfung auf und dass es kein hartes / transparentes Kriterium für eine pegelunabhängige Bekämpfung gibt. Planung für eine praktische Vorgehensweise wäre in ihren Augen, dass die Gemeinden in Vorarbeit, z.B. mit Mückenverantwortlichen, gehen, die Sichtung ausreichend überschwemmter Fläche bekannt gegeben werden, die Larvendichte bestimmt wird, unter den Mückenverantwortlichen der einzelnen Gemeinden abgesprochen wird, ob ausreichend große Flächen betroffen sind, der Abwasser- und Umweltverband Chiemsee (AUV) informiert und die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (kurz: KABS) verständigt wird.

In den letzten Jahren konnte aus verschiedenen Gründen keine Stechmückenbekämpfung erfolgen und war zuletzt auch vermehrt Thema im Umweltausschuss im Bayerischen Landtag. Um dazu eine Genehmigung zu erwirken, wurde im März 2025 ein zweiteiliger Antrag bei der Regierung von Oberbayern eingereicht. Einmal ein Antrag auf Verlängerung, inklusive der Erweiterung einer Pegelunabhängigen Bekämpfung und zum zweiten eine Verlängerung im Naturschutzgebiet. Fakt ist, dass derzeit max. 2x pro Jahr und im Naturschutzgebiet nur einmal pro Jahr, im Zeitraum von 15.03. bis 15.07. das Bekämpfungsmittel B.t.i. (Bacillus thuringiensis israelensis) zum Einsatz gebracht werden darf. Wasserflächen des Sees und Wasserflächen mit direkter Verbindung zum See sind von der Ausbringung ausgeschlossen. Die Ausbringung darf nur mit Hubschrauber, inkl. einer Mindestflughöhe, und nur auf Steckmückenbrutflächen erfolgen. Die Ausschussversammlung hat den detaillierten Sachstandsbericht zur Kenntnis genommen und Sepp Konhäuser, Leiter der Sitzung bedankt sich für die umfangreichen Informationen.

Text und Fotos: Emmy Künzner-Hingerl

Der rustikale Kulturstadl am Hilgerhof bietet ein gemütliches Ambiente für die Sitzung des Umwelt-Ausschusses – Landkreis Traunstein am vergangenen Mittwoch

von li: Markus Breier – Kreisfachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege am Landratsamt Traunstein, 1. Bürgermeister von Pittenhart und Vorstand des Kulturvereins Hilgerhof, Sepp Reithmeier, Sepp Konhäuser – stellvertretender Landrat des Landkreises Traunstein, Josef Konhäuser

li: Markus Breier – Kreisfachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege am Landratsamt Traunstein stellt den Zuhörern die neuen Infotafeln an den Bäumen des Obsterhaltungsgarten Niederbrunn vor,  stellvertretender Landrat des Landkreises Traunstein, Josef Konhäuser ist beeindruckt von den Projekten am Hilgerhof

 


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