Brauchtum

Bayerische Mieder-Lehre in Nordamerika

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Seit vielen Jahrzehnten bestehen Freundschaften und Partnerschaften zwischen den Trachtlerinnen und Trachtlern des Gauverbandes Nordamerika und dem Bayerischen Trachtenverband. Eine ganz besondere Form der Freundschafts-Auffrischung gelang in diesem Sommer Annamirl Raab aus Schliersee, die Vorsitzende vom Sachgebiet Trachtenpflege und Trachtenforschung begab sich auf große Reise über den großen Teich und lehrte das Fertigen von Miedern. Die Begeisterung der Teilnehmerinnen und ihr Erfolg waren letztlich schön sichtbar.  

Die amerikanisch-bayerische Mieder-Geschichte begann vor fünf Jahren, als beim Wettbewerb um den „Bayerischen Löwen“ in Königsbrunn der Kontakt entstand und ein Jahr später dieser bei einem Miederkurs auf bayerischem Boden verstärkt wurde. Liz Hofstetter vom Gauverband Nordamerika erinnerte sich hierzu wie folgt: „Annamirl war bei uns schon berühmt für ihre schönen Mieder und wir waren fasziniert von der Möglichkeit, zu lernen, wie man einen solch integralen Bestandteil der Tracht selber macht. Wir waren die ersten Frauen vom Gauverband Nordamerika und es war ein phantastisches und unvergessliches Erlebnis. Annamierl ist nicht nur eine Meisterin ihres Fachs, sie ist auch eine sympathische, geduldige und talentierte Lehrerin“. Seit diesen ersten Erfahrungen ist bereits eine Reihe von Frauen vom Gauverband Nordamerika zum Schliersee gereist, um an den einwöchigen Mieder-Kursen teilzunehmen. Mehrfach wurde gewünscht, einen Kurs in Nordamerika anzubieten und als in einem Aufruf in der Gauzeitung der Trachtler das Interesse abgefragt wurde, war der Kurs rasch gefüllt. Als Nächstes galt es, einen Termin und eine Lokalität zu finden und vor allem die Kursleiterin für die weite Reise zu begeistern. Heuer war es nun soweit als das alle zwei Jahre stattfindende Gautrachtenfest des Gauverbandes Nordamerika in Washington gefeiert wurde. Zuvor trafen sich die Frauen im Kostümworkshop des Rowan College of South Jersey, dort waren die erforderlichen Räumlichkeiten und Nähmaschinen vorhanden. Die Teilnehmerinnen kamen aus ganz Nordamerika, Kanada, dem Mittleren Osten sowie von der West- und Ostküste. Erika Hoover berichtete abschließend mit Freude und Stolz: „10 bis 14 Stunden waren wir täglich an der Arbeit, es war intensiv, lustig und abwechslungsreich, weil es bei Miedern fünf Schichten und handwerklich viel zu tun gibt“. Anny Müller, die mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen ist, konnte sich mit Annamirl Raab am besten besprechen und sie fasste ihre Erfahrungen so zusammen: „Annamirl ist ein Geschenk an unser Erbe und an unsere Kultur, sie macht Mieder und unterrichtet seit 25 Jahren und sie erklärte uns, dass es vielerlei Materialien gibt für die individuellen Mieder“.

Ins Schwitzen kam Annamirl Raab als ein Teil ihrer mit der Post gesandten Pakete nicht pünktlich zugestellt wurden, doch da kam ihr ihre Quartiergeberin Liz Hostetter einfallsreich zu Hilfe. „Liz schaffte es, in New Jersey die richtigen Materialien und auch Leinen zu finden und zu kaufen“ – so die Kursleiterin Annamirl. Als im Laufe des Kurses alle Stoffe und Artikel ankamen, ging es zum Zeichnen, Schneiden, Bügeln, Kleben und Nähen. Fast alle der Frauen schafften ihr ganz und gar persönliches Mieder in der geplanten Zeit von einer Woche, ein paar Teilnehmerinnen verlängerten um einen Tag und waren auch dann fertig und heilfroh. Als Annamirl Raab wieder am Schliersee zu Hause war, schrieb sie ihren neuen Trachtenkameradinnen: „Die Amerikareise und der Kurs waren anstrengend und schön, ich bedanke mich für die nette Aufnahme insbesondere beim College und freue mich, wenn wir uns in Bayern wiedersehen“. Besucht werden kann die Trachtenpflegerin vom Schliersee auch auf der Seite www.trachten-raab.de. „Die amerikanischen Trachtlerinnen und Trachtler nutzen dies immer mehr, was mich freut, denn damit weiß ich, dass sich meine Reise und Unterrichtswoche gelohnt haben“.

Fotos:   Karin Dean-Kraft, Pressewartin vom Gauverband Nordamerika – Eindrücke vom Miederkurs beim Gauverband Nordamerika mit Bayerns Trachtenpflegerin Annamirl Raab

Entnommen dem Heimat- und Trachtenboten, bestellbar über Chiemgau-Druck, Telefon 0861-4619

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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