Kultur

58. Bayerisches Hochzeitsladertreffen in der Oberpfalz

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Normalerweise sorgen sie dafür, dass auf einer Feier alles klappt. Jetzt dürfen sie selbst einmal feiern: Am Sonntag, den 09. Dezember 2018 kommen die bayerischen Hochzeitslader in Berg bei Neumarkt i. d. OPf zusammen. Organisatorin des Treffens ist die aus dem Landkreis Neumarkt/Opf. stammende Hochzeitsladerin Christa Riel.

Immer am 2. Adventsonntag im Jahr treffen sich die bayerischen Hochzeitslader am Wohnort eines Hochzeitsladers. Die Zusammenkunft fand bisher meistens in den Regierungsbezirken Ober- bzw. Niederbayern statt und ist üblicherweise im Wechsel immer links bzw. rechts vom Inn. Heuer findet das inzwischen 58. Treffen in der Oberpfalz statt und wird von einer Frau ausgerichtet – eine Besonderheit im doppelten Sinn: Sowohl aufgrund des Ausrichtungsortes in der Oberpfalz als auch wegen Riel: Gibt es doch in der rund 150 Personen fassenden losen bayerischen Hochzeitsladervereinigung nur drei weibliche Mitglieder. Je nach Wetterlage werden ca. 60 bis 100 Hochzeitslader erwartet.

Die Zeremonienmeister – im niederbayerischen auch „Progoder“ genannt – erwartet ein weiß-blauer Tag: Am 09.12.2018 beginnt ab 09.00 Uhr ein bayerischer Frühshoppen im Gasthaus Knör – untermalt von der Volksmusikgruppe „Nix für unguat“. Dem folgt eine Messe im Gedenken an die verstorbenen Hochzeitsladerkollegen in der Kirche St. Vitus um 11 Uhr, welche von den Pilsachtaler Sängern und der Ausrichterin in Dialekt musikalisch gestaltet wird. Direkt im Anschluss an die Kirche findet die Aufstellung zum Gruppenfoto statt. „Nachmittags machen wir dann quasi unsere Jahreshauptversammlung“, fasst Riel zusammen. Ab 12 Uhr bis zum späten Nachmittag ist im Gasthaus Knör Humoriges geplant. Dort folgen Grußworte, Ansprachen, Volksmusik- und Tanzeinlagen, Totengedenken, Vorstellung neuer Hochzeitslader und als Höhepunkt das „Gstanzl-Singen“, wo ein Hochzeitslader zum nächsten überleiten muss. Dass hier Humor und Gaudi nicht zu kurz kommen, ist anzunehmen. Übrigens können an der Veranstaltung auch interessierte Bürger teilnehmen, was besonders am Nachmittag reizvoll sein dürfte.

Riel ist seit 2011 Hochzeitsladerin. „Ich wurde in Unterammergau beim Treffen, das Hochzeitslader und Landrat Toni Speer 2011 ausrichtete, aufgenommen“, blickt sie zurück. Das sei damals ein besonderes Erlebnis für sie gewesen. Man hatte den Eindruck, der ganze Ort habe sich für das Treffen rausgeputzt, engagiert und dem Tag beigewohnt. „Wenn es geht soll das Treffen in der Oberpfalz ähnlich schön werden.“. Gute Voraussetzungen für einen würdigen Empfang der Hochzeitslader sind auf jeden Fall geschaffen: Die Kirwaleid- und Kirwakinder Berg, welche die Hochzeitsladerin im Sommer auch trainiert hatte, werden nachmittags Volkstänze zeigen. „Mit „Nix für unguat“ singen wir dann noch freche bayerische Couplets“, lacht die 40jährige. Und am späten Nachmittag gstanzln die oberpfälzer Hochzeitsladerkollegen Weber Bene und Josef „Bäff“ Piendl, begleitet von der Gruppe „Sparifankerl“. „Da wird es sich erfahrungsgemäß so mancher Hochzeitsladerkollege nicht nehmen lassen mitzumachen“, erwartet die Ausrichterin und ist jetzt schon gespannt.

Was aber macht so ein Hochzeitslader überhaupt? „Wir laden auf Wunsch im Vorfeld besondere Gäste mit Gstanzl oder Gedicht ein. Das kommt immer noch hin und wieder als besondere Ehrerweisung vor. Zudem moderieren und leiten wir den Hochzeitslag in humorvoller weiß-blauer Art entsprechend den regionalen Bräuchen sowie den Wünschen des Brautpaars“, fasst Riel zusammen. „Hochzeitslader organisieren alles. Wir beraten das Brautpaar in allen administrativen Punkten sowie hinsichtlich des Tagesablaufes, wie z. B. welche Wirtschaft gut ist, was es zum Essen gibt und welche Musik spielen könnte. Am Tag der Heirat selbst führt der Hochzeitslader dann durch das gesamte Programm und sorgt für einen reibungslosen Ablauf.“

Die letzten Jahre hat Riel mit ihrem Hobby Brauchtumspflege manches erlebt, auch wenn sie aufgrund ihrer Kinder maximal eine Handvoll Hochzeiten im Jahr betreut um genügend Zeit für die Familie und den Beruf zu haben. „Ich mach’ das gern, auch wenn es aus zeitlichen Gründen nur ein paar Mal im Jahr geht“. Die bisher größte Hochzeit sei in der Nähe von Altötting mit nachmittags 350 Gästen gewesen. Sie singt dann auch mal selbstgeschriebene Lieder dem Anlass entsprechend und reimt über amüsante Erlebnisse des Brautpaars, gstanzlt und moderiert. Spaß mache ihr – anstatt einer Brautentführung – mit den Gästen gemeinsam Volkstänze zu tanzen. „Das wird immer mehr gewünscht. Es ist mal was anderes und Jung und Alt besinnen sich aktuell gerne sich auf ihre regionalen Wurzeln und Bräuche. Zudem mögen es die Leute einfach“, berichtet sie. „Kreistänze bringen die Leute sowieso gleich näher z´samm.“

Bericht und Foto: Christa Riel – Hochzeitsladerin mit Herz aus dem Landkreis Neumarkt/Opf (www.die-laderin.de, info@die-laderin.de)

Anhang:

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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