Kultur

Vermögen von ARTS in Traunstein wurde verteilt

Weil keine neue Vorstandschaft gefunden wurde, musste Ende des Jahres 2022 die seit 30 Jahren bestehende  ARTS-Kulturfördervereinigung aufgelöst werden. Nach eingehender Beratung wurde damals beschlossen, dass das Vereinsvermögen zu gleichen Teilen an den Kunstverein Traunstein und den ebenso gemeinnützigen Verein „Freunde des Vereinshauses“ fallen soll. Die Sachwerte, wie Bestuhlung und Vitrinen gingen an die Stadt Traunstein.

Das war zusammengefasst das Ergebnis der mit rund 30 Teilnehmern besuchten letzten Jahreshauptversammlung von ARTS im Schrannensaal des Rathauses. Beim wichtigsten Tagesordnungspunkt, den Neuwahlen der gesamten Vorstandschaft, fand sich kein neuer Vorsitzender. Mehrere Mitglieder der Vorstandschatz hatten bereits Wochen vorher ihren Rücktritt angekündigt. Der bisherige erste Vorsitzende, Patrick Pföß, hatte rechtzeitig alle Mitglieder auf die prekäre Situation hingewiesen. Trotz aller Bemühungen und vieler Gespräche war es nicht möglich gewesen, eine neue Vorstandschaft zu finden.

Gründungsanlass: Renovierung der Klosterkirche                

Anlass für die Gründung der Kulturfördervereinigung ARTS  war im Jahr 1992 die Umgestaltung der 1687 erbauten und 1986 profanierten Kapuzinerkirche in Traunstein zu einem vielseitig nutzbaren, repräsentativen Veranstaltungsraum gewesen. Besonders Sigrid Ackermann, die vor Pföß 20 Jahre lang erste Vorsitzende war, gehörte zu den unermüdlichen Kämpfern für ARTS. Erste Schritte zur Sanierung des ruinösen Inneren waren damals die Trockenlegung und der Verputz der Wände, der Einbau eines Kellers unter dem Altarraum und die Elektrifizierung. So konnte im Oktober 1993 erstmals der „Kunstraum Klosterkirche“ für eine  Ausstellung genutzt werden. Im Laufe der Jahre fanden viele Ausstellungen mit überregional bedeutenden Künstlern und viele hochkarätige Konzerte wie der Traunsteiner Musiksommer und später der Chiemgauer Musikfrühling statt. 1998 erhielt ARTS die Bayerische Denkmalschutzmedaille für ihre Verdienste. Herausragendes Ereignis war in jedem Jahr die Verleihung des Kulturförderpreis an junge Künstler.

Hintergrund für die schlussendliche Auflösung von ARTS war, dass im Jahr 2018 ein neuer Vertrag mit der Stadt Traunstein, dem Eigentümer der Klosterkirche, geschlossen wurde, wonach die Klosterkirche für drei Viertel des Jahres vertraglich von der Stadt Traunstein genutzt werden sollte. Bis dahin hatte ARTS allein über die Belegung der Klosterkirche verfügt, Ausstellungen und Konzerte vergeben. Nun konnte ARTS das neu entstandene Kulturforum Klosterkirche nur noch an zwölf Wochen im Jahr selbst belegen und nutzen. Deshalb musste die Kulturfördervereinigung häufig selbst als Veranstalter auftreten, was jeweils vom ersten ehrenamtlichen Vorsitzenden Patrick Pföß und seinen Stellvertretern organisiert werden musste. Das führte zu einer starken Arbeitsbelastung des im Beruf stark beanspruchten  Musiklehrer, Chorleiter und Komponisten, der die Aufgabe unter diesen Umständen engagiert und gut ausführte, aber schließlich sein Amt als erster Vorsitzender niederlegte.

Alle rechtlichen Schritte vollzogen             

Dr. Wolfgang Giese, Gründungs- und Beiratsmitglied von ARTS und ständiger juristischer Berater des Vorstands, bereitete alle rechtlich notwendigen Schritte zur Auflösung des Vereins vor. Der bisherige Schatzmeister von ARTS, Dr. Ernst Schraube und der zweite Vorsitzende Dr. Thomas Pensler übernahmen im vergangenen Jahr alle notariellen und verwaltungstechnischen Schritte, um die Beschlüsse der letzten Versammlung korrekt abzuwickeln. Wegen der unsicheren Vereinssituation war die Anzahl der Mitglieder in den letzten Jahren auf knapp 130 zurückgegangen. Dennoch war die Finanzlage dank der Mitgliederbeiträge, Spenden und Unterstützungen der öffentlichen Hand positiv. Das Barvermögen belief sich auf rund 9000 Euro, was von den beiden Kassenprüfern Heinz Georg Plikat und Miguel Moritz geprüft worden war. Nach Abzug der Kosten für die Auflösung von ARTS verblieben 7000 Euro, die dem Versammlungsbeschluss gemäß nun dem ersten Vorsitzenden des Kunstvereins Traunstein, Herbert Stahl, und dem Vorsitzenden der Freunde des Vereinshauses Traunstein und Geschäftsführer Konrad Baur übergeben wurde.

Weiter Jugendförderpreise

In der Auflösungsversammlung war eindringlich gefordert worden, dass die Verleihung des Kulturförderpreises im Sinne von ARTS zur Förderung junger Künstler unbedingt weitergehen sollte. Der Kunstvereins Traunstein erklärte sich bereit, im Zusammenhang mit dem Roten Reiter Preis des Kunstvereins, der alle zwei Jahre vergeben wird, künftig auch die Organisation eines Nachwuchspreises für junge, viel versprechende Talente in die Hand zu nehmen. Zur Finanzierung erklärten sich neben Landkreis und Kunstverein Traunstein auch der Lions Club und der Soroptimist Club Traunstein bereit. Zwei Förderpreise mit diesen Sponsoren wurden schon in 2023 vergeben. Im kommenden Jahr 2025 werden im Rahmen der Feierlichkeiten zum 650. Stadtjubiläum und der Jahresausstellung des Kunstvereins die nächsten Förderpreise verliehen.  Das Thema will der Kunstverein passend zum Stadtjubiläum auswählen.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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