Kirche

Podcast: Verständigung mit dem Vatikan

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), beobachtet Fortschritte in der Verständigung zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und dem Vatikan. Die Kommunikation rund um die Fragen des Synodalen Wegs habe sich deutlich verbessert, sagte sie im Podcast „Vom Großen und Ganzen“ der Katholischen Akademie in Bayern und der Wochenzeitschrift „Christ in der Gegenwart“ (Folge vom Freitag).

Sie habe den Eindruck, dass Papst Leo XIV. gut über die Verhältnisse in Deutschland informiert sei und den Reformbemühungen positiv gegenüberstehe. „Ich finde, es gibt Anlass zu Mut oder Zuversicht, und ich kann nur wünschen, dass unser Papst seine Talente entfalten und die Kirche öffnen kann“, so Stetter-Karp.

Die Mitglieder des Synodalen Wegs in Deutschland hätten anfangs unterschätzt, wie leicht hierzulande vertraute Sprachcodes im Kontext der Weltkirche missverstanden werden können: „Wenn man in Peru oder Argentinien ‚System‘ sagt, denkt dort niemand an die Kirche, sondern maximal an die Polizei, die einem aber nicht Freund und Helfer, sondern Teil des Korrupten ist.“ Derartige Missverständnisse hätten aber ausgeräumt werden können. Durch den Austausch im Rahmen der Weltsynode zur Synodalität sei zudem deutlich geworden, dass zentrale Anliegen des deutsches Reformprozesses in vielen anderen Ländern geteilt würden.

Mit Blick auf Einwände Roms gegen die geplante Einrichtung eines Synodalen Rates in Deutschland sagte die Laienvertreterin: „Solange wir die Chance haben, dass wir im Vorfeld erfahren, wo die Knackpunkte liegen, und wir nicht einfach nur die Tür zufallen sehen, würde ich es noch nicht aufgeben.“ Für unverbindliche Gespräche hingegen fände sich im ZdK in Zukunft kaum noch eine Mehrheit.

Zur Rolle der Kirche in der Gesellschaft sagte Stetter-Karp, dass sie ihr Potenzial nur entfalten könne, wenn es gelingt, die eigenen Krisen zu überwinden. Als zentrale Baustellen, an denen sich die Glaubwürdigkeit der Kirche entscheiden werde, nennt die ZdK-Präsidentin die Aufarbeitung des Missbrauchs und die Rolle der Frauen. Sie persönlich stelle die Frauenfrage an erste Stelle und sei „hundertprozentig überzeugt davon, dass es eine Verbesserung wäre, wenn Frauen der Eucharistie vorstehen könnten, wenn sie ihre Berufung leben könnten“. Die Kirche müsse sich fragen lassen, wie lange sie noch an einem Modell festhalten will, das Berufung und Begabung durch Geschlecht begrenzt.

In einer Zeit, in der autoritäre und demokratiefeindliche Tendenzen zunehmen, sieht die ZdK-Präsidentin auch eine politische Verantwortung der Kirchen: Sie fordert, die Scheinlösungen der extremen Rechten im öffentlichen Raum zu „dekodieren“ und ihnen mit Aufklärung und Haltung zu begegnen. Dabei betonte Stetter-Karp, dass das ZdK keine parteipolitische Linie verfolge: „Wir bilden mit unseren 230 Delegierten ein großes Spektrum der Meinungen ab.“ Themen, die dem Laiengremium wichtig sind und zu denen es sich äußere, fänden sich heute nicht mehr nur in einer Partei. Gerade diese Pluralität sei ein Ausdruck demokratischer Reife.

Diese und weitere Themen finden Sie in der Podcast-Folge „Sinnstifter mit schwerem Stand“, ab sofort zu hören auf https://vom-grossen-und-ganzen.podigee.io/8-neue-episode sowie allen gängigen Podcast-Plattformen.

Bericht: Katholische Akademie in Bayern – www.kath-akademie-bayern.de – Foto: Hötzelsperger (Motiv in der Kirche von Westerndorf St. Peter)


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!