Kultur

Pippo Polina begeisterte in Bad Reichenhall

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein außergewöhnliches Ereignis war das Konzert des italienischen Liedermachers Pippo Pollina im Magazin 3. Mit seiner Gitarre, auf dem Klavier und dem ebenso virtuos gespielten Tamburin, vor allem jedoch mit seiner Stimme begeisterte er die Zuhörerinnen und Zuhörer im vollbesetzten Magazin 3, die sich alle sofort nach dem ersten „Vorhang“ am Schluss fast gleichzeitig erhoben, um ihm stehende Ovationen zu erbieten.

Pippo Pollina definierte seinen Auftritt zwar als Solokonzert, doch durch sein Konzept der multimedialen Präsentation vermittelte er den Eindruck für das Publikum, dass es an mehreren seiner früheren Konzerte teilhaben konnte. Auf der Bühne des Magazin 3 stellte er eine Simultaneität mit der Gegenwart her, indem er sich selbst als Sänger im Video doubelte und das betreffende Lied gleichzeitig interpretierte. So war nicht nur jedes einzelne Chanson kunstvoll und bedeutend, sondern der gesamte Auftritt in seiner Vielschichtigkeit wurde zu einer Installation seines Lebens. Alte Lieder, wie „Aspettando che sia mattino“ sang er ebenso wie solche aus seinem neuen Album, zum Beispiel „Se poi“ oder das Titel gebende „Nell’attimo“, bei dem er sich vom Klarinettisten Roberto Petroli begleiten ließ, dessen Part wiederum per Video eingespielt wurde.

Die Vergangenheit aus der Zeit mit seiner Jugendband „Agricantus“ oder mit späteren Szenen als Straßenmusiker, ebenso wie mit gemeinsamen Konzerten mit anderen Künstlern, wie Lenard Bardill, Georges Moustaki und Konstantin Wecker oder mit einem Sinfonieorchester holte er per Video auf die Bühne des Magazin 3 und machte sie „nell’attimo“ („in diesem Moment“) zur Gegenwart. Was für eine tiefschichtige Symbolik! Mit seinem Wissen durch das Studium der Rechtswissenschaften hatte er als politischer Journalist gearbeitet und gegen die Maffia gekämpft. Diese und andere Begebenheiten, wie diejenige mit seinem Großonkel Vinzenzo, die er in „Cinquegrani“ verarbeitete, oder seine Reaktion nach dem Konzert von Konstantin Wecker erzählte er unterhaltsam auf deutsch und bewies, dass er auch ein großes Talent als Entertainer hat.

Einer der vielen Höhepunkte des Abends war sicherlich das Video mit dem Stück „Sambadiò“ mit Werner Schmidbauer und Martin Kälberer, sowie dem Streichorchester der ausverkauften Arena von Verona unter der Leitung von Willy Honnegger – Kleinkunst, die hier ganz besonders groß ‚rauskam. Bei manch anderen Liedern lief der deutsche Text als Untertitel mit. Und Pippo Pollina hatte etwas zu sagen. Seine Botschaft fasste er im letzten Satz des Abspanns nochmals zusammen („Eviva l’amore“): „Es lebe die Liebe, die uns vor Hass und Krieg bewahrt“. Sein Antikriegslied „Signore da qui si domina la valle“ performte er mit dem Sinfonieorchester des Konservatoriums Zürich unter der Leitung von Massimiliano Matesic und gemeinsam mit ihnen im Video im Magazin 3.

In „Il giorno del falco“ („Der Tag des Falken“) mit „Inti Illimani“ auf der Leinwand zitierte er den chilenischen Sänger Victor Jara mit „Ich singe nicht, um zu singen, auch nicht, um eine schöne Stimme zu haben“. Victor Jara sang von Wahrheit und Freiheit. Melancholisch-berührend vermittelte Pollina das, was er der Welt mitteilen wollte. Die italienischen Worte und die Musik verschmolzen dabei zu einer Einheit, die das Publikum in eine Wolke der Begeisterung hüllte. Auf vielen Ebenen konnte es das Konzert genießen, indem es eben in diesem Augenblick („nell’attimo“) die Musik auf sich wirken ließ. Wer des Italienischen mächtig ist, konnte die Lyrik voller Metaphern und Symbolik in den Texten spüren und die Botschaft nicht nur über den Verstand, sondern auch über das Herz aufnehmen. Im „Tag des Falken“ hieß es weiter: „Ich singe für die Gitarre, die Vernunft und Gefühl hat“. Und damit verwirklichte Pollina sein Ziel, die Herzen und den Verstand der Menschen zu erreichen. Der überwältigende Applaus galt nicht nur seiner Stimme, sondern auch seiner Botschaft vom Frieden und von der Aufgabe der Kunst, sich für diesen einzusetzen.

Bericht und Bilder: Brigitte Janoschka:

6757: Pippo Pollina erzählt viel aus seinem Leben und präsentiert es multimedial.

6746 /6831: Eindringlich und ausdrucksstark begleitet sich auf der Gitarre: der italienische Liedermacher Pippo Pollina

6759: Rechts unten auf dem Foto mit Musikern aus seiner Jugendzeit und auf der Bühne im Magazin 3 feiert er den Augenblick mit „nell’attimo“.

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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