Brauchtum

Nachruf für Hochzeitslader-Legende Bertl Heigl aus Heufeld  

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Fast 94 Jahre ist Rupert „Bertl“ Heigl aus Heufeld geworden. Nach kurzer Krankheit überraschend verstorben hinterlässt er bei seiner Ehefrau und der Familie seiner Tochter, aber nicht nur dort eine nicht zu schließende Lücke. Dekan Thomas Gruber aus Hallbergmoos und langjähriger Seelsorger für Heufeld bezeichnete bei der Trauerfeier in der Kirche von Heufeld den Verstorbenen als einen Menschen, der Lebensfreude bis zum Hinübergehen in den Ewigen Heimatboden für sich selbst hatte und gerne auch weitergab „Der Bertl war ein Urgestein seiner Heimat“ – so der Dekan. Die volksmusikalische Gestaltung des Auferstehungs-Gottesdienstes übernahmen mit Gesang und instrumental die Perlseer Dirndl.

Dekan Thomas Gruber erinnerte an die wichtigsten Lebensstationen von Bertl Heigl, dessen Leben mit der Geburt im Elf-Apostel-Haus von Heufeld und im Alter von 14 Jahren mit der Auto-Mechaniker-Lehre bei der Firma Wallner in Rosenheim begann. „Die Kriegszeit brachte es mit sich, dass er mit 15 Jahren den Führerschein machte, dass er mit 16 Jahren ins Wehrertüchtigungslager nach Strupp bei Berchtesgaden kam, dass diesem ein Ausbildungslager an der Ostsee folgte und dass er im Februar 1945 im Alter von 17 Jahren in Dresden bei den Aufräumungsarbeiten nach dem dortigen Bombenangriff eingesetzt wurde“. Zu der nachfolgenden Entwicklung sagte der Dekan: „Nach dem Krieg war der junge Bertl Ofenmechaniker in Tuntenhausen sowie Kraftfahrer und 21 Jahre Heizer im Kesselhaus. Mit 47 Jahren machte er die Wassermeister-Prüfung und war dann bis zum Renteneintritt als Wassermeister für seine Heimatgemeinde tätig“. 1955 heiratete er seine Frau Fanny, sie, ihre Tochter Gitti, Schwiegersohn Hartl und Enkel Markus waren für ihn Auftrieb und Stütze. Heigl war ein vielseitiger Handwerker, mit 90 Jahren kaufte er sich noch ein Schweißgerät, er war aber auch Musikant mit Gitarre und Ziach und vor allem war er leidenschaftlicher Hochzeitslader, dazu sagte der Geistliche: „Die Geselligkeit ist bei Bertl Heigl als Letztes gestorben!“.

Dekan Gruber: „Die Geselligkeit ist bei Bertl Heigl als Letztes gestorben“

Auf dem Friedhof der ehemaligen Pfarrkirche St. Martin in Högling bezeichnete  nach einem festlichen, aber klein gehaltenen Trauermarsch Erster Bürgermeister Richard Richter Bertl Heigl als Vorzeiger-Heufelder und Vorzeige-Brückmühler, der von April 1972 bis März 1991 Wassermeister der Gemeinde war. „Langwirkende Spuren sind hinterlassen, seine Lebensleistung fand 2004 mit der Ehrung mit dem Ehrenbrief der Gemeinde und hernach mit einer weiteren Ehrung durch die Regierung von Oberbayern besondere Anerkennungen“ – so der Bürgermeister. Und für die große Zunft der bayerischen Hochzeitslader, die mit 36 Mitgliedern vertreten waren, sprach Sepp Heinzl aus Tuntenhausen einen Nachruf, dazu unter anderem: „Der Bertl hatte über vier Jahrzehnte an die eintausend Hochzeiten, seine Verserlkünste und sein Gstanzlsingen und sein Einsatz seit der Gründung unserer Gemeinschaft bleiben unvergessen“. Gemeinsam erinnerten die Vorstände Alois Huber und Markus Zehetmaier für den Trachtenverein „D´Mangfalltaler“ Heufeld und für den Bayerischen Inngau-Trachtenverband einen Nachruf, sie sagten: „Der Bertl war von 1946 bis heute, als 76 Jahre aktives und vorbildliches Mitglied, er was Vorplattler, Fähnrich, von 1978 bis 1993 Erster Vorstand und bis zuletzt hilfreicher Ehrenvorstand. Er war ein richtiger `Möglichmacher` bei großen und kleinen Festen“.

Wie sehr der gesellige Bertl Heigl nicht nur bei der Heimat- und Brauchtumspflege abgeht, das zeigten die weiteren Nachrufe des Rauch-Clubs und Sterbeunterstützungsverein Unterheufeld (dem er 66 Jahre angehörte), des Seniorenvereins Brückmühl (der erst letzte Woche beschloss, Bertl Heigl zum Ehrenmitglied zu machen) sowie verschiedene Stammtische und Orts- und Patenvereine, denen der Verstorbene bis ins hohe Alter treu und aktiv verbunden war. Für einen besonderen, äußeren und musikalischen Rahmen sorgten acht Fahnenabordnungen (wegen Corona war die Anzahl eingeschränkt) sowie eine Bläsergruppe aus den Reihen von persönlichen Freunden von Bertl Heigl.

Der eigene Verserl-Dank von Bertl Heigl auf seinem Sterbebild

 Füa mi bracht´s ned

Lang Trauer drong,

helft´s ma liaba

Vergelt´s God song

Füa mei lang´s,

mei glücklich´s Lem,

des ma hod da Hergott gem.

Foto: Hötzelsperger – 1. Eindrücke von den Trauerfeierlichkeiten für Bertl Heigl, der Progoder war und im Alter von fast 94 Jahren verstarb.

  1. Sterbefoto von Bertl Heigl.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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