Brauchtum

Miada-Nähkurs in Kematen

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Prägende Eindrücke hinterlassen hierzulande Mädchen und Frauen bei Umzügen im Dirndlgwand, Schalk oder Spenzer. Es ist ihr „Scheenes Gwand“ mit dem sie bei besonderen kirchlichen und weltlichen Anlässen, Hochzeiten, Gau- und Trachtenfesten Zeichen einer Verbundenheit zu Heimat, Tracht und Brauchtum setzen. Zum Kleidungsstück gehört ein „Steifes Miada“ wie Annamirl Raab, als Leiterin eines speziellen „Miada-Nähkurses“ gegenüber unserer Zeitung erklärte. Die Trachtenausstatterin und Schneiderin folgte einer Einladung von Gautrachtenpflegerin im Gauverband 1, Irmi Impler, die auch als aktives Mitglied dem Trachtenverein GTEV „Edelweiß“ Dettendorf-Kematen angehört.

Für Annamirl Raab war es für sie der dritte gau- und landkreisübergreifende Nähkurs dieser Art. Mit Stolz und gleichermaßen Freude beobachte sie die steigende Resonanz an Trachtenliebhaberinnen, welche die Technik erlernen wollen. Aktuell kommen drei bis vier Kurse pro Jahr mit jeweils zwischen acht und zehn Teilnehmerinnen zustande. Bei manchen Kursteilnehmerinnen mit unterschiedlichen Berufen auch ohne Fachkenntnisse zur Schneiderei und Näherei sei ein lukratives Hobby entstanden. Im Pfarrheim St. Martin in Kematen trafen sich seit Ende Dezember letzten Jahres Kathi Keilhofer (Ramsau/Berchtesgaden), Jutta Kittel (Kirchseeon), Maria Reiser (Lenggries), Maria Ettstaller (Gmund), Agnes Stadler (Berbling) sowie aus Dettendorf und Kematen, Lisi Ranner, Kathi Bielmeier und Theresa Pfatrisch sich Kenntnisse in der Herstellung des Kleidungsstücks anzueignen.

Bei sechs Zusammenkünften bereicherten die Frauen ihr Wissen zu Schnitten mittels Mustervorlagen und Kopien für ein passendes Mieder. Die Stoffe dazu hatten Teilnehmerinnen selbst besorgt und lieferte Annamirl Raab. Ein „Steifes Mieder“ besteht aus Oberstoff, Zwischenfutter, grobes Steifleinen sowie Stoff zum Kleben mit Schreiner- oder Holzleim und die gewünschte Festigkeit zu erreichen. Kunstvolle Muster entstanden mittels „Peddigrohr“, das passend zugeschnitten, zwischen den Lagen eingeklebt wurde. Ein Mieder selbst anzufertigen, bedeute Geduld und Zeit mitbringen, so Annamirl Raab. Ein Anfänger benötige vom Muster, Schnitt, Anpassen und genannten Arbeitsschritten bis zum Einnähen der Haken zwischen 80 und 100 Stunden. Entsprechend widmeten sich die Hobby- und Freizeitnäherinnen neben den Kursstunden auch an Abenden oder Wochenenden dem kunstvolles Kleidungsstück.

So entstanden individuelle Kreationen die zu einer Tracht oder auch festlichem Dirndlkleid zur eigenen Verwendung oder Geschenk von hohem und unschätzbaren Wert. Über ein derartiges Miada, auf entsprechende Größe angepasst, freuten Lisi Ranners Tochter Elisabeth, Kathi Bielmeiers Tochter Anna, sowie das Patenkind von Agnes Staber, Vroni Schlemmer. Alle drei Mädchen wollen ihr edles Mieder bei den verschieden und passenden Anlässen tragen. Auf Anfrage unserer Zeitung, sei allerdings Hilfe und Unterstützung beim Anziehen und Schnüren durch die Mama oder Schwester von Nöten. Der Vorgang vom Kleid bis zur fertigen Frisur dauere durchaus eine Stunde, so Mütter und ihre Töchter. Allerdings lohne sich der Aufwand um schließlich ein ordentliches Erscheinungsbild im „Scheena Gwand“. Um als Nichtschneiderin an ein Mieder zu gelangen, bieten sich Trachtenmärkte, Tauschbörsen über Trachtenvereine oder das Mitwirken und Vermitteln von Trachtenpflegern, wie Annamirl Raab und Irmi Impler abschließend erklärten.

Bericht und Bilder: Peter Strim

2666: Grund zur Freude haben Nähkursleiterin Annamirl Raab (links) und Gautrachtenpflegerin Irmi Impler (rechts) und ihre Kursteilnehmerinnen mit ihren fertigen Miedern: (von links) Elisabeth und Lisi Ranner, Kathi Keilhofer, Maria Ettstaller, Jutta Kittel, Vroni Schlemmer mit Tante Agnes Staber und Maria Reiser

2603: Kursleiterin Annamirl Raab zeigt, wie mit Peddigrohr, eingeklebt in die Stofflagen, kunstvolle Muster entstehen.

2614: Wertvolle Ratschläge bekamen die Kursteilnehmerinnen von Annamirl Raab

2637: Hilfe beim Schnüren vom Miada leistet Lisi Ranner (re) ihrer Tochter Elisabeth

2650: Kunstvolle Muster kommen im Rückenteil des Miadas voll zur Geltung

2654: Einfach schee des Miada von Elisabeth Ranner.

2669: Die Kursteilnehmerinnen haben ihre Arbeit vollendet

 

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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