Grüne Woche Berlin Land- & Forstwirtschaft

Ländliche Entwicklung in Franken

Veröffentlicht von Christina Rechl

100 Jahre alt und kein bisschen überflüssig oder müde! Vielmehr sind die Ämter für Ländliche Entwicklung (ÄLE) in Franken „fit for future“. Das bestätigten den drei Amtsleitern sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf ihrer gemeinsamen Jubiläumsfeier im erweiterten Drei-Franken-Eck in Iphofen unter anderem Bayerns höchster Repräsentant, nämlich Ministerpräsident Dr. Markus Söder, und ihre oberste Dienstvorgesetzte Michaela Kaniber, die Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Das Geburtstagsfest für die 1923 als eigenständige Verwaltungseinheiten der einst königlich-bayerischen Flurbereinigungskommission ins Leben gerufenen Ämter Ober-, Mittel- und Unterfranken mit Sitz in Bamberg, Ansbach und Würzburg ging im Weinlandkreis Kitzingen als Staatsakt mit knapp 250 Gästen über die Bühne – nicht bloß mit Gratulantinnen und Gratulanten aus Politik und Landwirtschaft. Die Aufgaben der ÄLE beschränken sich längst nicht darauf, zerstückelte Flächen in Wald und Flur neuzuordnen. Sie sorgen für Biodiversität, unterstützen die Bevölkerung beispielsweise bei der Dorferneuerung und begleiten interkommunale Allianzen. Dementsprechend hatten auch Naturschutzverbände sowie Organisationen der Heimatpflege Vertreterinnen und Vertreter entsandt. Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer freute sich am meisten darüber, dass vier Kabinettsmitglieder gleichzeitig in seiner Stadt weilten; neben dem Ministerpräsidenten und der Landwirtschaftsministerin auch Europaministerin Melanie Huml und Innenstaatssekretär Sandro Kirchner.

Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu erreichen, wie es in der bayerischen Verfassung festgeschrieben ist, ist das allumfassende Ziel. Das machten die Amtsleiter Lothar Winkler (Bamberg), Wolfgang Neukirchner (Ansbach) und Jürgen Eisentraut (Würzburg) übereinstimmend schon in ihrer Begrüßung deutlich.

Für und mit den Menschen
„Das Jubiläum erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit. Die Ländliche Entwicklung in Bayern ist eine echte Erfolgsgeschichte, die für Gemeinschaft, Regionalität und Beteiligung steht“, so Ministerin Kaniber: „Es braucht immer einen, der anschiebt und einen, der zieht.“ Allein in Franken liefen im Moment 1100 Projekte. Die ÄLE seien dabei Schrittmacher. Die Behörden würden für und mit den Menschen vor Ort arbeiten. „Es ist wichtig, die Leute zu motivieren, damit sie mitmachen“, sagte die Staatsministerin. Es stehe die Freiwilligkeit über dem Ordnungsrecht. Der marktwirtschaftliche Ansatz anstatt des planwirtschaftlichen habe auch den sieben fränkischen Ökomodellregionen eine riesige Akzeptanz beschert. Was die 66 interkommunalen Zusammenschlüsse mit ihren rund 500 Gemeinden in der sogenannten Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) leisten, sei sogar international preiswürdig.

Michaela Kaniber wörtlich: „Daseinsvorsorge ist Dableibevorsorge!“ Mit der Wiederbelebung von Leerständen in den Ortskernen seien die Ämter am „Puls der Zeit“, so die Ministerin weiter. Das gelte auch bei den Themen Klimawandel und Anpassung an den Klimawandel und nannte die Initiative „boden:ständig“. Damit helfen die ÄLE nachhaltig, nach Unwettern das Wasser und den Boden in der Fläche zu halten.

Aufstieg dank Neuordnung
Ministerpräsident Dr. Söder erklärte, die Flurbereinigung sei schon seit dem Mittelalter ein großes Thema und bewirke immer etwas Positives: „Ohne die neuen Strukturen hätte Bayern diesen Aufstieg nicht geschafft.“
„Bayern steht zum ländlichen Raum. Er ist die Seele Bayerns“, stellte Söder fest. Unsere Gemeinden seien Sehnsuchts-, aber keine Geisterorte, weil wir sie attraktiv organisieren: Wir kümmern uns um eine gute medizinische Versorgung überall im Land, stärken die regionale Landwirtschaft und bringen die Digitalisierung voran. Wichtig: „Unsere Ämter für Ländliche Entwicklung tragen dazu bei, die Regionen fit für die Zukunft zu machen.“
„Wir haben verdammt viel Glück, hier leben zu dürfen“, meinte der Ministerpräsident. Er warf auch einen launigen Blick auf die drei Geburtstagskinder: Der Oberfranke trete „kernig“ auf, der Unterfranke wirke wohl wegen seines Weingenusses „am fröhlichsten“ und der Mittelfranke sei eher der „Depressivere“, woran der Club in Nürnberg nicht ganz unschuldig sei.

Impulse von Praktikern
In einer Podiumsrunde blickten drei Praktiker auf ihr Tun zurück und analysierten, warum ihr jeweils zuständiges Amt für Ländliche Entwicklung in Ansbach, Würzburg und Bamberg der ideale Partner war beziehungsweise ist. Die Altbürgermeister von Merkendorf und Hofheim, Hans Popp und Wolfgang Borst, sowie der Bezirksheimatpfleger für Oberfranken, Professor Dr. Günther Dippold, appellierten, den Wandel – egal ob Aufgabe von Milchviehbetrieben, Landflucht oder Leerstand traditioneller Gebäude im Ortskern – stets als Chance zu begreifen. Bei jedem Schritt, um gegenzusteuern, müssten die Bürgerinnen und Bürger eingebunden werden, und sie dürften nicht mehr Kosten haben, wenn sie Vorhandenes sanieren und eben nicht in Randbereichen etwas Neues errichten. Auch Kitzingens stellvertretender Landrat Robert Finster lobte in seinem Grußwort, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÄLE: „Sie haben eine besondere Gabe – sie gewinnen das Vertrauen der Bevölkerung.“

Professor Dippold bezeichnete die Gründung der Flurbereinigungsverwaltung als den Beginn des Genossenschaftsprinzips; „hier entscheiden die Betroffenen selbst“. Ferner attestierte er: „Die Ämter für Ländliche Entwicklung sind heute die größten Denkmalschützer in Bayern. Und einen Altbau erhalten, heißt im Übrigen auch Energie sparen.“

Alle waren sich einig: Wenn es die Ämter für Ländliche Entwicklung noch nicht gäbe, müssten sie schnellstens gegründet werden. Sie und der Sachverstand ihres Personals werden dringend gebraucht.                  dm/bs

Die Festveranstaltung wurde aufgezeichnet. Hier die Ereignisse in voller Länge:
https://www.youtube.com/watch?v=XTrN0mwo31U

Fotos & Text: ÄLE Unterfranken

Redaktion

Christina Rechl

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