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Kopfsache – Ausstellung in Neubeuern

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein großer Teil der ausgestellten Arbeiten ist in den Marken (Italien) entstanden. . Isabella Waldheim arbeitet überwiegend abstrakt; sie setzt die Farben gestisch auf die Leinwand, aber der Stift, der Strich darf nicht fehlen, mit dem sie die Bildfläche strukturiert, formt, bändigt. Auch der Strich erscheint schnell gesetzt und führt dazu, dass man den Eindruck bekommt, die Farbflächen kämpfen gegeneinander.

Ganz neu im Werk Isabella Waldheims sind die Kopfmotive, die auch für den Titel der Ausstellung gesorgt haben. Kopfsachen sind eigentlich rational, nicht von der Intuition, dem Gefühl geprägt. Und doch sitzt natürlich das Gefühl auch im Kopf. Sie können die unterschiedlichsten Kopfgestalten sehen, montiert auf kleine und große Metallgestelle.Auf einem kleinen Wagen findet sich aufgesockelt ein Kasten, der von beiden Seiten bemalt ist. Wie die zwei Seiten einer modernen herben Göttin erscheinen die Gesichter, einmal leicht verborgen hinter Schraffuren. Auf der anderen Seite haben sich die Schraffuren auf die Wange zurückgezogen. Man denkt an eine moderne Variante der Umzüge mit Götterstatuen in der Antike.

Natürlich gibt es auch einfach Gemälde an der Wand hängend mit Köpfen. Wir finden lachende, heitere Gestalten, einige Traumgesichte, düstere gespenstische Gesichte. Achten Sie dabei auf die Materialien, die den Malgrund liefern: alte Weinfilter aus den Marken, Verpackungsmaterial, viel Rauhes, Unebenes, das natürlich zusammen mit dem Gemalten und Gezeichneten wirkt. So erscheinen manche Gesichter wie Fresken, die auf feuchten Putz gemalt wurden, alt, archaisch.

Zu den Skulpturen von Ewald Waldheim, von dem Sie bis jetzt schon einiges als Bestandteile von Isabellas Arbeiten sehen können. Ihm ist die Präsentation, das Arrangement der Arbeiten seiner Frau neben dem eigenen Werk ein großes Anliegen und Vergnügen. Ewald Waldheims Skulpturen bestehen aus Metall, Stein, Ytong mit Stuccolustro, einer Art Kunstmarmor, überzogen, selten Holz, Beton gegossen. Und im Gegensatz zu den meisten modernen Bildhauern fertigt Ewald Waldheim alles selbst, kann also auf ein enormes handwerkliches Wissen aufbauen.

Was sind seine Fragestellungen? Geometrische Körper. Quader, Würfel, Kugeln aufzubrechen, durchlässig zu machen. Hier in der Ausstellung sind es überwiegend Quader.

Zwei Arbeiten, die ursprünglich Stelen waren. Was ist eine Stele? Ein hoher, freistehender, monolithischer Pfeiler“, der hier jetzt Kraft von oben erfahren hat und in Zickzack- Form gedrückt wurde. Dadurch wird aus etwas Statischen etwas Bewegtes, Dynamisches. Denn von unserer Wahrnehmung her haben wir das Gefühl es strebt noch oben, es entfaltet sich. Und das ist bei einigen Bildhauern der Moderne die Frage, wie kann ich in so etwas Statisches wie eine Plastik Dynamik hineinbekommen.

Die Arbeiten Ewald Waldheims zeigen, wie er feste Formen, Körper aufbricht und der natürlichen Dreidimensionalität eines Körpers noch viele Dimensionen hinzufügt. Ein Quader aus Marmor, aus dem ein Fenster geschnitten ist, das aber wieder gefüllt ist mit kurzen Röhren aus Eisen. Edle marmorierte Oberfläche wird neben rostendes Vergängliches gesetzt, Quadratisches neben Rundes und so entsteht Spannung. Oder zwei Quader: beide schlicht weiß, aus dem einen brechen kleine Metallstücke hervor, drücken sich heraus, wie eine Wunde oder Kraftquelle, die aus der reinen glatten Oberfläche herausquillt. Daneben eingesetzt in einen Quader mit Fensteröffnung ein zweiter Quader mit Fensteröffnung, dessen Seite geöffnet und doch verschlossen ist durch eine Metallvergitterung. So erscheint die Arbeit wie zwei überdimensionale Kettenglieder, die aneinandergesetzt sind. Zu guter Letzt eine kleine Stele vor einem gewaltigen schwarzen Hintergrund. Der helle rechteckige Rahmen leuchtet hervor, eingesetzt ein schwarzes Quadrat zwischen Stäben, eine reduzierte menschliche Gestalt eingespannt in einen Rahmen oder einfach der Kontrast von Quadrat und Rechteck, Schwarz und Weiß.

Lassen Sie sich faszinieren von den Kontrasten der Ausstellung, dem Archaischen, dem Ungeordnetem, dem wild Gestischen, der geometrischen Ordnung und wie sie aufgebrochen werden. Und lassen Sie es nicht nur zur Kopfsache werden, sondern auch Ihr Gefühl ansprechen.

Ausstellung bis 30. März in der Galerie Neubeuern

Bericht:  Ulrike Gierlinger, Kunsthistorikerin  – Fotos und weitere Bilder: Waldheim Isabella und Ewald, www.waldheimarte.de


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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