Kirche

Kardinal Marx besucht von Gewalt erschüttertes Ecuador

Veröffentlicht von Christina Rechl

Diözesane Reise als Zeichen der Solidarität und Unterstützung für das Partnerland/Soziale Brennpunkte und Klimaschutz im Fokus

München, 08. April 2024. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, besucht zusammen mit einer diözesanen Delegation von Dienstag, 9. April, bis Mittwoch, 17. April, das südamerikanische Ecuador, das seit mehr als sechs Jahrzehnten das Partnerland der Erzdiözese München und Freising ist. Im Mittelpunkt der Reise stehen Orte und Projekte in einem oft problematischen sozialen Umfeld. Die Erzdiözese München und Freising setzt damit ein Zeichen der Solidarität und fortwährenden Unterstützung, auch in schwierigen Zeiten. Neben der angespannten gesellschaftlichen Lage steht der nachhaltige Umgang mit den Ressourcen für Mensch, Umwelt und Natur im Sinne der Schöpfungsverantwortung im Fokus des Programms.

Aktuell ist die politisch-gesellschaftliche Situation in Ecuador von einer hohen Kriminalität gekennzeichnet, insbesondere organisiertem Verbrechen in Zusammenhang mit dem Drogenhandel. Straßenkämpfe zwischen konkurrierenden Banden, Entführungen, Schutzgelderpressungen, Raubüberfälle und Mord bedrohen das Leben der Bürgerinnen und Bürger und gefährden die politische Stabilität im Land. Mit Kardinal Marx reisen in der achtköpfigen Delegation unter anderem Armin Schalk, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken, Diözesanjugendseelsorgerin Johanna Gressung und Sebastian Bugl, Leiter der Abteilung Weltkirche im Erzbischöflichen Ordinariat München. Vor Ort werden sie begleitet von Markus Linsler, dem Koordinator der Cooperación Fraterna (COFRA), der Partnerschaft für Ecuador.

Statue der Patrona Bavariae als Gastgeschenk für Ecuador
Den Auftakt der Partnerschaftsreise bilden die Feierlichkeiten zur Erneuerung der Weihe Ecuadors zum Herzen Jesu. Diese Weihe fand erstmals vor genau 150 Jahren statt. Erzbischof Luis Cabrera aus Guayaquil, Vorsitzender der ecuadorianischen Bischofskonferenz, und Kardinal Marx feiern aus diesem Anlass am Mittwoch, 10. April, einen Festgottesdienst in der Basilika del Voto Nacional in Quito, in dessen Rahmen die Weihe im Beisein der Bischöfe Ecuadors offiziell erneuert wird. Am folgenden Tag steht ein Treffen mit der ecuadorianischen Bischofskonferenz im Rahmen ihrer Frühjahrsvollversammlung auf dem Programm. Hier wird Kardinal Marx das Gastgeschenk der Delegation vorstellen. Dabei handelt es sich um die Kopie einer barocken Patrona Bavariae aus der Münchner Residenz. Da die 1,20 Meter hohe Figur aus dem 19. Jahrhundert derzeit noch restauriert wird, überreicht der Kardinal vorläufig eine Fotografie der Marienfigur. In Ecuador ist es Tradition, dass zum Beispiel Botschaften anderer Länder für die Basilika Nachbildungen von Madonnenfiguren stiften, die in ihrer jeweiligen Heimat verehrt werden. Für die Münchner Statue ist in einer Kapelle der Basilika in Quito bereits eine Nische reserviert.

Gesprächsabend zu Umweltenzykliken im Livestream
Am Donnerstagabend, 11. April, veranstaltet die COFRA in der Pontificia Universidad Católica del Ecuador (PUCE), der päpstlichen Universität in Quito, ein Vortrags- und Gesprächsforum zu Herausforderungen und Verpflichtungen vor dem Hintergrund der beiden Umwelt-Enzykliken „Laudato Si“ (2015) und „Laudate Deum“ (2023). Vor den rund 120 Teilnehmenden des Forums hält Kardinal Marx ein Impulsreferat mit dem Titel „Von Laudato Si zu Fratelli tutti – Impulse von Papst Franziskus für unsere Zeit“. Bischof José Adalberto Jiménez OFMCap vom Vikariat Esmeraldas im Norden Ecuadors berichtet von seinem oft mit persönlichen Gefahren verbundenen Einsatz für gerechte Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Menschen im Amazonasgebiet. Schließlich wird Avelina Andrea Rogel als Vertreterin der indigenen Gruppen über „Bergbau und die Folgen für Mensch und Natur“ sprechen und dabei auch übergeordnete systemische, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte in den Blick nehmen. Das Forum wird unter https://www.facebook.com/cooperacionfraterna  im Livestream auf Facebook übertragen.

Darüber hinaus wird sich die Delegation im Lauf der Reise mit Juan Andrés Ramírez, dem Präsidenten des Laienrates Consejo Nacional de Laicos (CNL), Nuntius Andrés Carrascosa Coso sowie Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden und der kirchlichen Jugendarbeit treffen. Sie tauschen sich außerdem mit Carlos Ignacio Man Ging aus, Dekan der Theologischen Fakultät der PUCE, der derzeit zum Thema der Prävention sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen forscht.

Besuche in Esmeraldas und der Diözese Latacunga
Der Besuch des Vikariats Esmeraldas bildet einen weiteren Schwerpunkt der Reise. Die Gegend an der nördlichen Küste Ecuadors wird regemäßig von Bandenkriminalität heimgesucht und gilt deshalb seit der Corona-Pandemie in verstärktem Maße als sozialer Brennpunkt. Hier findet eine Begegnung in einem Altenheim statt sowie ein Austausch mit Mitarbeitenden der Pfarreien, der Caritas, verschiedener sozialpastoraler Projekte und kirchlicher Bewegungen. Das zentrale Anliegen dieser Treffen wird es sein, unmittelbar von der Situation der Menschen, ihren Problemen und Anliegen, aber auch von der kirchlich getragenen und geförderten Arbeit für die Menschen vor Ort zu erfahren, beispielsweise in der Suchtberatung, der Gewaltprävention oder dem Kinder- und Jugendschutz. Zudem soll in einer besonders von sozialen Problemen betroffenen Region Präsenz gezeigt werden, die von vielen Einheimischen wie auch Reisenden gemieden wird. In der Kathedrale von Esmeraldas feiert Kardinal Marx einen Gottesdienst, der im Stil der großteils afroecuadorianischen Bevölkerung der Küstenregion gestaltet wird.

Zwei besondere Programmpunkte runden die Reise ab: der Besuch eines Radiosenders in der Diözese Latacunga, der insbesondere der indigenen Bevölkerung eine Stimme gibt, und der Räumlichkeiten des „Fratelli Tutti Ladens“ für ökologische Produkte in Pujilí, der im vergangenen September gemeinsam mit einer Gruppe aus dem Erzbistum eröffnet worden war.

Die Partnerschaft zwischen Ecuador und der Erzdiözese München und Freising entstand während des Zweiten Vatikanischen Konzils aus einer Bekanntschaft zwischen Kardinal Julius Döpfner, damals Erzbischof von München und Freising, und Bernardino Echeverría Ruiz, Bischof von Ambato in Ecuador. Seither pflegen zahlreiche Pfarreien wie Verbände und Organisationen der Erzdiözese München und Freising vielfältige Beziehungen mit dem Partnerland, so der Diözesanrat der Katholiken, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, das Kolpingwerk und die Katholische Landvolkbewegung. Mit jährlich rund 1,8 Millionen Euro unterstützt die Erzdiözese die pastorale und soziale Arbeit der Kirche in Ecuador. Im Jahr 2022 fanden anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Partnerschaft zahlreiche Veranstaltungen und Feiern in beiden Ländern statt. (cs/fho)

Text und Foto: Erzbischöfliches Ordinariat –  Freundschaft mit Ecuador

 

 

 

 

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