Leitartikel

Bayer. Gebirgsschützen: 100 Jahre Landesschützen-Fahne

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Bundesfahne des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien wird am 26.09.2020 100 Jahre alt und wurde am 14.11.1920 in Tegernsee kirchlich geweiht. Die Familie Linsinger stellt dabei bereits in der 4. Generation den Bundes-Fähnrich, der diese Fahne bei den Veranstaltungen des Bundes der Bayerischen Gebirgs-schützen-Kompanien voranträgt.

Der Landeshauptmann des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien Martin Haberfellner und die bayerischen Gebirgsschützen blicken in diesem Jahr, das durch die „Corona-Krise“ mit seinen Auswirkungen ein besonders „stilles“ Jahr ist, auf ein besonderes Ereignis ihrer Landesfahne, nämlich den 100. Geburtstag.

Landeshauptmann Haberfellner erzählt kurz die Geschichte, die mit dem Jahr 1920 beginnt: Auf Einladung des Bayerischen Ministerpräsidenten Gustav Ritter von Kahr haben die bayerischen Einwohnerwehren, die ehrenamtlichen Charakter hatten und  in der auch Gebirgsschützen Dienst getan haben, am 26. September 1920 in München ein Landesschießen durchgeführt. Kronprinz Rupprecht stiftete für dieses Landes-schießen als wertvollen Preis die „Landesschützen-Fahne“. Gewonnen hat die Fahne die Mannschaft des Isarwinkel-Mangfall-Gaus mit den Schützen Karl Rauh aus Tegernsee, Martin Ehner aus Schliersee, Andreas Lettner aus Sachsenkam, dem Singerbauer Schorsch von Rimslrain und Konrad Kellner aus Wackersberg. Oberstleutnant Theodor Kurz, Chef des Isarwinkel-Mangfall-Gaus und Gebirgsschütz in der Kompanie Gmund, nahm den Ehrenpreis stellvertretend für die erfolgreichen Schützen entgegen. Karl Rauh aus Tegernsee soll die Fahne mit nach Tegernsee gebracht haben.

Oberstleutnant Kurz lässt die Fahne am 14.11.1920 in Tegernsee kirchlich weihen. Zahlreiche Verbände und Gebirgsschützen-Kompanien kommen. Ludwig Thoma, der bei der Fahnenweihe selbst zugegen war, liefert das Festgedicht. – Nach Auflösung der Einwohnerwehren 1921 wurde die Fahne in der Tegernseer Schlosskirche in Verwahrung genommen. 1949 ging die Landesschützen-Fahne zu treuen Händen an die Kompanie Tegernsee.

Am 3. Mai 1951 schließen sich 10 der 13 damals in Bayern noch bestehenden Gebirgsschützen-Kompanien zum Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien zusammen. Am 24. April 1952 gibt Hauptmann Sepp Bachmair im Namen der Kompanie Tegernsee die Landesschützen-Fahne als Gründungs-geschenk an den Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien. Seither dient die Landesschützenfahne dem „Bund“ als „Bundesfahne“.

Zum ersten Bundesfähnrich wurde seinerzeit der Tegernseer Josef Linsinger gewählt. Das Amt des Bundesfähnrich ging 1959 auf dessen Sohn Toni Linsinger über und ist seither in der 4. Generation bei der Familie Linsinger. Die zum Jubiläum der Landesfahne gemalte Schützenscheibe, die für das Bundesschießen 2020 als Ehrenpreis gedacht war und leider aufgrund der aktuellen Situation in diesem Jahr nicht ausgeschossen werden kann, zeigt den ersten Bundesfähnrich und den Stifter Kronprinz Rupprecht von Bayern mit der Landesfahne.

Bei vielen für Bayern wichtigen Ereignissen ist die Landesschützenfahne dabei gewesen, wie etwa beim Begräbnis des Kronprinzen Rupprecht 1955, beim Staatsbesuch des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle 1962 in München oder bei den Besuchen von Papst Johannes Paul II. 1987 und Papst Benedikt XVI. 2006 in München, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Landesschützen-Fahne der Bayerischen Gebirgsschützen ist als authentisches Zeugnis der turbulenten Jahre 1919/1920 ein Originaldokument im Rang eines landesgeschichtlich bedeutenden Denkmals der Zeitgeschichte in Bayern. Darüber hinaus symbolisiert sie in ihrer Bildgestaltung – mit dem Bildnis der Patrona Bavariae und dem Schriftzug Landes-Schützen auf weißblauem Rautengrund – die besondere Nähe der Gebirgsschützen zum Land Bayern, zum Haus Wittelsbach und zur Kirche. Und wenn es nach den Gebirgsschützen geht, wird diese Fahne dem Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien auch noch weitere 100 Jahre als Wegweiser vorauswehen.

Literaturhinweis: Weitere Informationen finden Sie in dem vom Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien herausgegebenen Jubiläumsband „Schwarz fest im Aug Im Herzen weiß und blau“ 2001

Bericht und Fotos: Bund Bayerischer Gebirgsschützen / Robert Stumbaum

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

1 Kommentar

  • Der Singerbauer Schorsch aus Rimslrain schrieb sich Weinbuchner Georg und war mein Opa darauf bin ich stolz viele Grüße Weinbuchner Georg

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