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160 Jahre Veterenanverein Frasdorf

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Es waren nur wenige Helden, es waren viele Opfer und auch einige Täter unter den Millionen Soldaten, die in den Kriegen des 20. Jahrhunderts ihr Leben verloren. Der alte Begriff vom Heldengedenken hat sich in den vergangenen 70 Jahren von selbst erledigt, geblieben ist das Andenken an die vielen jungen Männer, die ihr Leben irgendwo auf einem der Schlachtfelder Europas verloren haben. Geblieben ist die Erinnerung an das Grauen und an das sinnlose Sterben mehrerer Generationen“. Klare Worte sprach Pfarrer Johannes Palus beim Gedenkgottesdienst zum 160-jährigen Bestehen des Frasdorfer Krieger- und Reservistenvereins in der voll besetzten Pfarrkirche Sankt Margaretha. Die drei Fahnen des Festvereins sowie 20 Fahnen der Ortsvereine und der Veteranenvereine aus der Nachbarschaft säumten den Altarraum, die Musikkapelle Wildenwart umrahmte den Gottesdienst musikalisch. „Nach ihrer Heimkehr aus Krieg und Gefangenschaft fanden sich die Soldaten in den Veteranenvereinen zusammen, um miteinander das Geschehene aufzuarbeiten, oftmals krank an Leib und Seele. Heute spricht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), damals kannte man den Begriff noch nicht, die Betroffenen wollten sich ihre Erlebnisse von der Seele reden und das ging am Besten mit anderen, die das gleiche erlebt hatten. Wer nicht dabei gewesen war, hatte kein Verständnis für die sich ständig wiederholenden Erzählungen über Not und Krieg“. Es sei bei diesen Geschichten nur selten um Helden und Auszeichnungen gegangen, meist wurden die ganz alltäglichen und banalen Geschehnisse wieder nach vorne geholt und erzählt.

Pfarrer Palus dankte dem Frasdorfer Verein für den Erhalt und die Pflege der Denkmäler im Ort. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde haben es die Frasdorfer Veteranen geschafft alle Erinnerungsstätten an die Gefallenen im Dorf wieder herzurichten. Diese erinnerten nun auch nach 70 Jahren Friedenszeit in Deutschland immer noch an die letzten drei großen Kriege und bewahrten damit das Gedenken an die Männer aus dem Dorf, die nie mehr nach Hause kamen. Er bat die Gläubigen für den Frieden zu kämpfen, so paradox das klinge. Der Friede falle nicht einfach vom Himmel, sondern man müsse sich mit allen Kräften darum bemühen und ihn ständig verteidigen. Dabei beginne der Friede im Kleinen: in der Familie, in der Nachbarschaft und in der Gemeinde.

„Wir wollen die Verbundenheit der heutigen Generation mit den vermissten und gefallenen Gemeindebürgern über alle Generationen hinweg zum Ausdruck zu bringen“, so Veteranenvorstand Hans Winkler beim Libera am neu gestalteten Kriegerdenkmal. „Unser besonderer Dank aber gilt den Angehörigen der Bundeswehr und den Reservisten, die unter Einsatz ihres Lebens durch ihren Dienst aktiv zum Erhalt des Friedens in unserer Zeit beitragen und all denen, die diesen Einsatz in den letzten Jahren bereits mit ihrem Leben bezahlt haben“.

Ein kurzer Festzug führte die Festteilnehmer durch das geschmückte Dorf zum Platz vor dem Rathaus. Hier feierte der älteste Frasdorfer Verein sein 160-jähriges Bestehen und ganz Frasdorf feierte mit dem Traditionsverein mit. Der Verein ist im Frasdorfer Dorfleben recht rührig, bei allen Veranstaltungen sind die Veteranen mit dabei. Da war es für die anderen Ortsvereine selbstverständlich, zum 160-jährigen Jubiläum zu kommen. „Die Soldaten- und Kriegervereine sind die großen Bewahrer des Friedens“, sagte Hans Winkler, „aus eigenem Erleben wissen sie, was ein Krieg bedeutet und wollen ihn für sich und ihre Nachkommen ein weiteres Mal verhindern. Wir werden auch in Zukunft die drei Aufgaben des Vereines in unserem Dorf erfüllen: wir werden das ehrende Andenken an die gefallenen und vermissten Kameraden wach halten, wir werden uns um den Erhalt der Kriegerdenkmäler kümmern und wir werden weiterhin die Kameradschaft in unserem Verein pflegen“. 151 Mitglieder gehören dem Verein derzeit an, davon sind noch vier Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs, einer wurde für seine Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt. Den letzten vier Kriegsteilnehmern Josef Aiblinger, Sebastian Bauer, Josef Pichl und Horst Wagner überreichte der Veteranenvorstand eine Dankurkunde für ihre 60-jährige aktive Mitgliedschaft, sie traten 1957 beim 100-jährigen Bestehen in den Verein ein. Leopold Baumgartner, Josef Heinrich, Rudolf Keil, Konrad Neumayr und Peter Stoib erhielten das goldene Ehrenzeichen des Vereins für 50-jährige Mitgliedschaft, weitere 23 Mitglieder wurden mit dem silbernen Ehrenkreuz für 40 Jahre ausgezeichnet.

Ursprünglich nannte sich der Verein auch in Frasdorf wie überall in der Region Veteranen- und Kriegerverein. Da die Krieger und Veteranen im Verein immer weniger wurden und die Reservisten der Bundeswehr zahlenmäßig einen immer größeren Anteil erhielten, beschloss der Verein 1974 sich in Krieger- und Reservistenverein Frasdorf umzubenennen. 1979 und 2010 richtete die Gemeinde Frasdorf – und mit ihr der Krieger- und Reservistenverein Frasdorf-Umrathshausen – den Gedenkgottesdienst für die Gefallenen des Chiemgaus auf der Kampenwand aus. 1982 feierte der Verein das 125-jährige Bestehen, 57 Krieger-, Reservisten und Veteranenvereine waren beim Fest mit dabei, ebenso gut besucht war das Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen im Jahr 2007.

Unter den Vorständen Anton Rieder, August Wörndl, Georg Mayr, Wolfgang Michel und Hans Winkler beteiligten sich die Frasdorfer in den letzten 70 Jahren an allen Festen der Interessengemeinschaft der Krieger- und Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim, sie nahmen an den Ausflügen der IG Rosenheim teil, besuchten die Veteranenfeste in der Nachbarschaft und begehen alljährlich ihren Jahrtag im Wechsel in Frasdorf und Umrathshausen.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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